Percorso di purificazione
Der Weg der Läuterung
Es gibt Sehenswürdigkeiten, die man im Urlaub vielleicht [?] auslassen sollte!? Da sie schlechtes Karma besitzen, wie esoterische Mystiker sagen würden. Oder weil sie „Nomen es omen“ einer selffullfilling prophecy, einer sich selbst erfüllenden Offenbarung, gleichen.
Wie jener historische Garten, dessen Wege ich beschritt: Ein italienischer Garten, angelegt in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, dessen heute noch perfekt funktionierender Wassergarten einen auf den ersten Blick verzaubert. Siebzig Skulpturen und noch einmal so viele Kleinskulpturen scheinen auf einer Fläche von fünfzehn Hektar mit unzähligen alten Bäumen und Büschen zu kunstvollen Bauwerken, Bächen, Wasserfällen, Brunnen, Wasserspielen und Fischteichen miteinander zu verschmelzen. Über allem herrscht die Göttin der Natur und der wilden Tiere, der Verwandlungen und der Wunder: die Diana. Die barocke Parkanlage ist eine kunstvolle Welt, in der man bald Raum und Zeit vergisst, während man auf ihren Wegen dahin schreitet, sich im Spiel der Wasserfontänen ins Jenseits träumt und ihrem mannshohen Labyrinth aus Buchsbäumen beinahe verirrt. Bis man sich unversehends einer monumentalen Statue gegenüber findet, die die Zeit und die Mühsal [des irdischen Lebens ?] darzustellen scheint. Ein Wesen halb Mann, halb Engel: mit muskulösem Oberkörper und markantem Männerhaupt, dem aus dem Rücken Engels gleiche zarte Flügel wachsen. In seinem Nacken drückt ihn ein Meter hoher Steinquader fast zu Boden. Zumindest bringt er ihn ins Wanken, lässt ihn straucheln. Doch mit seinen beiden, feingliedrigen Engelshänden umschließt er fest die Sanduhr, die ihm trotz der Last [des Lebens?] niederdrückt. Als Besucher lässt sich nicht erkennen, ob die Sanduhr noch halbvoll oder bereits halbleer und wie viel Zeit ihm [einem selbst?] noch verbleibt… für das Leben auf irdischem Boden, das er fest verankert auf dem Sockel auf dem aufgeschütteten Erdwall verbringt: In auf den ersten Blick idyllischer, auf den zweiten auch heimtückischer Umgebung; eingebettet in einen Schatten spendenden Wald aus Bäumen, Farnen, intensiv duftenden Sträuchern und Blüten. Ein paradiesischer Ort? Beinahe! Wären da nicht die Wege, die mit spitzen Kieselsteinen kurvig bergan ins dichte Gestrüpp führen. Wege, die auf unebenen Steinen in eine andere Richtung hinab, auf ausgetretenen, glatten Marmortreppen ins dunkle Grün hinaus oder auf sorgsam gepflegtem Waldboden weiter führen. Wege der Mühsal. Irrwege. Wege der Last. Wege, die es zur eigenen Läuterung, auf dem Weg zur [eigenen ?] Erlösung zu beschreiten gilt. Bevor einem die Transzendenz erlaubt, über die gewöhnlichen Schranken von Raum und Zeit zu [ent]schweben. Bevor man den Weg zwischen Immanenz und Transzendenz zwischen den anderen Statuen und Brunnen fortsetzt, die sinnbildlich die Insel der Zeit und des Raumes einrahmen. Jedenfalls lautet so meine Interpretation…
In solch Gedanken erreiche ich die Stufen mit den Panthertieren, die die Verse von Dante ins Gedächtnis rufen. Die Inschrift eines Sonetts verziert die Stufen und erklärt auf verschiedenen Ebenen die Bedeutung dieses wundervollen Gartens, der mir eigentlich mehr eine Parkanlage ist. Verzaubert genieße ich den Blick auf den „Brunnen der Verzückung“, der tatsächlich so genannt, und die Villa, die sich dahinter erhebt und über diesen „Giardini“ thront - die Villa Barbarigo. Ihr zu Füßen: die acht Allegorien der Tugenden des Herrn, die diesen Brunnen der „Verzückung“, man könnte auch sagen der Offenbarung, umgeben.
