* Max Frisch, Montauk, Suhrkamp-Verlag
** aus dem Band „Sämtliche Erzählungen“ von Ingeborg Bachmann, Piper-Verlag
*** eine wunderbare literarische Analyse der Liebesbeziehung von Frisch und Bachmann ist vor wenigen Tagen im Piper-Verlag erschienen: von Ingeborg Gleichauf, Ingeborg Bachmann und Max Frisch. Eine Liebe zwischen Intimität und Öffentlichkeit
****aus der Erzählung „Ein Geschäft mit Träumen“**, die auch als Hörfunkaufnahme des NWDR, aufgenommen im Jahr 1952, existiert
Ich habe es ja schon einmal gesagt oder geschrieben, dass mich Bachmann nicht so sehr begeistert. Und das liegt wohl genau daran, was hier als ihre Selbstinszenierung der (ihrer) Liebe gesehen werden kann.
(Da sind mir Svetajewa oder Achmatova weitaus genehmer, obwohl ich die politischen Bedrängnisse ihrer Lyrik gar nicht aus eigener Erfahrung nachvollziehen kann.)
Die einzelnen Textstellen hingegen zeigen deutlich, dass es wohl sehr schwer gewesen sein musste, mit ihr eine Liebe zu leben. Unabhängig von einer allfälligen Abwesenheit - durch Reisen bedingt - kann ich mir vorstellen, dass sie auch bei einer Zusammenkunft immer die Hintergedanken hatte, was sich hinter der Liebe noch abspielen könnte. Vielleicht wurde die Liebe zu sehr intellektualisiert, obwohl ich ihr keinesfalls das Gefühl absprechen möchte.
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Was allerdings jetzt in ihrem Namen beim Bachmannpreis-Wettbewerb abläuft, hat sie sich auch nicht verdient.
Nachtrag: was sie wahrscheinlich zu spät und zu schmerzlich erkannt hat, war der Preis für Träume: Zeit.
Das bringt mich auf einen ganz anderen Gedanken. Auf die falsche Wertung des Begriffes Betrügen in Liebesbeziehungen. Der "Betrug" besteht nicht im sexuellen Akt sondern im Entzug von wesentlicher Qualitätszeit. Ist allerdings der Zeitbedarf in einem Paar unterschiedlich, kann man nicht von "betrügen" sprechen. Allerdings kann man den Partner auch damit betrügen, indem man wesentliche Gedanken lange und breit mit anderen erörtert und dem eigenen Partner dadurch Substanz vorenthält. Dann bedarf es nicht einmal eines Seitensprungs.
Wenn selbst in einer "freien" Ehe gelitten wird, (siehe Simone de Bauvoir) so scheint es mir, dass hier eher Phantomschmerzen erlebt werden, die genauso schmerzhaft empfunden werden.
Es war wohl ein grausam-schönes Spiel, das da zeitweise auf [wirklich nur rein ?] intellektueller Ebene ausgetragen wurde. Und wir können heute noch teilhaben daran, lieber Hans, wenn wir „Mein Name sei Gantenbein“ oder „Malina“ lesen [oder eben die nun erschienenen neueren] literarischen Analysen und Biografien, die beide, Bachmann und Frisch, in den Blick nehmen.
Nicht wenige sehen „Malina“ als Bachmann`s Art der Beziehungsaufarbeitung zum Schweizer Schriftsteller und nicht nur als bloße Antwort auf Frisch`s genannten Roman.
In „Malina“ gibt es einen sehr schönen Satz, er lautet sinngemäß: Mit meiner verbrannten Hand schreibe ich über die Natur des Feuers. Trefflicher kann eine wohl nicht über die Liebe - die Leiden[] schaf[f]t [durchaus doppelsinnig zu lesen ;-))] – schreiben!
