Tag des Buches 2013
Aus aktuellem Anlass dürfen geneigte Leser-innen-Kommentator-innen mal einen Blick auf mein Nach[t]tischchen werfen:
Es ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Nach-Tisch[chen], weil es lauter kleine Leckerbissen sind, die da liegen ;-)
[und wehe, es widerspricht mir nun eine[r] ;-) ]
Ich fang mal mit den Büchern [von oben nach unten] an:
Péter Nádas - Parallelgeschichten
lese ich nur, weil sie mir von einem sehr lieben Blognachbarn zum Lesen "ans Herz" gelegt wurden, weil ich daraus [den Perspektivenwechsel inmitten eines Kapitels] lernen könnte... also zwegen meiner Nachtkantine... vor einigen Tagen habe ich abends, weil ich nicht einschlafen konnte, hinein gelesen und ich war angenehm überrascht - denn eigentlich mag ich keine Bücher lesen, die 1723 Seiten umfassen! Doch ich gestehe: Mich hat das Buch sofort gepackt... mag sein, weil es daran liegt, dass mich die Schreibe von Nádas sehr stark an den Paulus Hochgatterer erinnert... jedenfalls im ersten und zweiten Kapitel. Mittlerweile stecke ich im Lesen mitten im dritten Kapitel [das in Ungarn spielt] und das ist sehr langatmig geschrieben, gestern habe ich seitenlang die akribische Beschreibung des herrschaftlichen Hauses, in dem Kapitel 3 spielt, gelesen... ich war schon versucht, dieses Kapitel zu überspringen und zum Protagonisten von Kapitel 1 und 2 zurückzukehren und direttissimo ins 7. Kapitel, Döhrings Traum, hinüber zu springen. Doch ich habe mir vorgenommen, es der Reihe nach zu lesen... nur noch so viel: Das Buch ist zum Teil umstritten... die einen feiern es als "opus maximum" und als "neuen" Roman, der "das Sinnbild Europas" erfindet; die anderen verteufeln es wegen episch breit erzählter Sexszenen und brandmarken es als "eine herbe Enttäuschung", weil "es wimmelt von Banalitäten und Gemeinplätzen". Der Roman beschreibt anhand zahlreicher Episoden, die den Leser durch das 20. Jahrhundert führen, die Familiengeschichte einer ungarischen und einer deutschen Familie.
E.A.Richter - Schreibzimmer
Ein wunderbar prosaischer Gedichtband des von mir sehr geschätzten Blognachbarn. Es ist kein Gedichtband im klassischen Sinne, sondern mehr ein Nachdenk-, Ablenk- oder Versenk-Buch.
Falls Sie sich fragen, was ein "Versenk"buch ist!?
Das ist wieder mal so eine Teres[i]a-nische Wort-Kreation, weil dieser Band und beinahe jeder Text zum Meditieren geeignet ist: Zum Sich-Versenken in die blaue Stunde einer erwachenden Stadt... im Bois de Bologne in Paris... an der blauen Lagune in Venedig... beim Blick auf überladene Kirchen, Palazzi "A Roma"... oder ganz profan - am Berlin Alexanderplatz. Dabei gehen die Gedanken alleine oder zu zweit, zu dritt spazieren und begegnen vielerlei Menschen: der slawischen Putzfrau, Männern mit Hüten, einem Mann im schwarzen Kleid, jungen Geschwistern, dem italienischen Gigolo, dem Müssiggänger, einem Paar im Bus...
Auch Hunde und anders Getier laufen einem beim Lesen übern Weg und Musik... "con vibrato"... immer wieder ertönt Musik! Vor allem Neue Musik spielt eine Rolle. Wenn man sie liest, kann man sie hören: die 100 Metronome, die zu György Ligeti`s "symphonischen Poem" schlagen.... und irgendwann erwacht man dann wieder... aus seiner Trance, in die einen die Zeilen dieses österreichischen Schriftstellers und Lyrikers versetzen... und dann blickt man schräg herunter... über die Bettkante... und fragt sich mit halb erhobenem Kopf: "Was stöhnt hier? Stöhnen Häuser... stöhnt vielleicht [d]ein Stift?" - oder ist man noch abgetaucht in der "Sieben-Uhr-Finsternis"!?
