Oh Mei[ja]

Über das Maya`[nische] Weltuntergangsszenario... und...
andere rau[h]e Sitten


„Heute ist Weltuntergang!“
– sagen die Mayas oder solche, die sich für Himmelsverkündiger, Welt[unter]gangspropheten und anderlei[d] Heilsbringer halten.

„Wann`s so untageht“, meint der Nachbar am Wirtshaustisch gegenüber mit einem Kopfnicken zum Fenster, „dann fall ma wenigst`ns woach!“

Ich nicke ihm zustimmend zu, denn hier in den Bergen, wo es in den letzten zwölf Stunden bald zwanzig Zentimeter geschneit hat, geht sie nicht unter. Da sind wir uns in der guten Stube, in der wir bei einander sitzen, sicher. Da kündigen allenfalls die weissen Schneeboten von der ganz „staad`n“ Zeit, die nun anbricht. Mit der heute „mageren“ Rau[h]nacht. In wenigen Stunden, wenn der Uhrzeiger vom einundzwanzigsten auf den zweiundzwanzigsten Dezember vorrückt.

Natürlich gibt es keine wissenschaftlichen Belege für diese rau[h]en Nächte, in denen man „zoa loust“, also zu-hört, „nei loust“, hinein hört [in sich] in die Nacht, was sie einem zum „d`azölln“, zum Erzählen hat.
Ob sie [einem] von Zufriedenheit und Aufgeräumtheit kündet oder ob sie einen mit Unruhe, Sorgen und Ängsten plagt. Dann wird es höchste Zeit, aufzuräumen, alten Ballast abzuwerfen, ihn und damit [d]einen alten Lebensabschnitt untergehen zu lassen, wie bei den Mayas, über deren Kalender sich die Gelehrten, die echten Wissenschaftler, ja selber uneins sind, ob er heute [noch] gilt. Ein paar glauben ja [und sagen es einem hinter vorgehaltener Hand], dass sich irgendeiner der findigen Public-Relations-Spindoktoren verrechnet hat, wenigstens um ein paar [Hundert] Jahr`...!

„Ois` Absicht“, sagt mein Gegenüber am Wirtshaustisch, „die wolln do bloß jeds Joa wos Neias vakaffa! An Umsatz o: kurbeln, weil d`Leit sonst nix mehr kaffa dat`n, weil`s ois hamm!“

Egal also, ob heute die Welt untergeht oder die Rauhnächte beginnen...
„Die Zeit draht se weida! So oder so!“ - sagt der andere.

Mir persönlich ist das mit den Rauhnächten sowieso sympathischer, nahe liegender als das spiritistische Weltuntergang szenerieren.

Die Rau[h]nächte haben etwas Bodenständiges.
Sie wurzeln in germanischen und keltischen Überlieferungen und sorgen lediglich dafür, das Ende des Sonnenjahres mit dem des Mondjahres wieder in Einklang zu bringen.
Vielleicht ist es auch das, liebe Leserinnen und liebe Leser, Kommentator[innen], was die Mayas uns wirklich sagen wollten, dass wir endlich inne halten und unsere eigene [innere] Welt mit der da draußen [den Menschen in der Familie oder von nebenan} in Einklang bringen mögen und dieser eine Spindoktor hat es nur falsch ausgelegt!?

Als ich das dem Nachbar sage, meint der: „Ko scho sei“.
Er sinniert eine Weile vor sich hin und dann kommt ganz langsam die Rückfrage: "Wia sollen des nacha ausschaugn mit dem Einklang?"

Also... ich hole tief Luft und führe aus:
365 Tage braucht die Erde bis sie im Verlauf eines Jahres einmal um die Sonne herum gewandert ist.
Nur 354 Tage benötigt der Mond für seinen Umlauf um die Erde.
Zieht man vom Sonnenjahr das Mondjahr ab, bleiben genau elf Tage bzw. zwölf Nächte übrig.
Das sind die Rau[h]nächte.
Bei uns in der Waldheimat haben die „Alten“ in früheren Zeiten [welche noch bis in die 1970er Jahre hinein galten] auch von "d`Zwölften“ gesprochen: Zwölf Tage, die zwischen Weihnachten und Heilig Drei König diese Zeitdifferenz zwischen dem Mondjahr und dem Sonnenjahr ausgleichen sollen.

Egal wie tief katholisch eine[r] war, die [keltischen] Rau[h]nachts-Bräuche waren gerade den Ur-Bajuwaren [die ja allesamt von den Kelten abstammen] „heilig“. Je nachdem, wie einer die „Zwölften“ berechnet [da verhält es sich ähnlich wie mit dem Mayakalender], beginnen sie eben schon mit der „Wintasunn-Wende“ in der heutigen Thomas-Nacht, wie der 21. Dezember im Jargon genannt wird.

„Wos isn nacha bei eng drobn in da Waldhoamat so Brauch`“ – fragt mich der Nachbar.
Das gibt es eine Menge „Waidla“-Bräuche, sage ich ihm. Die wechseln teilweise von Ort zu Ort, sind von Familie zu Familie verschieden. Im Kern ist jedoch allen gemeinsam: das „Lousen“ – das Hinhören. Daher werden die Rau[h]nächte bei uns in der Waldheimat auch gern als „Losnächte“ bezeichnet.