Verzückung und Offenbarung liegen in diesen Tagen einer italienischen Reise wahrlich dicht beieinander. Die Verzückung über den genialen Intellekt, der in der Einfachheit vieler dieser Gartenanlagen und in der Pracht dieser Bauten der Renaissance steckt. Offenbarung, weil die Schönheit einen zu blenden vermag, verdeckt, welche Mühsal hinter dem monetären Erhalt und aufwendigen, jahrelangen Restaurationen steckt. Offenbarung, weil das Leben in einem solchen antiken Bau des 17. Jahrhunderts, auch dessen Schattenseiten offenbart: Rustikales [Er]Leben mit allen [Schatten]seiten, die nachts zum Vorschein kommen: Seltsame raupenartige Stechtierchen, die sich am Blut vormals feindlicher, dann durch Gaius Julius Cäsar unterworfene Teutonen erfreuen. Bis hin zu einer Abart des Schwarzen Skorpions, der sich dank Klimawandels zunehmend breit und auch vor dem Emporklettern an innen liegenden Hauswänden nicht Halt macht. Wiewohl ich denke, dass vieles Ungetier nächtens zwischen die Ritzen der frei liegenden Dachpfannen herein kriecht und sich herabfallend… [ich will nicht schreiben einnistet].
Nächtigte man hier ein oder zweimal merkt man es nicht sogleich, bei längerem Aufenthalt ist`s dann mit der Erholung nicht mehr so weit her… Insofern wird mir diese Barchessa, in der wir gerade leben, zur „Läuterung“! Da dieser Ort, ehdem eine „Gaiano“, eine Kornkammer, wie ich zwischenzeitlich weiß, aus dem Innern ihres Meter dicken Mauerwerks den alten Korngeruch aus jeder ihrer Ritzen und Poren ausschwitzt. Daher wohl auch all dies mehrfüsslige Getier, das sich leidenschaftlich über unsere Füße hermacht. Ferner die dicken „Batzl“-Augen“, die uns jeden Morgen aus einem Badspiegel anstarren. Da läuft irgendwann jede noch so gut gemeinte Hilfestellung des Patrone in Form flüssigen Rots oder perlendem Weiß` leer. Zumindest sorgt die Liter schwere Dröhnung dafür, dass man irgendwann spät nächtens doch einschläft...
...während die
Gottesanbeterin wacht!
;-)
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Es gibt Sehenswürdigkeiten, die man im Urlaub vielleicht [?] auslassen sollte!? Da sie schlechtes Karma besitzen, wie esoterische Mystiker sagen würden. Oder weil sie „Nomen es omen“ einer selffullfilling prophecy, einer sich selbst erfüllenden Offenbarung, gleichen.
Wie jener historische Garten, dessen Wege ich beschritt: Ein italienischer Garten, angelegt in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, dessen heute noch perfekt funktionierender Wassergarten einen auf den ersten Blick verzaubert. Siebzig Skulpturen und noch einmal so viele Kleinskulpturen scheinen auf einer Fläche von fünfzehn Hektar mit unzähligen alten Bäumen und Büschen zu kunstvollen Bauwerken, Bächen, Wasserfällen, Brunnen, Wasserspielen und Fischteichen miteinander zu verschmelzen. Über allem herrscht die Göttin der Natur und der wilden Tiere, der Verwandlungen und der Wunder: die Diana. Die barocke Parkanlage ist eine kunstvolle Welt, in der man bald Raum und Zeit vergisst, während man auf ihren Wegen dahin schreitet, sich im Spiel der Wasserfontänen ins Jenseits träumt und ihrem mannshohen Labyrinth aus Buchsbäumen beinahe verirrt. Bis man sich unversehends einer monumentalen Statue gegenüber findet, die die Zeit und die Mühsal [des irdischen Lebens ?] darzustellen scheint. Ein Wesen halb Mann, halb Engel: mit muskulösem Oberkörper und markantem Männerhaupt, dem aus dem Rücken Engels gleiche zarte Flügel wachsen. In seinem Nacken drückt ihn ein Meter hoher Steinquader fast zu Boden. Zumindest bringt er ihn ins Wanken, lässt ihn straucheln. Doch mit seinen beiden, feingliedrigen Engelshänden umschließt er fest die Sanduhr, die ihm trotz der Last [des Lebens?] niederdrückt. Als Besucher lässt sich nicht erkennen, ob die Sanduhr noch halbvoll