[be:] Lauscht!
Manchmal werden einem Gespräche aufgedrängt.
Ob eine[r] will oder nicht!
Man hat sie anzuhören!
Es gibt nämlich Mitmenschen,
die eine solch laute durchdringende und markante, weil knarrende oder hohe und schrille oder sonore und wortgewaltige Stimme haben, dass einem nichts anderes übrig bleibt als hin[zu]hören.
Ob eine[r] will oder nicht.
Selbst wenn eine[r] sich wartender Weise gerade mit Zeitungslektüre beschäftigt.
Da kann sie oder er sich noch so sehr auf den Text des Artikels oder auf das Betrachten von Illustriertenfotos konzentrieren wollen, der Klatsch aus dem Zimmer nebenan, dessen Wände aus Papier zu sein scheinen, zieht das eigene Gehör unweigerlich an. Und auf einmal...
...ist das dann tausendmal spannender als der Bericht vom Boulevard in der bunten Zeitschrift mit den vier Buchstaben und den Hochglanzfotos aus der Welt der Schönen, Reichen und Berühmten: Das unbeabsichtigte [be:]-lauschen der Zukunftspläne eines Rentners in spe, der anscheinend mit einer jüngeren Frau liiert zu sein scheint.
Er: „…..I henn mir überlegt, dass ich nach Ungarn ziag“
Der andere: „Brabbel… Brabbel….“
Er: „Ha, was soll i denn au hier bleiba, wo es immer rägnät. Dort henn i`s viel scheena. Ond meine Hund` henn viel meh Auslauf. Ond `s Läba isch dort au billiger. Da henn i meh vo meirer Rente“
Der andere: „Was moint`n dai Fra: dazu.“
Er: „Ha, Dui is s`Probläm.“
Der andere: „Brabbel…Brabbel…“
Beide lachen.
Er: „Ha:no:, dui will jetz au no: a Fortbildung macha ond dui dauert drei Jahr`.“
Der andere: „Warum au des?“
Er: „Ha, damit Se an andara Tschob kriagt. Woisch` Karle, an Höhara wia Se grad hot.“
Der andere: „Wos hot Se denn do g`ritta?“
Er: „Ha, i ned.“
Beide lachen lauthals heraus.
Der andere: „Brabbel….Brabbel.“
Er: „I woiss au ned, was dui will. Mir känndat es so schee hän, wenn i nachara in da Rente bin. Woisch!“
Der andere: „Was hasch`n vor?“
Er: „Woisch, i han dengt, mir läbät dann in Ungarn und sie könnt` doch reduziera uff Fuffzig oder Sechzig Prozent.“
Der andere: „Hot Se do ned gwaldige Einbu:sa, wann Se selba in Rente gaht?“
Er: „Ha, woisch, des daurert no a Weil`. Bis da nahre könnt dui a so schees Läba mit mia hän.“
Der andere: „Brabbel….Brabbel….. Brabbel…. Brabbel….“
Er: „I hen dengt, dui sott bloß no Di:schdich, Middwoch ond Do:schdich schaffa. Nachara könnt` Se am Do:schdich-O:bad in dr`Fliega sitza ond…“
Der andere unterbricht: „Is des ned arg stressig?“
Er: „`Ah, wah! In oina Stund` ond a Viertelte wär`Se z`Budapescht. Ond vom Gschäft zom dr`Flughafa goht Se in a Viertel Stond. Do braucht Se grad amole vierzg Minutta länga wia heid! Dui braucht bloß Ihr Dasch` nämma ond losganga. Weil Se doch nachara älläs z`Budapescht hätt`! Ond am Mo:dich in da Früah könnt` Se schee mit mia z`Budapescht no frühstükka ond wär ällaweil no bis ommara Zehne wieda im Gschäft!“
Der andere: „Ha, Du hasch des ja griabig guad überlegt.“
Er: „Ha, ja, Karle, i henn au lang drüba nachdengt!“
Schweigen.
Langes Schweigen.
Er: „Aber woisch s`wird wohl anders komma, wenn dui jetz no uff da Lehrgang ganga will.“
Der andere: „Ha, du ko`sch doch alloi macha!“
Er: „'Ah, wah! Was wäll i alloi z`Budapescht!?“
Der andere: „ Brabbel…. Brabbel….. Brabbel.“
Wieder Gelächter.