Jedenfalls vertreibt es einem die Finsternis, sobald man als Leserin einen Blick in dieses Schreibzimmer gewagt hat... deshalb liegts ja da auch ziemlich weit oben... als ständiger Nach-Tisch sozusagen.
;-)
Frederic Morton - Ewigkeitsgasse
Darüber kann ich noch nicht viel sagen... das ist neu... ich entdeckte es vergangene Woche "en passant" - im vorbeigehenden Hineingehen in einen Buchladen, als ich wegen "Personenschadens" nicht aus dem Landeshauptstädtle wegkam und mir nicht vierundzwanzig Minuten lang die Beine auf einem überfüllten Bahnsteig in den Bauch stehen wollte... da bin ich aus dem Stuttgarter Schlund des Straßen- und S-Bahn-Gewirrs nochmal ans Tageslicht und stöberte in einem Buchladen herum - bei den Neuerscheinungen der Taschenbücher. Das Buch fiel mir sofort auf, weil es für ein Taschenbuch eine ungewöhnliche Form, weil abgerundete Kanten, und einen etwas dickeren Umschlag hat. Laut Buchumschlagsinfo ist es "eines der bedeutendsten Bücher der österreichischen Nachkriegsliteratur: Die Familie Spiegelglas findet Heimat im Wien des ausgehenden 19. Jahrhunderts. In diesem bunten Zentrum jüdischer Kultur ereignen sich Familiengeschichte und Familiengeschichten, wie nur das Leben sie zu schreiben vermag..." An der Stelle hielt ich inne mit dem stillen Lesen, blätterte hinein und las ein wenig herum, es erheiterte mich, da es bisweilen auch mit dem Dialekt spielt und ich beschloss, es mitzunehmen... Obwohl es mit 635 Seiten ein ganz schön dicker Wälzer ist, der gerade noch in einer größeren Tasche Platz findet und mir gut geeignet für längere Strecken mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erscheint.
Helmut Pfotenhauer - Jean Paul, Das Leben als Schreiben
Eine wunderbare Biografie über den großen Romancier des 18. Jahrhunderts, der leider nie so berühmt wie sein Zeitgenosse Johann Wolfgang von Goethe wurde.
Es ist eine der besten Biografien, die ich je gelesen habe [bisher bis knapp über die Hälfte] über einen Schriftsteller, der sein Leben voll und ganz dem Schreiben unterwarf und dem alle Geschehnisse, Erlebnisse, Begegnungen und Alltäglichkeiten zur Schreibvorlage wurden: die Familie und die Liebschaften genauso wie das Essen und Trinken. Ein sehr gelungenes Porträt über einen Schreib-Besessenen, bei dem man zugleich sehr viel über Schreibstrategien erfährt.
Ganz zu unters findet sich ein weiteres Buch über Jean Paul, dessen 250. Geburtstag vor kurzem gefeiert wurde [daher die vielen Bücher über ihn]; es ist von
Bernhard Setzwein und Christian Thanhäuser - ein Abecedarium über Johann Paul Friedrich Richter, wie Jean Paul mit bürgerlichem Namen tatsächlich hieß. Setzwein formte einen Zettelkasten von "A" bis "Z" aus Gedankensplittern und Miniaturen sowie kurzen Texten von zwei bis fünf Seiten aus dem Textgebirge, das jener Jean Paul uns hinterließ.
