Charl ie heb do...

... und die Pressefreiheit

[2]
Der terroristische Akt auf Charlie Hebdo, der die Hälfte einer ganzen Redaktion auslöschte, ist mehr als die Gewalttat gegen das Leben!

ER ist eine Zäsur in der Pressefreiheit – wie zumindest eine beeindruckende Vielzahl von Menschen sie versteht! Zumindest zu verstehen scheint! So deute ich jedenfalls das Interesse der Vielen, die eine aktuelle Ausgabe – heute oder noch in den nächsten Tagen – von Charlie Hebdo zu ergattern versuchen.

Unglaublich, dass nun fünf [!] Millionen Exemplare dieses Satireblattes, das sonst in einer Auflage von 60.000 Exemplaren erschien, gedruckt werden [sollen]!!!

WANN hat es je eine solche Solidaritätsbekundung für ein publizistisches Medium gegeben?

Ich kann mich nicht erinnern, dass es in der Mediengeschichte einen solch vergleichbaren Hype bei einem Printmedium gab! Jedenfalls nicht bei einem Satire-Magazin! Damit hat AL KAIDA – auf deren Konto dieser Anschlag laut den sich überschlagenden Tickermeldungen geht – nach 9/11 nun auch Zeitungsgeschichte geschrieben! SEHR TRAURIG!

Wenn ich einen Augenblick die Uhr auf die Zeit vor diesem grausamen Ereignis des 1/7 zurückdrehen darf.....:

WER interessierte sich denn bisher - unter normalen Umständen - für das hohe Gut der Pressefreiheit?

WEM war bisher – in EINER WELT, in der über die digitalen Kanäle der sozialen Medien „NEWS“ & „What`s up“ in Echtzeit ausgezwitschert werden – eine objektive Berichterstattung tatsächlich wichtig?

Und WER hatte sich bis dato um "ethische“ Grundsätze der journalistischen Berichterstattung geschert?


Eines der Anzeigenmotive aus der Kampagne für Pressefreiheit des VDZ, dem Verband Deutscher Zeitschriftenverleger.


Irgendwo...
...habe ich heute in den französischen Nachrichten gehört - und ich höre derzeit sehr viel französische Nachrichten, die ich "unweit" der nachbarlichen Grenze hier auf verschiedenen französischen TV- und Radiokanälen empfangen und mitverfolgen kann -
„…dass allein schon eine verkaufte Gesamt-Auflage von drei Millionen Exemplaren dazu führt, dass die "Charlie Hebdo"-Redaktion so viel einnehmen wird wie sonst in knapp einem ganzen Jahr.“

Zudem hatten dem Satireblatt bereits im Vorfeld sowohl die französische Regierung („über eine Million Euro“) als auch ausländische Medien wie der Guardian (umgerechnet etwa 128.000 Euro) oder sogar Internetkonzerne wie Google (etwa 250.000 Euro) finanzielle Unterstützung zugesagt.

DAS ist kein Trost für die Hinterbliebenen der getöteten Redakteure!
UND auch PRESSEFREIHEIT lässt sich nicht erkaufen!

ZUMAL im Augenblick gar nicht abzusehen ist, zu welchen Auswirkungen und Folgen dieser Anschlag im Bereich der Medien und der publizistischen Grundrechte führen wird!?

Gewiss wird in wenigen Wochen das hohe Gut der Presse- und Meinungsfreiheit wieder unter dem Stapel neuer Meldungen verschwinden!? Und sie wird im Sog anderer Katastrophen, die dann in der öffentlichen Wahrnehmung nach oben gespült werden, wieder untergehen und in Vergessenheit geraten!

O B W O H L.... was fiel mir da heute Mittag zwischen den vielen Tickermeldungen vor Augen:
Einige deutsche Journalistenverbände und Medienorganisationen wollen die Presse- und Rundfunkfreiheit „in den kommenden Monaten… verstärkt zum Thema machen, um ihre Bedeutung in das Licht der Öffentlichkeit zu rücken“.

Jedenfalls ist das einem Communiqué zu entnehmen, das am heutigen Tag veröffentlicht wurde – von den deutschen Journalistenverbänden dju in verdi, DJV, Freelens, Freischreiber, netzwerk recherche, n-ost, Reporter ohne Grenzen, dem Verband Cartoonlobby und den Medienorganisationen ARD, ZDF und VPRT.
Sie haben zur Verteidigung der Presse- und Rundfunkfreiheit in Deutschland und weltweit heute eine gemeinsame Erklärung veröffentlicht.
Darin wird das hohe Gut der Pressefreiheit nochmals verdeutlicht:
  • Die Pressefreiheit ist ein Menschenrecht, das jederzeit gefährdet ist und selbst in gefestigten Demokratien ständig neu erkämpft und verteidigt werden muss.