Dann Schweigen.
Er: „Ha, no. Karle, s´wird älläs wiadr amole anders lauffa.
Der andere: „Wos dengsch?“
Er: „Ha, no, dass i nachara älläs dahoim macha werd`: Uffreima, Eikaufa, die Hund ausführa, Kocha… bloß putza des wird i ned! I schwör`s da, Karle!“
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Ob eine[r] will oder nicht!
Man hat sie anzuhören!
Es gibt nämlich Mitmenschen,
die eine solch laute durchdringende und markante, weil knarrende oder hohe und schrille oder sonore und wortgewaltige Stimme haben, dass einem nichts anderes übrig bleibt als hin[zu]hören.
Ob eine[r] will oder nicht.
Selbst wenn eine[r] sich wartender Weise gerade mit Zeitungslektüre beschäftigt.
Da kann sie oder er sich noch so sehr auf den Text des Artikels oder auf das Betrachten von Illustriertenfotos konzentrieren wollen, der Klatsch aus dem Zimmer nebenan, dessen Wände aus Papier zu sein scheinen, zieht das eigene Gehör unweigerlich an. Und auf einmal...
...ist das dann tausendmal spannender als der Bericht vom Boulevard in der bunten Zeitschrift mit den vier Buchstaben und den Hochglanzfotos aus der Welt der Schönen, Reichen und Berühmten: Das unbeabsichtigte [be:]-lauschen der Zukunftspläne eines Rentners in spe, der anscheinend mit einer jüngeren Frau liiert zu sein scheint.
Er: „…..I henn mir überlegt, dass ich nach Ungarn ziag“
Der andere: „Brabbel… Brabbel….“
Er: „Ha, was soll i denn au hier bleiba, wo es immer rägnät. Dort henn i`s viel scheena. Ond meine Hund` henn viel meh Auslauf. Ond `s Läba isch dort au billiger. Da henn i meh vo meirer Rente“
Der andere: „Was moint`n dai Fra: dazu.“
Er: „Ha, Dui is s`Probläm.“
Der andere: „Brabbel…Brabbel…“
Beide lachen.
Er: „Ha:no:, dui will jetz au no: a Fortbildung macha ond dui dauert drei Jahr`.“
Der andere: „Warum au des?“
Er: „Ha, damit Se an andara Tschob kriagt. Woisch` Karle, an Höhara wia Se grad hot.“
Der andere: „Wos hot Se denn do g`ritta?“
Er: „Ha, i ned.“
Beide lachen lauthals heraus.
Der andere: „Brabbel….Brabbel.“
Er: „I woiss au ned, was dui will. Mir känndat es so schee hän, wenn i nachara in da Rente bin. Woisch!“
Der andere: „Was hasch`n vor?“
Er: „Woisch, i han dengt, mir läbät dann in Ungarn und sie könnt` doch reduziera uff Fuffzig oder Sechzig Prozent.“
Der andere: „Hot Se do ned gwaldige Einbu:sa, wann Se selba in Rente gaht?“
Er: „Ha, woisch, des daurert no a Weil`. Bis da nahre könnt dui a so schees Läba mit mia hän.“
Der andere: „Brabbel….Brabbel….. Brabbel…. Brabbel….“
Er: „I hen dengt, dui sott bloß no Di:schdich, Middwoch ond Do:schdich schaffa. Nachara könnt` Se am Do:schdich-O:bad in dr`Fliega sitza ond…“
Der andere unterbricht: „Is des ned arg stressig?“
Er: „`Ah, wah! In oina Stund` ond a Viertelte wär`Se z`Budapescht. Ond vom Gschäft zom dr`Flughafa goht Se in a Viertel Stond. Do braucht Se grad amole vierzg Minutta länga wia heid! Dui braucht bloß Ihr Dasch` nämma ond losganga. Weil Se doch nachara älläs z`Budapescht hätt`! Ond am Mo:dich in da Früah könnt` Se schee mit mia z`Budapescht no frühstükka ond wär ällaweil no bis ommara Zehne wieda im Gschäft!“
Der andere: „Ha, Du hasch des ja griabig guad überlegt.“
Er: „Ha, ja, Karle, i henn au lang drüba nachdengt!“
Schweigen.