Wenn man Literaturwissenschaftlern glauben darf, umfasst das Werk des romantischen Oberfranken 11.000 Seiten veröffentlichte Werke, darunter 4.000 Seiten Briefe und 12.000 Seiten Exzerpte über gelesene Bücher und 28.000 Seiten Aufzeichnungen, Ideenskizzen und Notaten. Das Buch eignet sich vorzüglich als kleine Nachtlektüre, wenn einem nicht gleich die Augen zufallen wollen und man gern kreuz und quer liest. Es wird durch die Holzschnitte und Federzeichnungen Thanhäuser`s wunderbar aufgelockert. Und wer keine 508 Seiten starke Biografie lesen möchte, erfährt dennoch eine ganze Menge über Goethe`s Gegenspieler.
Bleiben schließlich noch drei Bücher, die sich irgendwann in den letzten Wochen beim Dazwischenlesen in den Stapel hinein verirrt haben:
Polyglott Special - Klöster in Süddeutschland
Ein älteres Buch, aufgelegt im Jahr 2007, das diejenigen Klöster Süddeutschlands vorstellt, bei denen man eine kleine Auszeit vom Alltag einlegen kann: Sei es zur ZEN-Meditation, für ein Wochenende der Besinnung oder einfach nur als Abstecher, wenn man einen Klosterbiergarten nach einer bajuwarischen Königsschlössertour sucht ;-)
Robert Musil - Die Verwirrungen des Zöglings Törleß in der Ausgabe der Suhrkamp BasisBibliothek. Es beinhaltet den Roman sowie Kommentierungen, Hinweise zur Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte, insbesondere seine Lesarten. Es ist eigentlich die Schülerausgabe und es gehört an sich in den Bücherschrank zu den anderen Klassikern.
Fiona J. Houston – Mein Cottage Tagebuch
Ein wundervolles Sach- und Tagebuch und als Abend-Dessert absolut zu empfehlen, falls Sie es noch irgendwo bekommen. Die Autorin ist leidenschaftliche Gärtnerin und ernährt sich seit zwanzig Jahren von den Früchten des eigenen Gartens. In dem 223 Seiten starken Buch, das zahlreiche Fotos, Zeichnungen, handschriftliche Gartentipps und einfache Rezepte enthält, schildert Houston ihr einjähriges Landleben, das sie in einem alten Cottage wie ehdem im 18. Jahrhundert ihre schottischen Vorfahren führte. Es ist eine lehrreiche Jahreschronik, geführt im Tagebuchstil, und nimmt einen mit in eine Welt ohne elektrischen Strom, ohne fließendes Wasser, ohne Zentralheizung und ohne Elektronik. Die Schilderung des einfachen Lebens ist faszinierend und fremd zugleich. Kaum zu glauben, dass die Autorin tatsächlich mit dem Gehalt eines schottischen Schulmeisters in ihrem Highland-Jahr auskam: Der erhielt in den 1790ern ein Jahresgehalt von 20 Pfund Sterling, das heute rund 1400 Pfund entspricht. Die Autorin gab genau 1.372, 34 Pfund während ihres Landlebens aus, das meiste benötigte sie für Lebensmittel, durchschnittlich neun Euro (!) pro Woche. Unvorstellbar!
Eingerahmt wird der Bücherstapel von einer Ausgabe 1/2013 der Literaturzeitung "Volltext“ und von Arno Schmidt`s Postkarten-Packerl, 40 Postkarten, die auf der vorderen Seite [siehe Abbildung] ein Zitat [hier von S. 638] aus dem berühmten "Zettels Traum“ tragen – ein Buch, das noch nicht meine Bibliothek schmückt... :-(
Hm... vielleicht wäre ja der Tag des Buches ein Anlass, einen Teil der oben abgebildeten Bücher in den Bücherschrank einzureihen... allerdings... Drei davon möcht` ich als "Betthupferl" nicht missen!
