„Sack{r}at[t]e{r}] Oasch“
Und es begab sich zu der Zeit…
...eine kleine Geschichte...
...des Chauvinismus, der Diskriminierung, der [Frau…] {pardon} Menschenf[r]eindlichkeit…
…als ich einmal einer Einladung gefolgt…
Ein hoher Politiker hatte geladen; eigentlich wollte ich nicht hingehen. Denn Reden von Menschen, die das Leben nicht kennen, weil sie nur eines bisher gesehen: Ihre Partei[seelig] machende Welt. Davon halte ich nicht viel. Zudem: Was will mir einer sagen, der weniger Lebenserfahrung hat wie ich?! Und der noch nie richtig gearbeitet hat in seinem Leben!
Nun gut.
Ich ließ mich breit schlagen.
Ging also mit.
Das Thema ist eigentlich zweitrangig, weil es hätte über jedes x-beliebige Thema der Welt gesprochen werden können: "Blubber. Blubber. Labber. Labber. Lächel. Lächel. Schwall. Schwall."
Zudem: Eingeladen worden war… ausdrücklich stand`s so in der Einladung: zu einem GESPRÄCH.
Indes:
Es entpuppte sich als Endlos-Frontalunterrricht.
Zuerst Danksagungen.
An Herrn So, den Leiter seines Organisationsreferats, dann der Dank an den Abteilungsleiter.
Er, der Politiker, danke, seinen Leuten, Herrn So [oder] und auch Herrn Ähnlich, für die Vorbereitung dieser Veranstaltung sowie dem Referat.
„Dem Referat?“ – Einige Köpfe reckten sich… man wollte sehen, wen er da meinte?
Vorne in der zweiten Reihe saßen drei junge Damen. Waren die etwa das Referat?
Man hatte sich wohl verhört...
denn es folgte ein Referat.
Als Powerpoint.
Dann noch eine Powerpoint.
Und..
noch eine.
„Jetzt is aber gutt“, meinte ein älterer Herr neben mir.
„Viel zu viel Text! Können Sie das lesen?“
Er hatte recht, hinten in der letzten Reihe mussten wir ganz schön die Augen zusammen kneifen, um das noch entziffern zu können.
Zumal wir immer irgendeinen Kopf im Schriftbild hatten, da die Reihen nicht versetzt bestuhlt worden waren. Obwohl viel, viel Platz im Raum.
„Mir ist das hier zu eng!“ nörgelte der dicke, ältere Herr neben mir, erhob sich und nahm seinen Stuhl und rückte etwas nach hinten.
Das bekam aber gar keiner mit, weil just in dem Moment eine junge Dame herein stöckelte:
„Klack .Klack.Klack.Klack.Klack“
Wie auf dem Laufsteg setzte sie auf ihren High-Heel-Mörder-Stiefeln mit 15-Zentimeter-Stiletto-Absatz gekonnt ein schmalhüftiges Bein vor das andere. Die moderne Clutch unter den rechten Oberarm geklemmt, in der linken Hand einen Coffee-to-go-Becher von sich gestreckt haltend.
„Klack.Klack.Klack“
Auf der Höhe unserer acht Stuhlreihen schwenkten alle Blicke zu ihr hin,
während sie den letzten Powerpointler mit ausladendem Hüftschwung links überholte, die drei Treppen auf die Bühne leicht füßig empor stöckelte und in den Theaterkulissen verschwand.
„Klack.Klack.Klack.Klack.Klack“
Ihre Schritte verhallten leiser werdend im dunklen Off der Kulissen.
Während Man[n] mit deutlich vernehmbarem Seufzer sich der Listen an der Wand zuwandte, die eben über die Leinwand flogen.
Listen auf denen seitenweise aufgereiht, wie viele „tolle Veranstaltungen“ – so der Referent - man im kommenden Jahr für den Bürger plane. Zu lesen waren die Termine des nächsten Monats. In den Regionen Oberschwaben. Nordbaden. Südbaden. Ostalb. Bei jedem neuen Chart erwartete ich einen mir nahe gelegenen Ort zu lesen: Im Kreis. Wenigstens aber in der hiesigen Region. Ein Datum.