„Was die „gemeinsame Zeit“ betrifft, glaube ich, dass der Dichterin damals nicht bewusst war, was das für den anderen [der ja dann zumeist in Rom saß und auf sie wartete] bedeutet hat, weil ich glaube, dass die einfach viel zu sehr mit sich und ihrer ur-eigenen, intellektuellen [Liebes-Schreib-]Welt beschäftigt war. Je nachdem, wie man auf die Beiden schaut, könnte die Art ihres Umgangs mit ihm durchaus als „seelische und/oder emotionale Grausamkeit“ gesehen werden…
doch was wissen wir Nachgeborenen, wie das damals wirklich war mit den Beiden… auf alle Fälle eine interessante Literaten-Konstellation, die wohl allen Lese-Generationen unerschöpflichen Stoff für Spekulationen bietet ;-))
Genauso... ließe sich über das Thema „freie Liebe“ endlos philosophieren…
Mir kommt da als erstes immer die "Kommune 1" in Erinnerung [und weniger Sartre und die Beauvoir].
Diesen Sommer besuchte ich eine sehr interessante Ausstellung im Münchner Stadtmuseum, in der die 1970er Jahre in München, aufgearbeitet wurden. Darunter auch Installationen, Bilder und Skulpturen von Absolvent[inn]en der Münchner Kunsthochschule, die sich zum Teil mit der "Kommune 1", der "freien Liebe" und/oder der sexuellen Befreiung auseinandersetzten.
Unisono kamen jene zum Ergebnis: Dass die sog. „freie“ Liebe alles andere als „frei“ war, weil sie neue Zwänge und v.a. für die Frauen große Nachteile und Leid mit sich brachte.
Ich war etwas überrascht, dies aus dem Munde der jungen Generation zu hören, lesen, sehen… in dem Kontext beeindruckte mich eine Skulptur einer jungen Kunstabsolventin: Sie stellte Frauen- und Männerkörper, die alle ganz unterschiedlich miteinander [in und ohne Liebesstellungen] verwickelt und verbunden waren, in einer Art riesiger Fleischmasse dar, der aus der Ferne, also mit Abstand von zwei, drei Metern lediglich als rosafarbener Hügel zu identifizieren war. Aus dieser Entfernung ließ sich nicht erkennen, dass das Menschen waren. Erst wenn man unmittelbar davor stand, sah man die filigranen Arme, Beine und Leiber und erkannte, dass es sich bei der Miniatur-Skulptur von etwa 40 mal 40 Zentimeter um Männer und Frauen handelte.
:-)
Wi[e]der[W]orte [1]
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* Max Frisch, Montauk, Suhrkamp-Verlag
** aus dem Band „Sämtliche Erzählungen“ von Ingeborg Bachmann, Piper-Verlag
*** eine wunderbare literarische Analyse der Liebesbeziehung von Frisch und Bachmann ist vor wenigen Tagen im Piper-Verlag erschienen: von Ingeborg Gleichauf, Ingeborg Bachmann und Max Frisch. Eine Liebe zwischen Intimität und Öffentlichkeit
****aus der Erzählung „Ein Geschäft mit Träumen“**, die auch als Hörfunkaufnahme des NWDR, aufgenommen im Jahr 1952, existiert
Sehr schön zusammengetragen
(Da sind mir Svetajewa oder Achmatova weitaus genehmer, obwohl ich die politischen Bedrängnisse ihrer Lyrik gar nicht aus eigener Erfahrung nachvollziehen kann.)
Die einzelnen Textstellen hingegen zeigen deutlich, dass es wohl sehr schwer gewesen sein musste, mit ihr eine Liebe zu leben. Unabhängig von einer allfälligen Abwesenheit - durch Reisen bedingt - kann ich mir vorstellen, dass sie auch bei einer Zusammenkunft immer die Hintergedanken hatte, was sich hinter der Liebe noch abspielen könnte. Vielleicht wurde die Liebe zu sehr intellektualisiert, obwohl ich ihr keinesfalls das Gefühl absprechen möchte.
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Was allerdings jetzt in ihrem Namen beim Bachmannpreis-Wettbewerb abläuft, hat sie sich auch nicht verdient.
Nachtrag: was sie wahrscheinlich zu spät und zu schmerzlich erkannt hat, war der Preis für Träume: Zeit.