Oberstes Gebot allerorten:
In der nun anbrechenden Zeit nur die notwendigsten Arbeiten zu verrichten. Eine der ehernsten Regeln ist es, in den Rau[h]nächten keine Wäsche aufzuhängen. Daher wird Hinterwald[vielerort]s ab sofort nicht mehr gewaschen, höchstens Socken oder Unterwäsche. Die hängt tagsüber in der „Kuchl“ [Küche] zum Trocknen über dem Herd. Sobald die Dämmerung anbricht, nimmt sie die Bäuerin herab; faltet sie und wickelt sie – falls sie nicht trocken wurde – in baumwollene Tücher, um sie vor den Augen der „Drud“ und anderen Hexenwesen zu verbergen, damit die damit nicht nächtens ihren Schabernack treiben.

Ein anderes Gebot...
...das es in der digitalisierten Welt zwar nicht mehr gibt, das in seiner Symbolik jedoch durchaus weiterhin seine Wirkkräfte entfaltet:
Vor hundert Jahren gab es auf vielen Waldlerhöfen noch Spinnräder. Auch die hatten still zu stehen.

„Die gibt’s doch heid nirgends mehr“ – unterbricht mich der Nachbar.
Das nicht, aber die Spinnräder sind den Rau[h]nacht-fürchtigen Menschen in der Waldheimat mittlerweile ein Symbol dafür, das Rad der hektischen Zeit immer mal wieder für einige Tage still stehen zu lassen. Vor allem zu den Rau[h]nächten. Es ruhig angehen. Selber ruhen und rasten. Das ist das Sinnbild, das im "Spinnrad" liegt, das vielerorts zur Deko in einem Stubn-Eck steht. Quasi wie zur Mahnung.

„Was habt` S` n nacha gmacht an dene To:g“ – werde ich gefragt und ob das nicht langweilig sei, den ganzen Tag herum zu sitzen und nachzudenken?

"Herumsitzen" bedeute natürlich nicht, dass man den ganzen Tag nichts tut. Schließlich gibt es eine ganze Reihe netter Bräuche, mit denen sich die Menschen oben im Hochwald die Zeit vertreiben.
Dazu gehört das Orakeln, v.a. das sog. Liebes-Orakeln. Das wird besonders heute am Thomas-Tag, dem 21. Dezember, praktiziert.

Zum Beispiel das „Apfelschalen werfen":
In der Thomasnacht [also heute Nacht, wenn andernorts die Welt untergeht] kommt man im Hochwald gesellig zusammen, hockt sich um den großen eichernen Küchentisch, trinkt Schnaps und isst „Apfel, Nuss und Mandelkern“ miteinander. Die jungen Mädchen [gilt aber auch für die weiblichen wie männlichen Singles in der heutigen Zeit ;-) ] wählen dabei einen Apfel aus und schälen ihn so, dass die Schale dabei möglichst lange nicht abreißt. Die nimmt man dann und wirft sie rücklings über den Kopf nach hinten auf den Boden. Der Buchstabe, der sich dabei bildet, kündigt den Anfangsbuchstaben des künftigen Liebsten an!

„Also det probier`n wa` aus, wa`?“ – mischt sich nun ein anderer erheitert ein, erhebt sich und geht hinaus, um bei der Wirtin ein Sackerl Äpfel zu ordern.

Das beste kommt zum Schluss, sage ich mit einem Augenzwinkern zum Gegenüber, worauf der und auch seine Frau ein wenig näher heranrücken: Es ist das Bettstatt Treten!

„Oha…“ – meint der Nachbar und zu seiner Frau „deafst Du des aa hörn?“

In früherer Zeit war es sogar nur ein Brauch für Frauen, kläre ich auf und die Frau Nachbarin feixt und streckt ihrem Mann die Zunge raus.

Allerdings – in unseren modernen Zeiten – meine ich, dass – unter Gender-Aspekten [weil es doch keine Benachteiligung von Frau und auch Mann mehr geben dürfen soll] auch Männer es tun könnten, die Single sind… denn das ist die Voraussetzung dafür, dass es funktioniert… sonst gibt`s hernach nur ein Durcheinander… ;-)

Also, liabe Leid, falls Ihr des ausprobiern wollts...
dahoam oder da draußen in der Welt, in den Regionen, wo sie hernach nicht untergeht ;-)
Vor dem Schlafen gehen heute Abend, Schuhe ausziehen und auf „der Bettstatt“ [gemeint ist das Bett] herumtreten und dabei folgenden Vers laut rufen:

„Bettstatt, i tritt di,
heiliger Thomas, i bitt di,
lass mir erscheinen
den Herzallerliebsten
meinen“

„Oh Mei... oh Mei...." - ist da ein Seufzer aus der Ecke zu vernehmen.

Jetzt könnt`s davon halten, was wollt`s!
Zumindest für heut`, liebe Leserinnen und Leser, Kommentator[inn]en, denn damit endet meine heutige Sage[Märche]n-Stunde über die Mayas und was sie mit den Rau[h]nächten gemeinsam [oder nicht] haben.

Und bitt`schön,
lasst`s Euch die nächstn Tag`
bloß nicht ins Boxhorn jagen
:-))
1500 mal gelesen
Robert (Gast) - 21. Dez, 18:40

Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht.
Jesaja 9,1

Dass uns allen ein Licht aufgeht, dafür kann uns das Fest des Friedens die Augen öffnen.
Frohe Festtage!

Teresa HzW - 24. Dez, 07:48

Auch Ihnen, lieber Robert,
frohe Weihnachten!
Gast (Gast) - 21. Dez, 21:02

nach welcher zeitrechnung geht das mit dem weltuntergang mez oder suedamerikanische?

Teresa HzW - 24. Dez, 07:43

...nach keiner, denn die Welt steht nach wie vor :-)

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