Stattdessen: tbc.
Ja, es war wirklich eine [unzumutbare] Krankheit.
Irgendwann harrte man nur noch aus, angesichts der dampfenden Schüsseln, die da im rückwärtigen Raum aufgefahren wurden und mit ihrem Duft bis zu uns herüber drangen, unsere Sinne benebelnd.
„Brot und Spiele?“ – flüsterte mir mein Sitznachbar zu. Der Vordermann hörte dies, drehte sich um, nickte grinsend.
Keiner fragte etwas… alle starrten angespannt nach vorne….
Irgendwann…
nach eineinhalb Stunden „Bla“
forderte der Abgeordnete doch noch uns, sein Publikum, die Bürger, auf, Fragen zu stellen, bevor er uns an….
„die Tröge“ ließe… die dankenswerterweise
„Herr So [oder] und Herr Ähnlich, das Referat“…
Erwartungsfroh schaute er in die Runde.
Er wolle nur noch eins wissen:
Ob wir Fragen hätten?
Ja, jetzt nach sechs ein viertel Stunden sei unsere Zeit gekommen.
Wir könnten nun Fragen stellen.
„Danach… das Essen“ – frohlockte er [uns].
Indes:
Alle sitzend k.o.
geschlagen.
Bis ein Lobbyist sich erbarmte und eine Frage stellte.
Dankbare Blicke erntend.
Auch wenn die Frage in der Sache völlig neben derselbigen war.
Weil sie zur behandelten Sache nichts beitrug.
Die jüngeren Herren vor mir wechselten vielsagende Blicke.
Da erbarmte sich noch einer.
Gab ein Statement ab.
Und noch einer der Herren… erei[f]erte sich nun ganz und gar, wie einzigartig diese Referate es ans Licht gebracht hätten, dass man hier in der Region… überhaupt… hier am Standort den richtigen Weg ginge…
Ein Referent echote: „Ja… schon unter der großen Koalition sei dieser Grundstein gelegt worden“
Vor mir die Herren, [die übrigens im Saal in der Überzahl. In deutlicher Überzahl, als es üblicherweise die Paretoregel zulässt.] wechselten wieder vielsagende Blicke.
Während der Politiker sich vorne in der Rolle des Conferenciers gefiel. Und erneut dankte.
Dem Publikum für die „tollen Fragen“, „die gute Diskussion“, die dankenswerter Weise von seinem Herrn So [und] oder Herrn Ähnlich, dem Referat... inhaltlich vorbereitet [worden war].
Da. Endlich.
Der erlösende Gong.
Essen fassen!
Alle stürzten nach hinten.
Ans Ende des Saals.
An die aufgebauten Futtergrippen.
Na… wenigstens ließ man sich nicht lumpen:
Bayerisch Kraut, Bayerisch Knödel und Bayerisch Braten hatte
Man[n] – Herr So[oder] und Herr Ähnlich, das Referat – aufgefahren.
Dazu die Teigtaschen vom oberitalienischen Nachbarn.
Schwäbische Hausmannskost wurde tunlichst gemieden.
„Hm… vielleicht noch eine Mehlspeis hinterher?“ – fragte mich ein junger Mann am Stehtisch, "Sie können`s doch vertragen!“
Ich schaute etwas schief zurück.
„Kaiserschmarrn mit Puderzucker und Apfelmus?“ – sagte ein anderer und stellte sich zu uns und schob nach, zu mir gewandt: „Oder mögen Sie doch lieber Bayerisch` Krem`?“
Ich probierte von allem ein wenig, zog es jedoch vor, mich mit der Nachspeis zu den jungen Damen der zweiten Reihe zu gesellen.
Die berichteten von ihren Aktivitäten der Woche. Die eine vom Kongress „X“, von dem sie heute Morgen gekommen. Gleich ins Büro. Den Koffer noch nicht ausgepackt.
Die andere von der Konferenz „Z“, zu der sie heute Nacht, nach diesem Event, noch weiter fahre.
Abwechselnd texteten sie einander zu. Auch uns.
Immerhin es mundete.
Lecker!