Sie wissen ja welche - ;-))
2333 mal gelesen
Es ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Nach-Tisch[chen], weil es lauter kleine Leckerbissen sind, die da liegen ;-)
[und wehe, es widerspricht mir nun eine[r] ;-) ]
Ich fang mal mit den Büchern [von oben nach unten] an:
Péter Nádas - Parallelgeschichten
lese ich nur, weil sie mir von einem sehr lieben Blognachbarn zum Lesen "ans Herz" gelegt wurden, weil ich daraus [den Perspektivenwechsel inmitten eines Kapitels] lernen könnte... also zwegen meiner Nachtkantine... vor einigen Tagen habe ich abends, weil ich nicht einschlafen konnte, hinein gelesen und ich war angenehm überrascht - denn eigentlich mag ich keine Bücher lesen, die 1723 Seiten umfassen! Doch ich gestehe: Mich hat das Buch sofort gepackt... mag sein, weil es daran liegt, dass mich die Schreibe von Nádas sehr stark an den Paulus Hochgatterer erinnert... jedenfalls im ersten und zweiten Kapitel. Mittlerweile stecke ich im Lesen mitten im dritten Kapitel [das in Ungarn spielt] und das ist sehr langatmig geschrieben, gestern habe ich seitenlang die akribische Beschreibung des herrschaftlichen Hauses, in dem Kapitel 3 spielt, gelesen... ich war schon versucht, dieses Kapitel zu überspringen und zum Protagonisten von Kapitel 1 und 2 zurückzukehren und direttissimo ins 7. Kapitel, Döhrings Traum, hinüber zu springen. Doch ich habe mir vorgenommen, es der Reihe nach zu lesen... nur noch so viel: Das Buch ist zum Teil umstritten... die einen feiern es als "opus maximum" und als "neuen" Roman, der "das Sinnbild Europas" erfindet; die anderen verteufeln es wegen episch breit erzählter Sexszenen und brandmarken es als "eine herbe Enttäuschung", weil "es wimmelt von Banalitäten und Gemeinplätzen". Der Roman beschreibt anhand zahlreicher Episoden, die den Leser durch das 20. Jahrhundert führen, die Familiengeschichte einer ungarischen und einer deutschen Familie.
E.A.Richter - Schreibzimmer
Ein wunderbar prosaischer Gedichtband des von mir sehr geschätzten Blognachbarn. Es ist kein Gedichtband im klassischen Sinne, sondern mehr ein Nachdenk-, Ablenk- oder Versenk-Buch.
Falls Sie sich fragen, was ein "Versenk"buch ist!?
Das ist wieder mal so eine Teres[i]a-nische Wort-Kreation, weil dieser Band und beinahe jeder Text zum Meditieren geeignet ist: Zum Sich-Versenken in die blaue Stunde einer erwachenden Stadt... im Bois de Bologne in Paris... an der blauen Lagune in Venedig... beim Blick auf überladene Kirchen, Palazzi "A Roma"... oder ganz profan - am Berlin Alexanderplatz. Dabei gehen die Gedanken alleine oder zu zweit, zu dritt spazieren und begegnen vielerlei Menschen: der slawischen Putzfrau, Männern mit Hüten, einem Mann im schwarzen Kleid, jungen Geschwistern, dem italienischen Gigolo, dem Müssiggänger, einem Paar im Bus...
Auch Hunde und anders Getier laufen einem beim Lesen übern Weg und Musik... "con vibrato"... immer wieder ertönt Musik! Vor allem Neue Musik spielt eine Rolle. Wenn man sie liest, kann man sie hören: die 100 Metronome, die zu György Ligeti`s "symphonischen Poem" schlagen.... und irgendwann erwacht man dann wieder... aus seiner Trance, in die einen die Zeilen dieses österreichischen Schriftstellers und Lyrikers versetzen... und dann blickt man schräg herunter... über die Bettkante... und fragt sich mit halb erhobenem Kopf: "Was stöhnt hier? Stöhnen Häuser... stöhnt vielleicht [d]ein Stift?" - oder ist man noch abgetaucht in der "Sieben-Uhr-Finsternis"!?
Jedenfalls vertreibt es einem die Finsternis, sobald man als Leserin einen Blick in dieses Schreibzimmer gewagt hat... deshalb liegts ja da auch ziemlich weit oben... als ständiger Nach-Tisch sozusagen.
