20er Jahre Treffen

Du hast gefehlt!

Sie waren beinahe alle gekommen,
von Hamburg bis München, von Dresden bis Mannheim.
Etwa jeder dritte Ex-Po-ler, schätze ich,
von denen Sabine die Adressen fand. Dank Irmis alter Personalliste, die sich an dem Abend wieder aktualisierte und die sie eigentlich gar nicht hätte mitgehen lassen dürfen, damals… nach der Liquidation der Firma.
Doch, sie, die gute Seele der Projektgruppe, hat immer schon gewusst, was gut ist...
für alle ;-)

Du hättest nicht schlecht gestaunt, wer da aller in der alten Weinstube saß!
Nein, Jutta, war nicht dabei! Auch nicht Birgit von gegenüber, die du beide so gut leiden konntest, auch nicht unsere Grazien… du hättest mir gesagt, die könnten dir gestohlen bleiben…

Nur deinen Wett-Einsatz hättest du mal wieder an mich verloren oder vermutlich sofort auf dem Absatz kehrt gemacht, zumindest dich ans andere Ende des Nebenzimmers gesetzt, möglichst weit weg… jaja… auch wenn du nun da oben auf deiner Glückswolke sieben in der dir unnachahmlichen Art die Augen rollst: E R ist auch gekommen!
JA!
Auch wenn du es kaum glauben magst.
jajajaja… unser zuerst heiß geliebter und
später innigster Erzfeind, der sich durch die Sekretärinnenbetten schlief!
ER hat sich keinen Millimeter verändert!
Weder optisch im Äußeren, noch in den inneren Werten.
Nach 20 Jahren. Mit bald sechzig,
immer noch der Sunnyboy.
Mit denselben – wieder aufgewärmten – frech-dummen Sprüchen.

UND...?
Ja, ich weiß, was dich am brennendsten interessiert!
Doch das konnte ich ihn ja nicht fragen.
Das verbot mir meine gute Kinderstube.
T., du bist immer viel zu diplomatisch, wirst du dich nun da oben über mich mokieren und aufgeregt von einer Himmelswolke zur anderen springen.
Wobei… ich denke, du hättest es ihn gefragt… und Hand aufs Herz - beinah` wär` es mir auch rausgerutscht, als Retourkutsche, als er seinen dritten dummen Spruch an mich hin laberte,
doch da bin ich lieber aufgestanden, habe ein paar Fotos gemacht und mich woanders dazu gesetzt, als ihn zu fragen…
weil er sagte noch zu mir, sich ebenfalls erhebend:
„Ich muss jetzt los;
ich hab` noch einen Termin.“
Und da wär`s mir beinahe rausgerutscht:
„Ahja?
Etwa...
... Spagetti kochen?
Nachts um…
halbzwölf… mit…
wie heißt sie jetzt?
Antje?"

Beide wären wir unter dem Tisch gelegen, hinterher
vor Lachen! Hätten uns gebogen vor Lachen und die anderen hätten wieder einmal nicht gewusst, warum?
… wir beide so lachen!

Unvergesslich, als sie, die Sekretärin, in ihrer Verliebtheit,
damals die Herzerl in seinen Kalender malte, mit kringeliger Handschrift daneben schreibend:
nur noch zehnmal schlafen, dann bist du wieder da,
drei Arbeitstage später:
nur noch siebenmal schlafen, dann bist du wieder…
nur noch fünfmal… dann…
usw
auf mein Geheiß hast du die schönen Herzerl am dritten Tag
seines Urlaubs, knurrend mit Widerwillen
heraus radiert – gerade noch rechtzeitig, bevor Nap, unser Geschäftsführer sie entdecken konnte, als er zu dir kam und unseres` Erzfeinds Kalender verlangte…

Herrlich… was haben wir gelacht! Hinterher,
noch Jahre später, wenn wir uns trafen,
bei deinen jährlichen Stippvisiten from outside… around the world,
uns diese und andere Bürogeschichten immer wieder schallend lachend erzählend.

Nap war übrigens da, auch er hat sich Null verändert!
Nicht mal älter geworden, obwohl er schon auf die Mitte Siebzig zugehen müsste.
Halt ein Typ, der zeitlos jung bleibt!
Er setzte sich gleich zu mir, erzählte viel… was er alles gemacht hat:
mit 60 noch promoviert,
seine eigene Firma gegründet, die offensichtlich recht gut läuft,
außerdem ist er wieder oder immer noch politisch aktiv,
der alte Kämpe,
und wir haben geschwelgt, in Erinnerung an die alten gemeinsamen Zeiten,
später,
da war der Abend schon fortgeschritten und er glaube ich,
ein bisserl angesäuselt, zumindest hatte er wohl schon ein paar Viertele intus,
und den Schwäbischen Wein verträgt er, glaube ich nicht mehr so gut,
seit er „rüber“ gemacht hat,
jedenfalls, erzählte er mir so unter der Hand, noch einiges von den Deals,
die damals gelaufen sind: Jesses!
Wie im Krimi!
Wie er den anderen Co-Geschäftsführer immer ausgetrickst oder bei unserem Aufsichtsrat angeschwärzt hat, da dachte ich,
unser vielgeliebter Erzfeind hatte halt doch recht,
mit seinen Mutmaßungen,
damals…

Überhaupt…
hat man an dem Abend eine Menge Dinge erfahren,
die unsereine bis dato nicht wusste, obwohl wir Beide, du und ich, eigentlich
stets bestens informiert waren.