Ich sparte das Kochen.
„Wenigstens etwas…“ – meinte mein Begleiter.
„...Rückfluss vom Steuergeld!“ griente ich zurück.
Die Damen blickten komisch drein.
„Noch einen Kaffee?“ – fragte mein Begleiter.
Ich ging mit ihm, des überdrehten Gehabes überdrüßig.
Auch formidabler Tee [von Eilles] erwartete uns am Getränkebuffet und endlich: Apfelsaft von heimischen Streuobstwiesen.
Beim Kaffee standen wir am dritten Stehtisch.
Zu meiner rechten, eine etwas ältere Dame, naja so alt also nun auch nicht. Vielleicht Anfang, Mitte Vierzig? Ich kann das so schlecht schätzen. Sie erzählte von der nächsten Veranstaltung mit Herrn So[oder] und Herrn Ähnlich und Herrn Abgeordneten…
„Das Referat?“ fragte mich flüsternd mein Begleiter.
Wir wechselten einen kurzen, viel sagenden Blick.
Währenddessen der Gong ertönte.
Ich zuckte die Achseln.
Tatsächlich.
Herr Abgeordneter näherte sich mit den Herren So [oder] und Ähnlich. Sie nahmen die ältere Dame in die Mitte und mit nach vorne. Die Herren nahmen in der ersten Reihe Platz und sie dahinter. Am Rand.
"DAS Referat" - wiederholte mein Begleiter, während wir auch eingekreist von mehreren Personen zu unseren Plätzen gingen.
„Die schaut aber eigentlich nicht aus – wie ne Sekretärin.“ – meinte ich.
„Nö.. eher wie eine von uns… eine Unternehmerin“ – sagte eine ältere Dame zu uns, und entschuldigte sich, dass sie unser Gespräch belauscht.
Unfreiwillig.
Unfreiwillig habe sie unsere Unterhaltung mitbekommen.
Sie frage sich auch, wer denn nun „die Damen und Herren des Referats“ seien? Ihr Eindruck sei: Außer dieser einen Dame kümmere sich hier keiner. Sie sei eingangs von ihr begrüßt worden und habe beobachtet, wie ihr der Saalvermieter die Technik erklärte.
„Pssstt….“ – ein paar Herren drehten sich um und blickten mahnend zu uns.
Die nette ältere Dame nahm links von mir Platz, was den älteren Herrn, der zuvor neben mir gesessen, zu folgender Bemerkung veranlasste:
„Da saß ich vorhin“
Die Dame entgegnete:
„Sie dürfen sich gern neben mich setzen“ und wies auf den freien, linken Mittelplatz neben ihr.
Der Herr indes schaute verärgert und zog ohne Wort eine Reihe weiter.
Derweil wieder Durchsagen…
Er, der Politiker, danke, seinen Leuten, Herrn So [oder] und auch Herrn Ähnlich, für die Vorbereitung dieser Veranstaltung sowie dem Referat.
„Dem Referat?“ – Einige Köpfe reckten sich… Murmeln. Es schien, als wollten auch andere einmal dieses Referat...
...sehen...!?
Referat?
Ach, indes…
er meinte wohl, es folge ein weiteres Referat...
Eines?
Vier folgten noch.
Unterlegt mit Power Points.
Mein Vordersitzer rutschte unruhig hin und her; schaute auf die Uhr. Gähnte.
Der Tag war weit fortgeschritten.
Eine zünftige Diskussion wäre nun besser.
Ein bisserl streiten. Damit man nicht einschlief.
Nun gut…
irgendwann erneuter Dank… an „Herrn So [oder] und Ähnlich, das Referat“.
„Oasch“, meinte da einer der jungen Herren vor uns.
„Die Frau hätte er wenigstens einmal vorstelln könn`“, pflichtete meine Nebensitzerin ihm bei.
„Sackrattn“, sagte der andere junge Mann.
Sodele…
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
nun können Sie raten,
zu welcher Zeit,
in welchem Jahr[hundert{zehnt}]
sich diese Geschichte begab!?
[wenn`Se wolln, sonscht]
Schönes Wochenende
allseits
;-)
1957 mal gelesen
...eine kleine Geschichte...