;-)
Frederic Morton - Ewigkeitsgasse
Darüber kann ich noch nicht viel sagen... das ist neu... ich entdeckte es vergangene Woche "en passant" - im vorbeigehenden Hineingehen in einen Buchladen, als ich wegen "Personenschadens" nicht aus dem Landeshauptstädtle wegkam und mir nicht vierundzwanzig Minuten lang die Beine auf einem überfüllten Bahnsteig in den Bauch stehen wollte... da bin ich aus dem Stuttgarter Schlund des Straßen- und S-Bahn-Gewirrs nochmal ans Tageslicht und stöberte in einem Buchladen herum - bei den Neuerscheinungen der Taschenbücher. Das Buch fiel mir sofort auf, weil es für ein Taschenbuch eine ungewöhnliche Form, weil abgerundete Kanten, und einen etwas dickeren Umschlag hat. Laut Buchumschlagsinfo ist es "eines der bedeutendsten Bücher der österreichischen Nachkriegsliteratur: Die Familie Spiegelglas findet Heimat im Wien des ausgehenden 19. Jahrhunderts. In diesem bunten Zentrum jüdischer Kultur ereignen sich Familiengeschichte und Familiengeschichten, wie nur das Leben sie zu schreiben vermag..." An der Stelle hielt ich inne mit dem stillen Lesen, blätterte hinein und las ein wenig herum, es erheiterte mich, da es bisweilen auch mit dem Dialekt spielt und ich beschloss, es mitzunehmen... Obwohl es mit 635 Seiten ein ganz schön dicker Wälzer ist, der gerade noch in einer größeren Tasche Platz findet und mir gut geeignet für längere Strecken mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erscheint.
Helmut Pfotenhauer - Jean Paul, Das Leben als Schreiben
Eine wunderbare Biografie über den großen Romancier des 18. Jahrhunderts, der leider nie so berühmt wie sein Zeitgenosse Johann Wolfgang von Goethe wurde.
Es ist eine der besten Biografien, die ich je gelesen habe [bisher bis knapp über die Hälfte] über einen Schriftsteller, der sein Leben voll und ganz dem Schreiben unterwarf und dem alle Geschehnisse, Erlebnisse, Begegnungen und Alltäglichkeiten zur Schreibvorlage wurden: die Familie und die Liebschaften genauso wie das Essen und Trinken. Ein sehr gelungenes Porträt über einen Schreib-Besessenen, bei dem man zugleich sehr viel über Schreibstrategien erfährt.
Ganz zu unters findet sich ein weiteres Buch über Jean Paul, dessen 250. Geburtstag vor kurzem gefeiert wurde [daher die vielen Bücher über ihn]; es ist von
Bernhard Setzwein und Christian Thanhäuser - ein Abecedarium über Johann Paul Friedrich Richter, wie Jean Paul mit bürgerlichem Namen tatsächlich hieß. Setzwein formte einen Zettelkasten von "A" bis "Z" aus Gedankensplittern und Miniaturen sowie kurzen Texten von zwei bis fünf Seiten aus dem Textgebirge, das jener Jean Paul uns hinterließ.
Wenn man Literaturwissenschaftlern glauben darf, umfasst das Werk des romantischen Oberfranken 11.000 Seiten veröffentlichte Werke, darunter 4.000 Seiten Briefe und 12.000 Seiten Exzerpte über gelesene Bücher und 28.000 Seiten Aufzeichnungen, Ideenskizzen und Notaten. Das Buch eignet sich vorzüglich als kleine Nachtlektüre, wenn einem nicht gleich die Augen zufallen wollen und man gern kreuz und quer liest. Es wird durch die Holzschnitte und Federzeichnungen Thanhäuser`s wunderbar aufgelockert. Und wer keine 508 Seiten starke Biografie lesen möchte, erfährt dennoch eine ganze Menge über Goethe`s Gegenspieler.