Das bringt mich auf einen ganz anderen Gedanken. Auf die falsche Wertung des Begriffes Betrügen in Liebesbeziehungen. Der "Betrug" besteht nicht im sexuellen Akt sondern im Entzug von wesentlicher Qualitätszeit. Ist allerdings der Zeitbedarf in einem Paar unterschiedlich, kann man nicht von "betrügen" sprechen. Allerdings kann man den Partner auch damit betrügen, indem man wesentliche Gedanken lange und breit mit anderen erörtert und dem eigenen Partner dadurch Substanz vorenthält. Dann bedarf es nicht einmal eines Seitensprungs.
Wenn selbst in einer "freien" Ehe gelitten wird, (siehe Simone de Bauvoir) so scheint es mir, dass hier eher Phantomschmerzen erlebt werden, die genauso schmerzhaft empfunden werden.
Grausam-schönes Spiel?
Nicht wenige sehen „Malina“ als Bachmann`s Art der Beziehungsaufarbeitung zum Schweizer Schriftsteller und nicht nur als bloße Antwort auf Frisch`s genannten Roman.
In „Malina“ gibt es einen sehr schönen Satz, er lautet sinngemäß: Mit meiner verbrannten Hand schreibe ich über die Natur des Feuers. Trefflicher kann eine wohl nicht über die Liebe - die Leiden[] schaf[f]t [durchaus doppelsinnig zu lesen ;-))] – schreiben!
„Was die „gemeinsame Zeit“ betrifft, glaube ich, dass der Dichterin damals nicht bewusst war, was das für den anderen [der ja dann zumeist in Rom saß und auf sie wartete] bedeutet hat, weil ich glaube, dass die einfach viel zu sehr mit sich und ihrer ur-eigenen, intellektuellen [Liebes-Schreib-]Welt beschäftigt war. Je nachdem, wie man auf die Beiden schaut, könnte die Art ihres Umgangs mit ihm durchaus als „seelische und/oder emotionale Grausamkeit“ gesehen werden…
doch was wissen wir Nachgeborenen, wie das damals wirklich war mit den Beiden… auf alle Fälle eine interessante Literaten-Konstellation, die wohl allen Lese-Generationen unerschöpflichen Stoff für Spekulationen bietet ;-))
Genauso... ließe sich über das Thema „freie Liebe“ endlos philosophieren…
Mir kommt da als erstes immer die "Kommune 1" in Erinnerung [und weniger Sartre und die Beauvoir].
Diesen Sommer besuchte ich eine sehr interessante Ausstellung im Münchner Stadtmuseum, in der die 1970er Jahre in München, aufgearbeitet wurden. Darunter auch Installationen, Bilder und Skulpturen von Absolvent[inn]en der Münchner Kunsthochschule, die sich zum Teil mit der "Kommune 1", der "freien Liebe" und/oder der sexuellen Befreiung auseinandersetzten.
Unisono kamen jene zum Ergebnis: Dass die sog. „freie“ Liebe alles andere als „frei“ war, weil sie neue Zwänge und v.a. für die Frauen große Nachteile und Leid mit sich brachte.
Ich war etwas überrascht, dies aus dem Munde der jungen Generation zu hören, lesen, sehen… in dem Kontext beeindruckte mich eine Skulptur einer jungen Kunstabsolventin: Sie stellte Frauen- und Männerkörper, die alle ganz unterschiedlich miteinander [in und ohne Liebesstellungen] verwickelt und verbunden waren, in einer Art riesiger Fleischmasse dar, der aus der Ferne, also mit Abstand von zwei, drei Metern lediglich als rosafarbener Hügel zu identifizieren war. Aus dieser Entfernung ließ sich nicht erkennen, dass das Menschen waren. Erst wenn man unmittelbar davor stand, sah man die filigranen Arme, Beine und Leiber und erkannte, dass es sich bei der Miniatur-Skulptur von etwa 40 mal 40 Zentimeter um Männer und Frauen handelte.
:-)