...des Chauvinismus, der Diskriminierung, der [Frau…] {pardon} Menschenf[r]eindlichkeit…
…als ich einmal einer Einladung gefolgt…
Ein hoher Politiker hatte geladen; eigentlich wollte ich nicht hingehen. Denn Reden von Menschen, die das Leben nicht kennen, weil sie nur eines bisher gesehen: Ihre Partei[seelig] machende Welt. Davon halte ich nicht viel. Zudem: Was will mir einer sagen, der weniger Lebenserfahrung hat wie ich?! Und der noch nie richtig gearbeitet hat in seinem Leben!
Nun gut.
Ich ließ mich breit schlagen.
Ging also mit.
Das Thema ist eigentlich zweitrangig, weil es hätte über jedes x-beliebige Thema der Welt gesprochen werden können: "Blubber. Blubber. Labber. Labber. Lächel. Lächel. Schwall. Schwall."
Zudem: Eingeladen worden war… ausdrücklich stand`s so in der Einladung: zu einem GESPRÄCH.
Indes:
Es entpuppte sich als Endlos-Frontalunterrricht.
Zuerst Danksagungen.
An Herrn So, den Leiter seines Organisationsreferats, dann der Dank an den Abteilungsleiter.
Er, der Politiker, danke, seinen Leuten, Herrn So [oder] und auch Herrn Ähnlich, für die Vorbereitung dieser Veranstaltung sowie dem Referat.
„Dem Referat?“ – Einige Köpfe reckten sich… man wollte sehen, wen er da meinte?
Vorne in der zweiten Reihe saßen drei junge Damen. Waren die etwa das Referat?
Man hatte sich wohl verhört...
denn es folgte ein Referat.
Als Powerpoint.
Dann noch eine Powerpoint.
Und..
noch eine.
„Jetzt is aber gutt“, meinte ein älterer Herr neben mir.
„Viel zu viel Text! Können Sie das lesen?“
Er hatte recht, hinten in der letzten Reihe mussten wir ganz schön die Augen zusammen kneifen, um das noch entziffern zu können.
Zumal wir immer irgendeinen Kopf im Schriftbild hatten, da die Reihen nicht versetzt bestuhlt worden waren. Obwohl viel, viel Platz im Raum.
„Mir ist das hier zu eng!“ nörgelte der dicke, ältere Herr neben mir, erhob sich und nahm seinen Stuhl und rückte etwas nach hinten.
Das bekam aber gar keiner mit, weil just in dem Moment eine junge Dame herein stöckelte:
„Klack .Klack.Klack.Klack.Klack“
Wie auf dem Laufsteg setzte sie auf ihren High-Heel-Mörder-Stiefeln mit 15-Zentimeter-Stiletto-Absatz gekonnt ein schmalhüftiges Bein vor das andere. Die moderne Clutch unter den rechten Oberarm geklemmt, in der linken Hand einen Coffee-to-go-Becher von sich gestreckt haltend.
„Klack.Klack.Klack“
Auf der Höhe unserer acht Stuhlreihen schwenkten alle Blicke zu ihr hin,
während sie den letzten Powerpointler mit ausladendem Hüftschwung links überholte, die drei Treppen auf die Bühne leicht füßig empor stöckelte und in den Theaterkulissen verschwand.
„Klack.Klack.Klack.Klack.Klack“
Ihre Schritte verhallten leiser werdend im dunklen Off der Kulissen.
Während Man[n] mit deutlich vernehmbarem Seufzer sich der Listen an der Wand zuwandte, die eben über die Leinwand flogen.
Listen auf denen seitenweise aufgereiht, wie viele „tolle Veranstaltungen“ – so der Referent - man im kommenden Jahr für den Bürger plane. Zu lesen waren die Termine des nächsten Monats. In den Regionen Oberschwaben. Nordbaden. Südbaden. Ostalb. Bei jedem neuen Chart erwartete ich einen mir nahe gelegenen Ort zu lesen: Im Kreis. Wenigstens aber in der hiesigen Region. Ein Datum.
Stattdessen: tbc.