Bleiben schließlich noch drei Bücher, die sich irgendwann in den letzten Wochen beim Dazwischenlesen in den Stapel hinein verirrt haben:
Polyglott Special - Klöster in Süddeutschland
Ein älteres Buch, aufgelegt im Jahr 2007, das diejenigen Klöster Süddeutschlands vorstellt, bei denen man eine kleine Auszeit vom Alltag einlegen kann: Sei es zur ZEN-Meditation, für ein Wochenende der Besinnung oder einfach nur als Abstecher, wenn man einen Klosterbiergarten nach einer bajuwarischen Königsschlössertour sucht ;-)
Robert Musil - Die Verwirrungen des Zöglings Törleß in der Ausgabe der Suhrkamp BasisBibliothek. Es beinhaltet den Roman sowie Kommentierungen, Hinweise zur Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte, insbesondere seine Lesarten. Es ist eigentlich die Schülerausgabe und es gehört an sich in den Bücherschrank zu den anderen Klassikern.
Fiona J. Houston – Mein Cottage Tagebuch
Ein wundervolles Sach- und Tagebuch und als Abend-Dessert absolut zu empfehlen, falls Sie es noch irgendwo bekommen. Die Autorin ist leidenschaftliche Gärtnerin und ernährt sich seit zwanzig Jahren von den Früchten des eigenen Gartens. In dem 223 Seiten starken Buch, das zahlreiche Fotos, Zeichnungen, handschriftliche Gartentipps und einfache Rezepte enthält, schildert Houston ihr einjähriges Landleben, das sie in einem alten Cottage wie ehdem im 18. Jahrhundert ihre schottischen Vorfahren führte. Es ist eine lehrreiche Jahreschronik, geführt im Tagebuchstil, und nimmt einen mit in eine Welt ohne elektrischen Strom, ohne fließendes Wasser, ohne Zentralheizung und ohne Elektronik. Die Schilderung des einfachen Lebens ist faszinierend und fremd zugleich. Kaum zu glauben, dass die Autorin tatsächlich mit dem Gehalt eines schottischen Schulmeisters in ihrem Highland-Jahr auskam: Der erhielt in den 1790ern ein Jahresgehalt von 20 Pfund Sterling, das heute rund 1400 Pfund entspricht. Die Autorin gab genau 1.372, 34 Pfund während ihres Landlebens aus, das meiste benötigte sie für Lebensmittel, durchschnittlich neun Euro (!) pro Woche. Unvorstellbar!
Eingerahmt wird der Bücherstapel von einer Ausgabe 1/2013 der Literaturzeitung "Volltext“ und von Arno Schmidt`s Postkarten-Packerl, 40 Postkarten, die auf der vorderen Seite [siehe Abbildung] ein Zitat [hier von S. 638] aus dem berühmten "Zettels Traum“ tragen – ein Buch, das noch nicht meine Bibliothek schmückt... :-(
Hm... vielleicht wäre ja der Tag des Buches ein Anlass, einen Teil der oben abgebildeten Bücher in den Bücherschrank einzureihen... allerdings... Drei davon möcht` ich als "Betthupferl" nicht missen!
Sie wissen ja welche - ;-))
Teresa HzW - 23. Apr, 19:09 - Rubrik Bibliothek
Hand[liche]Bu[e]ch[lein]
Übrigens gibt es einen Verlag in Berlin - mir fällt der Name nicht ein - der zeitgenössische Literatur - Novellen und Kurzgeschichten - auch in so einem kleinen handlichen Format herausgibt... und der Clou: Diese Bände kann man sich dann sogar - wie am Getränkeautomaten - an ausgewählten Berliner S-Bahnsteigen sprichwörtlich aus dem Bücherautomaten ziehen... wäre ja nett, wenn es so was bei uns im Süden hier auch gäbe... allerdings hätte ich dann nicht die "Ewigkeitsgasse" entdeckt ;-)