Langes Schweigen.
Er: „Aber woisch s`wird wohl anders komma, wenn dui jetz no uff da Lehrgang ganga will.“
Der andere: „Ha, du ko`sch doch alloi macha!“
Er: „'Ah, wah! Was wäll i alloi z`Budapescht!?“
Der andere: „ Brabbel…. Brabbel….. Brabbel.“
Wieder Gelächter.
Dann Schweigen.
Er: „Ha, no. Karle, s´wird älläs wiadr amole anders lauffa.
Der andere: „Wos dengsch?“
Er: „Ha, no, dass i nachara älläs dahoim macha werd`: Uffreima, Eikaufa, die Hund ausführa, Kocha… bloß putza des wird i ned! I schwör`s da, Karle!“
Teresa HzW - 16. Jan, 10:40 - Rubrik [W]ortgeklingel
klasse ...
ergo ...
nachgeschlagen im "Hamlet" ...
"Schicksal und Wille stets in Fehden,
So daß der Wille sich am Schicksal bricht,
Nur der Gedank' ist dein, der Ausgang nicht."
[be:] Dankt! :-))
Ist es ein Zufall, dass ich ausgerechnet jetzt und auf der Stelle, als ich Deinen Kommentar und die filmische Ergänzung der guten alten Schule :-))) [mit Juhnke und Völz sehe] an Deinen heutigen Blog-Eintrag denke und diesen deutschen Stummfilm aus den 1920ern erinnere, in dem Asta Nielsen einen weiblichen Hamlet gibt... Diese[r] Hamlet[ine] tut sich schwer damit, mit der auferlegten Geschlechterrolle fertig zu werden...
Hach... wozu so ein [mit:]lauschen doch manchmal gut ist
;-))
Asta Nielsen ist der schönste Hamlet, den ich je gesehen habe ...
Kenn doch de:n Jeschmack ;-)))
...und damit die anderen Leser[innen] auch wissen, wovon mir boide schwätzät, hab ich hier noch den Leckerbissen [ju:tju:bt]
eine Frau in díeser Männerrolle war zu Stummfilmzeiten ein Skandal... denke, Du stimmst mir da zu, lieber Josef ;-))
jetz` awa wat zum Gucken:)
wie sorgfältig, überlegt und emotional wirksam die kameramänner, in diesem falle Curt Courant und Axel Graatkjær , ihre bilder bauen und beleuchten. es ist noch ein film, der ohne schwenks und kamerafahrten auskommt ... jede einstellung ist ein fest gefügtes bild, in dem sich nur die darsteller bewegen.
wundervoll !!!
die letzten sätze:
"Er: „Ha, no. Karle, s´wird älläs wiadr amole anders lauffa.
Der andere: „Wos dengsch?“
Er: „Ha, no, dass i nachara älläs dahoim macha werd`: Uffreima, Eikaufa, die Hund ausführa, Kocha… bloß putza des wird i ned! I schwör`s da, Karle!“ "
veranlassten mich mit dem zitat:
"Schicksal und Wille stets in Fehden,
So daß der Wille sich am Schicksal bricht,
Nur der Gedank' ist dein, der Ausgang nicht."
aus Shakespeares "Hamlet" zu antworten. der volksmund sagt zu ähnlichen sachverhalten auch so:
"der wille des mannes verhält sich zum willen der frau wie eine fliege, die ins honigfass gefallen ist."
schon sind wir, den heutigen beitrag auf meinem blog im hinterkopf, bei "Hamlet" und dem stummfilm.
... ;-)))
@O.N.
@Pjerunje
Dein gefundener Vergleich mit der Fliege und dem Honigfass ist - im wahrsten Doppel-Sinn - einfach köstlich!!!
Schließlich nochmal zurück zum Stummfilm-Ausschnitt oben: Ich hab`mir den extra nochmal angesehen... weil das mit den fehlenden Schwenks sieht natürlich nur der Fernseh-Profi-Kameramann ;-)))) und die Laie-in, wenn sie genau hinschaut... aber so was von genau! Jaja, damals war das "Schauspielen" noch richtig körperliche Arbeit... *ähem* - sieht man in einer Einstellung ja auch janz jenau richtig juut ;-))))))))