Ja, es war wirklich eine [unzumutbare] Krankheit.
Irgendwann harrte man nur noch aus, angesichts der dampfenden Schüsseln, die da im rückwärtigen Raum aufgefahren wurden und mit ihrem Duft bis zu uns herüber drangen, unsere Sinne benebelnd.
„Brot und Spiele?“ – flüsterte mir mein Sitznachbar zu. Der Vordermann hörte dies, drehte sich um, nickte grinsend.
Keiner fragte etwas… alle starrten angespannt nach vorne….
Irgendwann…
nach eineinhalb Stunden „Bla“
forderte der Abgeordnete doch noch uns, sein Publikum, die Bürger, auf, Fragen zu stellen, bevor er uns an….
„die Tröge“ ließe… die dankenswerterweise
„Herr So [oder] und Herr Ähnlich, das Referat“…
Erwartungsfroh schaute er in die Runde.
Er wolle nur noch eins wissen:
Ob wir Fragen hätten?
Ja, jetzt nach sechs ein viertel Stunden sei unsere Zeit gekommen.
Wir könnten nun Fragen stellen.
„Danach… das Essen“ – frohlockte er [uns].
Indes:
Alle sitzend k.o.
geschlagen.
Bis ein Lobbyist sich erbarmte und eine Frage stellte.
Dankbare Blicke erntend.
Auch wenn die Frage in der Sache völlig neben derselbigen war.
Weil sie zur behandelten Sache nichts beitrug.
Die jüngeren Herren vor mir wechselten vielsagende Blicke.
Da erbarmte sich noch einer.
Gab ein Statement ab.
Und noch einer der Herren… erei[f]erte sich nun ganz und gar, wie einzigartig diese Referate es ans Licht gebracht hätten, dass man hier in der Region… überhaupt… hier am Standort den richtigen Weg ginge…
Ein Referent echote: „Ja… schon unter der großen Koalition sei dieser Grundstein gelegt worden“
Vor mir die Herren, [die übrigens im Saal in der Überzahl. In deutlicher Überzahl, als es üblicherweise die Paretoregel zulässt.] wechselten wieder vielsagende Blicke.
Während der Politiker sich vorne in der Rolle des Conferenciers gefiel. Und erneut dankte.
Dem Publikum für die „tollen Fragen“, „die gute Diskussion“, die dankenswerter Weise von seinem Herrn So [und] oder Herrn Ähnlich, dem Referat... inhaltlich vorbereitet [worden war].
Da. Endlich.
Der erlösende Gong.
Essen fassen!
Alle stürzten nach hinten.
Ans Ende des Saals.
An die aufgebauten Futtergrippen.
Na… wenigstens ließ man sich nicht lumpen:
Bayerisch Kraut, Bayerisch Knödel und Bayerisch Braten hatte
Man[n] – Herr So[oder] und Herr Ähnlich, das Referat – aufgefahren.
Dazu die Teigtaschen vom oberitalienischen Nachbarn.
Schwäbische Hausmannskost wurde tunlichst gemieden.
„Hm… vielleicht noch eine Mehlspeis hinterher?“ – fragte mich ein junger Mann am Stehtisch, "Sie können`s doch vertragen!“
Ich schaute etwas schief zurück.
„Kaiserschmarrn mit Puderzucker und Apfelmus?“ – sagte ein anderer und stellte sich zu uns und schob nach, zu mir gewandt: „Oder mögen Sie doch lieber Bayerisch` Krem`?“
Ich probierte von allem ein wenig, zog es jedoch vor, mich mit der Nachspeis zu den jungen Damen der zweiten Reihe zu gesellen.
Die berichteten von ihren Aktivitäten der Woche. Die eine vom Kongress „X“, von dem sie heute Morgen gekommen. Gleich ins Büro. Den Koffer noch nicht ausgepackt.
Die andere von der Konferenz „Z“, zu der sie heute Nacht, nach diesem Event, noch weiter fahre.
Abwechselnd texteten sie einander zu. Auch uns.
Immerhin es mundete.
Lecker!
Ich sparte das Kochen.
„Wenigstens etwas…“ – meinte mein Begleiter.