    Journalisten und Medien müssten sich der Kritik stellen. Die Kritik an ihnen dürfe jedoch nicht in Drohungen oder Gewalt umschlagen.

    Es darf auch künftig keine Tabuthemen in der Berichterstattung geben.

    Journalisten und Redaktionen müssen frei entscheiden können, inwieweit sie auf religiöse, persönliche oder politische Empfindlichkeiten Rücksicht nehmen.

    Kritik und Polemik, Satire und Tabubruch sind von der Presse- und Rundfunkfreiheit umfasst. Ihre Grenzen finden sie durch die allgemeinen Gesetze und die journalistische Ethik.

    Ereignisse wie der Anschlag auf Charlie Hebdo dürfen nicht dazu beitragen, dass das Grundrecht auf Presse- und Rundfunkfreiheit eingeschränkt wird.

    Der Anschlag von Paris darf nicht als Vorwand dienen, mit Maßnahmen wie der Vorratsdatenspeicherung den Informantenschutz und damit eine Säule der Presse- und Rundfunkfreiheit auszuhöhlen.


Eine aktuelle Rangliste zur Pressefreiheit - herausgegeben von der international tätigen Nichtregierungsorganisation „Reporter ohne Grenzen“ - zeigt zudem wie stark die Dominanz der Sicherheitsbehörden die Arbeit von Journalisten in vielen Ländern erschwert.

Besonders besorgniserregend ist, dass diese Entwicklung sogar traditionelle Demokratien erfasst hat.

Die Rangliste 2014 findet sich hier als pdf.

Deutschland steht in dieser Liste, die 180 Länder der Welt aufführt, auf Platz 14. Kein schlechter Wert könnte manch eine[r] von Ihnen, liebe Leser:innen-Kommentator:inn-en, sich denken...

Angesichts der Tatsache, dass auch bei uns Journalisten im Visier in- und ausländischer Sicherheitsbehörden sind, dennoch kein Grund zum Jubeln!

Wiederholt beschlagnahmten nämlich auch bei uns in der Vergangenheit Staatsanwälte Recherchematerial von Journalisten oder forschten bei Ermittlungen gezielt nach Medienkontakten. Im Juli 2014 trat zudem die Neuregelung der Bestandsdatenauskunft in Kraft, die Polizei und Geheimdiensten leichten Zugriff auf Informationen wie Handy-PIN, Passwörter zu E-Mail- und Cloud-Diensten sowie auf dynamische IP-Adressen gewährt.
Ein Dauerbrenner ist zudem die Diskussion um die Vorratsdatenspeicherung, die aktuell ja wieder im Zentrum der Sicherheitsbegierde steht.
Alles Maßnahmen, die den Schutz journalistischer Quellen bedrohen und natürlich geeignet sind, potenzielle Informanten abzuschrecken.

WAS mir an der Arbeit von „Reporter ohne Grenzen“ sehr gut gefällt, dass ihr Fokus nicht nur auf Redakteure und "klassische“ Journalisten für Medienorganisationen ausgerichtet ist, sondern dass sie auch die Bürgerjournalisten [damit sind wohl auch Blogger gemeint!] und andere Medienmitarbeiter in ihre Beobachtungen mit einbeziehen!

Aktuell* vermerkt das [Pressefreiheits]Barometer 2015 von "Reporter ohne Grenzen" neben den acht toten Charlie Hebdo–Journalisten weltweit 177 Journalisten sowie weitere 176 Online-Aktivisten und Bürgerjournalisten außerdem 13 Medienassistenten in Haft.
Nicht einberechnet jene Journalisten, die wegen ihrer Berichterstattung weltweit vor Repressalien aus ihren Ländern auf der Flucht sind; ganz zu schweigen von jenen, die entführt worden sind und deren Verbleib unbekannt und ungewiss ist!

*Stand heute
5042 mal gelesen
Sani (Gast) - 15. Jan, 07:16

Der Zusammenhang zwischen Datenspeicherung und Pressefreiheit war mir bisher nicht präsent, ist logisch.

Teresa HzW - 16. Jan, 21:14

Auf den ersten Blick vermutet man hinter der Pressefreiheit auch anderes...

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