6 Wörter
Sechs Wörtchen nehmen mich in Anspruch jeden Tag:
ich soll...
ich muß...
ich kann...
ich will...
ich darf...
ich mag...
Ich soll
ist das Gesetz, von Gott ins Herz geschrieben,
das Ziel, nach welchem ich bin von mir selbst getrieben.
Ich muß
das ist die Schrank', in welcher mich die Welt von einer,
die Natur von andrer Seite hält.
Ich kann
das ist das Maß der mir verlieh'nen Kraft,
der That, der Fertigkeit, der Kunst und Wissenschaft.
Ich will
die höchste Kron' ist dieses, die mich schmückt,
der Freiheit Siegel, das mein Geist sich aufgedrückt.
Ich darf
das ist zugleich die Inschrift bei dem Siegel,
beim aufgethanen Thor der Freiheit auch ein Riegel.
Ich mag
das endlich ist, was zwischen allen schwimmt,
ein Unbestimmtes, das der Augenblick bestimmt.
Ich soll, ich muß, ich kann, ich will, ich darf, ich mag,
die sechse nehmen mich in Anspruch jeden Tag.
Friedrich Rückert,
aus: Die Weisheit des Brahmanen
Ein wunderbares Gedicht!
Ich entdeckte es in der U-Bahn. Es warb für sich. In großen schwarzen Lettern. Auf einer gewiss vierzig mal sechzig weißen Werbefläche, die oben an der Decke neben dem Linienverlaufsplan angebracht.
Als ich es las, stand ich noch neben der Eingangstür und sollte an der übernächsten Haltestelle die Linie wechseln.
Indes ich musste mich setzen. Ich konnte nicht anders als mein Notizbüchlein heraus zu kramen und den Stift zu zücken, da ich mir dies wunderbare Gedicht aufschreiben wollte. Sein Inhalt, diese weisen Worte, mochte ich zu sehr, als dass ich -ohne sie verinnerlicht zu haben- meinen Weg in anderer Richtung hätte fortsetzen dürfen... ;-)
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ich soll...
ich muß...
ich kann...
ich will...
ich darf...
ich mag...
Ich soll
ist das Gesetz, von Gott ins Herz geschrieben,
das Ziel, nach welchem ich bin von mir selbst getrieben.
Ich muß
das ist die Schrank', in welcher mich die Welt von einer,
die Natur von andrer Seite hält.
Ich kann
das ist das Maß der mir verlieh'nen Kraft,
der That, der Fertigkeit, der Kunst und Wissenschaft.
Ich will
die höchste Kron' ist dieses, die mich schmückt,
der Freiheit Siegel, das mein Geist sich aufgedrückt.
Ich darf
das ist zugleich die Inschrift bei dem Siegel,
beim aufgethanen Thor der Freiheit auch ein Riegel.
Ich mag
das endlich ist, was zwischen allen schwimmt,
ein Unbestimmtes, das der Augenblick bestimmt.
Ich soll, ich muß, ich kann, ich will, ich darf, ich mag,
die sechse nehmen mich in Anspruch jeden Tag.
Friedrich Rückert,
aus: Die Weisheit des Brahmanen
Ein wunderbares Gedicht!
Ich entdeckte es in der U-Bahn. Es warb für sich. In großen schwarzen Lettern. Auf einer gewiss vierzig mal sechzig weißen Werbefläche, die oben an der Decke neben dem Linienverlaufsplan angebracht.
Als ich es las, stand ich noch neben der Eingangstür und sollte an der übernächsten Haltestelle die Linie wechseln.
Indes ich musste mich setzen. Ich konnte nicht anders als mein Notizbüchlein heraus zu kramen und den Stift zu zücken, da ich mir dies wunderbare Gedicht aufschreiben wollte. Sein Inhalt, diese weisen Worte, mochte ich zu sehr, als dass ich -ohne sie verinnerlicht zu haben- meinen Weg in anderer Richtung hätte fortsetzen dürfen... ;-)
Teresa HzW - 23. Aug, 08:50 - Rubrik Wiederworte
Am Schönsten ist es immer dann, wenn sollen, müssen, können, wollen, dürfen und mögen eins werden.
Wie weise!
:-)