„...Rückfluss vom Steuergeld!“ griente ich zurück.
Die Damen blickten komisch drein.
„Noch einen Kaffee?“ – fragte mein Begleiter.
Ich ging mit ihm, des überdrehten Gehabes überdrüßig.
Auch formidabler Tee [von Eilles] erwartete uns am Getränkebuffet und endlich: Apfelsaft von heimischen Streuobstwiesen.
Beim Kaffee standen wir am dritten Stehtisch.
Zu meiner rechten, eine etwas ältere Dame, naja so alt also nun auch nicht. Vielleicht Anfang, Mitte Vierzig? Ich kann das so schlecht schätzen. Sie erzählte von der nächsten Veranstaltung mit Herrn So[oder] und Herrn Ähnlich und Herrn Abgeordneten…
„Das Referat?“ fragte mich flüsternd mein Begleiter.
Wir wechselten einen kurzen, viel sagenden Blick.
Währenddessen der Gong ertönte.
Ich zuckte die Achseln.
Tatsächlich.
Herr Abgeordneter näherte sich mit den Herren So [oder] und Ähnlich. Sie nahmen die ältere Dame in die Mitte und mit nach vorne. Die Herren nahmen in der ersten Reihe Platz und sie dahinter. Am Rand.
"DAS Referat" - wiederholte mein Begleiter, während wir auch eingekreist von mehreren Personen zu unseren Plätzen gingen.
„Die schaut aber eigentlich nicht aus – wie ne Sekretärin.“ – meinte ich.
„Nö.. eher wie eine von uns… eine Unternehmerin“ – sagte eine ältere Dame zu uns, und entschuldigte sich, dass sie unser Gespräch belauscht.
Unfreiwillig.
Unfreiwillig habe sie unsere Unterhaltung mitbekommen.
Sie frage sich auch, wer denn nun „die Damen und Herren des Referats“ seien? Ihr Eindruck sei: Außer dieser einen Dame kümmere sich hier keiner. Sie sei eingangs von ihr begrüßt worden und habe beobachtet, wie ihr der Saalvermieter die Technik erklärte.
„Pssstt….“ – ein paar Herren drehten sich um und blickten mahnend zu uns.
Die nette ältere Dame nahm links von mir Platz, was den älteren Herrn, der zuvor neben mir gesessen, zu folgender Bemerkung veranlasste:
„Da saß ich vorhin“
Die Dame entgegnete:
„Sie dürfen sich gern neben mich setzen“ und wies auf den freien, linken Mittelplatz neben ihr.
Der Herr indes schaute verärgert und zog ohne Wort eine Reihe weiter.
Derweil wieder Durchsagen…
Er, der Politiker, danke, seinen Leuten, Herrn So [oder] und auch Herrn Ähnlich, für die Vorbereitung dieser Veranstaltung sowie dem Referat.
„Dem Referat?“ – Einige Köpfe reckten sich… Murmeln. Es schien, als wollten auch andere einmal dieses Referat...
...sehen...!?
Referat?
Ach, indes…
er meinte wohl, es folge ein weiteres Referat...
Eines?
Vier folgten noch.
Unterlegt mit Power Points.
Mein Vordersitzer rutschte unruhig hin und her; schaute auf die Uhr. Gähnte.
Der Tag war weit fortgeschritten.
Eine zünftige Diskussion wäre nun besser.
Ein bisserl streiten. Damit man nicht einschlief.
Nun gut…
irgendwann erneuter Dank… an „Herrn So [oder] und Ähnlich, das Referat“.
„Oasch“, meinte da einer der jungen Herren vor uns.
„Die Frau hätte er wenigstens einmal vorstelln könn`“, pflichtete meine Nebensitzerin ihm bei.
„Sackrattn“, sagte der andere junge Mann.
Sodele…
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
nun können Sie raten,
zu welcher Zeit,
in welchem Jahr[hundert{zehnt}]
sich diese Geschichte begab!?
[wenn`Se wolln, sonscht]
Schönes Wochenende
allseits
;-)
Teresa HzW - 17. Nov, 13:41 - Rubrik Widerworte