Wusstest du,
dass die Ehe von K. damals beinahe über den Jordan gegangen wäre,
weil er so viel gearbeitet hat… bis nachts um halbvier…
auch, dass er während der Hochphase eines Nachts mit Magendurchbruch ins Bosch eingeliefert worden war…
seine Frau setzte sich während des Abends zu mir und erzählte mir so einiges aus dem Nähkästchen,
eine sehr sympathische Anfangs-Sechzigern, die glatt noch als Endvierzigerin durchginge,
kanntest du sie?

Sie wusste auch, dass Britta, auf Hawaii seßhaft geworden, ihr Mann nun amerikanischer Staatsbürger, sie selbst jedoch nicht die deutsche Staatsbürgerschaft aufgeben wolle; sie hat ihr Studium dort übrigens abgeschlossen und mittlerweile leben sich nicht mehr auf der kleinsten, sondern auf der Hauptinsel.

Julia ist immer noch beim Glücksspiel… und auch ansonsten… sind sie alle entweder im fahrenden Zirkus geblieben… oder im Marketing… oder halt bei den Baufirmen… da waren auch einige da… selbst der Haui, mit dem ich mich immer in der Wolle hatte, weil er lieber zwanzig Mal im Text „das Gehölz“ stehen haben wollte, was in einem Werbetext natürlich nicht..., als ein Synonym dafür…

Überhaupt… das war das Bemerkenswerteste für mich an dem Abend:
Es war noch genauso wie damals… als wir alle zusammen arbeiteten, kannste dir das vorstellen!?
Die alten Animositäten waren genauso spürbar wie ehdem
und lagen in der Luft; und es herrschte dieselbe Familien-Atmosphäre,
die uns einander auch so viel verzeihen ließ,
in jenen drei verrückten Arbeitsjahren,
auch wenn manchmal die Fetzen flogen
und einer wieder ausrastete, weil er die Nacht davor durchgearbeitet hatte,
damit wir noch rechtzeitig fertig werden.

Nur eines war anders:
Dein Lachen hat halt gefehlt, und
die Witze von Peter F. sowie
der trockene Humor von Hr. S. und natürlich
die streitbare, die Gerüchteküche befeuernde Ursel,
die es sich als erste da oben im Himmel gemütlich gemacht hat...

obwohl – das muss ich dir noch erzählen!
Auch das war wie damals! Es dauerte nicht lange,
wir saßen wohl so etwa eineinhalb Stunden bei einander,
als das erste Gerücht an mein Ohr drang,
und Conny, unsere gemeinsame Freundin, sich zu mir herüber beugte und flüsterte:
Hast` auch schon gehört….

…dass…
unser Porschefahrer, der ewige Stenz, geheiratet…
und sogar zwei Kinder hat…
mit 55 hat er es endlich gewagt…

...dass…
die G. damals doch aus der Zone geflohen ist…

Naja… ich denke, du hast nun eine Menge zum Erzählen,
da oben in Eurer Vierer-Runde,
die du von uns allen herzlich grüßen magst…
und.. ja…
stell dir vor,
der Älteste in der Runde am Wochenende, war unser 1925 geborener Buchhalter,
der mit der Zweitältesten, 1937 geborenen…ach.. wie heißt sie doch… gleich….
Jesses…. ich wird halt auch alt….
...gekommen war!

Achja, du Liebe! Nun
trag dir doch schon mal in deinen imaginären Kalender ein:
In fünf Jahren treffen wir uns wieder!
Da oben… auf dem Killesberg!
Und dann… das darf ich dir von allen recht herzlich bestellen,
wollen wir euch: Hosianna singen hören!

Hörst du, Andrea!
2227 mal gelesen
Engel (Gast) - 22. Okt, 23:05

ich
höre
sie
da

Teresa HzW - 23. Okt, 06:35

Beflügelten Dank für die himmlischen Klänge, die Sie
in die Wi[e]der[W]orte zaubern, lieber Engel.

:-)
Bubi40 - 23. Okt, 11:23

eine erzählform aus der "empfindsamen" zeit in unserem komputerzeitalter ... es tut wohl, zu sehen, dass es nicht nur twittert und facebookt ...
hosianna Teresa ...

Teresa HzW - 23. Okt, 19:12

Ihr sehet mich entzücket, werther Herr Joseph,
über Euer Lob,
das mich beschämet,
über Euer Frohlogghen,
das mich erröthen macht.

Wenn Ihr wollhet, so rufe ich dem Hausdiener herbei,
dass er Euch möge, die Mappe abnehmen,
die Ihr da hinter Eurem Rücken verstecked haltet!

Oder, ach, täusched sich mein Aughe da?

Sogleich berichte er mir,
von den Wunderdingen,
die sich in der großen Stadt zutragen:
diesem twittert und facebookt,
die er so geheimnisvoll andeutet.

Geschwind nur will ich nach den Dienern rufen,
gehabt Euch wohl, derweil!

:-))

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