oder bereits halbleer und wie viel Zeit ihm [einem selbst?] noch verbleibt… für das Leben auf irdischem Boden, das er fest verankert auf dem Sockel auf dem aufgeschütteten Erdwall verbringt: In auf den ersten Blick idyllischer, auf den zweiten auch heimtückischer Umgebung; eingebettet in einen Schatten spendenden Wald aus Bäumen, Farnen, intensiv duftenden Sträuchern und Blüten. Ein paradiesischer Ort? Beinahe! Wären da nicht die Wege, die mit spitzen Kieselsteinen kurvig bergan ins dichte Gestrüpp führen. Wege, die auf unebenen Steinen in eine andere Richtung hinab, auf ausgetretenen, glatten Marmortreppen ins dunkle Grün hinaus oder auf sorgsam gepflegtem Waldboden weiter führen. Wege der Mühsal. Irrwege. Wege der Last. Wege, die es zur eigenen Läuterung, auf dem Weg zur [eigenen ?] Erlösung zu beschreiten gilt. Bevor einem die Transzendenz erlaubt, über die gewöhnlichen Schranken von Raum und Zeit zu [ent]schweben. Bevor man den Weg zwischen Immanenz und Transzendenz zwischen den anderen Statuen und Brunnen fortsetzt, die sinnbildlich die Insel der Zeit und des Raumes einrahmen. Jedenfalls lautet so meine Interpretation…
In solch Gedanken erreiche ich die Stufen mit den Panthertieren, die die Verse von Dante ins Gedächtnis rufen. Die Inschrift eines Sonetts verziert die Stufen und erklärt auf verschiedenen Ebenen die Bedeutung dieses wundervollen Gartens, der mir eigentlich mehr eine Parkanlage ist. Verzaubert genieße ich den Blick auf den „Brunnen der Verzückung“, der tatsächlich so genannt, und die Villa, die sich dahinter erhebt und über diesen „Giardini“ thront - die Villa Barbarigo. Ihr zu Füßen: die acht Allegorien der Tugenden des Herrn, die diesen Brunnen der „Verzückung“, man könnte auch sagen der Offenbarung, umgeben.
Verzückung und Offenbarung liegen in diesen Tagen einer italienischen Reise wahrlich dicht beieinander. Die Verzückung über den genialen Intellekt, der in der Einfachheit vieler dieser Gartenanlagen und in der Pracht dieser Bauten der Renaissance steckt. Offenbarung, weil die Schönheit einen zu blenden vermag, verdeckt, welche Mühsal hinter dem monetären Erhalt und aufwendigen, jahrelangen Restaurationen steckt. Offenbarung, weil das Leben in einem solchen antiken Bau des 17. Jahrhunderts, auch dessen Schattenseiten offenbart: Rustikales [Er]Leben mit allen [Schatten]seiten, die nachts zum Vorschein kommen: Seltsame raupenartige Stechtierchen, die sich am Blut vormals feindlicher, dann durch Gaius Julius Cäsar unterworfene Teutonen erfreuen. Bis hin zu einer Abart des Schwarzen Skorpions, der sich dank Klimawandels zunehmend breit und auch vor dem Emporklettern an innen liegenden Hauswänden nicht Halt macht. Wiewohl ich denke, dass vieles Ungetier nächtens zwischen die Ritzen der frei liegenden Dachpfannen herein kriecht und sich herabfallend… [ich will nicht schreiben einnistet].
Nächtigte man hier ein oder zweimal merkt man es nicht sogleich, bei längerem Aufenthalt ist`s dann mit der Erholung nicht mehr so weit her… Insofern wird mir diese Barchessa, in der wir gerade leben, zur „Läuterung“! Da dieser Ort, ehdem eine „Gaiano“, eine Kornkammer, wie ich zwischenzeitlich weiß, aus dem Innern ihres Meter dicken Mauerwerks den alten Korngeruch aus jeder ihrer Ritzen und Poren ausschwitzt. Daher wohl auch all dies mehrfüsslige Getier, das sich leidenschaftlich über unsere Füße hermacht. Ferner die dicken „Batzl“-Augen“, die uns jeden Morgen aus einem Badspiegel anstarren. Da läuft irgendwann jede noch so gut gemeinte Hilfestellung des Patrone in Form flüssigen Rots oder perlendem Weiß` leer. Zumindest sorgt die Liter schwere Dröhnung dafür, dass man irgendwann spät nächtens doch einschläft...
...während die
Gottesanbeterin wacht!
;-)
Teresa HzW - 16. Sep, 14:12 - Rubrik Andern[w]Orts