[K]Wahl[en]

Waren Sie [schon] beim Wählen?

Wenn nicht...
dann geht`s Ihnen entweder wie den Politikverdrossenen, die die Schnauze von den Parteien und ihren Politikern voll haben...
oder wie jenen, die zwar guten Willens sind, a b e r....
nicht wissen, WER überhaupt noch wählbar ist!?

Hier im Ländle haben wir an diesem Wähl[er]wütigen [Sonn]Tag sogar die vierfache Qual der Wahl!

Denn neben der Europawahl, sind auch die Mitglieder für die Gemeindeparlamente (= Gemeinderat bzw. in großen Städten auch Stadtrat genannt), den Kreistag (= Wahl auf Landkreisebene) und das Regionalparlament (= Besonderheit in der Region Stuttgart! ) aus zu wählen!

Die Qual der Wahlen haben die BürgerInnen in Baden-Württemberg, wo am 24. Mai 2014 die Europawahl und die Kommunalwahlen miteinander verknüpft worden sind. Davon verspricht man sich hier eine Erhöhung der Wahlbeteiligung bei der Europawahl. Ob`s hilft?

Für das Regionalparlament war das Kreuzerl auf dem orangefarbenen Zettel bei einer von [ich glaube, es standen] 7 Parteien [zur Auswahl] zu setzen. Das war noch vergleichsweise einfach.
Für den Kreistag konnte man 5 Stimmen verteilen und dabei "panieren und kopulieren" - d.h. panaschieren und kumulieren ;-)

Panaschieren kommt vom französischen "panacher" und bedeutet "mischen", d.h. man kann quer über alle Parteien seine Stimmen verteilen und einzelnen Kandidaten - unabhängig von deren Parteienzugehörigkeit - zuweisen. Man könnte also jeweils fünf Kandidaten verschiedener Parteien-Farbe je eine Stimme und damit seine fünf Stimmern quer durch die Parteienlandschaft vergeben!
Kumulieren kommt vom lateinischen "cumulus" und wird mit "Haufen" übersetzt. Das heißt man kann einem einzelnen Kandidaten bis zu 3 Stimmen geben.

Dasselbe Spiel wiederholt sich bei der Gemeinderatswahl. Da kann man so viele Stimmen verteilen, wie in der jeweiligen Kommune der Gemeinde- oder Stadtrat Mitglieder hat.
Auch da lassen sich quer über alle Parteien hinweg die Stimmen verteilen und einem einzelnen Kandidaten bis zu maximal drei Stimmen geben. Man muss nur aufpassen, dass man nicht mehr Stimmen vergibt als man hat. Insofern kann man nebenbei eine Stricherlliste führen, wie es Alter Egon gemacht hat oder eben unter der maximalen Anzahl der zu vergebenden Stimmen bleiben, weil ich es beispielsweise nicht einsehe, bei jemandem mein wertvolles Kreuzerl zu setzen, den ich nicht kenne!

Klar, dass unsereine[r], die ankreuzt[e], die sie oder er kennt ;-)



In den 28 Staaten der Europäischen Union waren die Bürgerinnen und Bürger vom 22. bis 25. Mai 2014 dazu aufgerufen, über das neue Europäische Parlament abzustimmen. In Deutschland waren 64,4 Millionen Menschen berechtigt, bei dieser Europa-Wahl ihre Stimme abzugeben.


Richtig schwierig war dagegen für alle am Frühstückstisch Sitzenden die Entscheidung zur Europawahl!!!
Bis auf einen wussten die anderen heute Morgen noch nicht, wo sie zwei Stunden später in der Wahlkabine ihr Kreuzerl machen sollen dürfen können wollen!?!?

Also saßen wir zuguterletzt mit den Laptops am Tisch und bemühten bei Kaffee und Tee die Wahl-o-Maten - die einen den von Electio.2014 und andere jenen von der Bundeszentrale für politische Bildung.

Beim deutschen Wahl-O-Mat zur Europawahl 2014 kann anhand von 38 Thesen abgeglichen werden, welche der 25 zur Wahl stehenden Parteien der eigenen politischen Position am nächsten steht. Thesen, die einem besonders wichtig sind, kann man am Ende der Befragung nochmals speziell kennzeichnen. Der bpb-Wahl-O-Mat wertet diese markierten Thesen bei der Auswertung dann doppelt. Dadurch soll ein noch genaueres Ergebnis der eigenen Abstimmung erreicht werden.

Bei electio werden dagegen zu unterschiedlich politischen Themen Fragen gestellt, die man dann symbolisch mit einem erhobenen oder gesenktem Daumen bewerten kann und zudem mit drei unterschiedlichen Rufezeichen als für einen unterschiedlich wichtig noch zusätzlich gewichten kann.

Am Ende wird dann das eigene Wahl-o-Maten-Ergebnis mit der Position der zur Wahl stehenden Parteien abgeglichen. Beim deutschen Wahl-O-Mat kann man als Besonderheit sein individuelles Ergebnis mit acht der zur Verfügung stehenden 25 Parteien vergleichen lassen.

Getreu deutscher Belehrsamkeit gibt`s beim bpb-Wahlautomat noch folgenden Hinweis: "Hohe Übereinstimmungen Ihrer Antworten mit mehreren Parteien bedeuten nicht zwangsläufig eine inhaltliche Nähe dieser Parteien zueinander."

Am Ende unserer Meinungs erforschenden Bemühungen waren alle miteinander ein wenig geschockt über das Ergebnis unserer VOR-Wahl[-o-Maten-Abstimmung] - gleich ob es sich um diesen bundesdeutschen oder um den europäischen Wahl-o-Mat handelte.

So erhielt etwa eine - gemäß ihrer Antworten - folgende Wahlempfehlungen :-)
• SPD 65,7 %
• DIE LINKE 64,8 %
• GRÜNE 63,9 %
• PIRATEN 63,9 %
• AfD 58,3 %
• CSU 54,6 %
• FDP 51,9 %
• CDU 48,1 %

Während die Wahl-"Empfehlungen" bei den beiden anderen, die den electio.2014 bemühten, von extrem links bis extrem rechts gingen... ich stelle hier mal das Ergebnis ein, das einer hätte wählen sollen müssen, wenn er heute bei den Europawahlen in Österreich ein Wahllokal hätte aufsuchen können! Dem hätte der electio-.2014-Wahl-o-Mat zu folgender Wahl "geraten" :-D
Alliance for the Future of Austria
(Economically) Liberal (socially) conservative, eurosceptic party founded by former FPÖ leader Jörg Haider. Result in 2013 parliamentary elections: 3,5%. Supports free markets, the introduction of a flat tax, and reductions in bureaucracy and government debt.(
Europe Different
New far-left electoral alliance comprising the KPÖ (Communist Party of Austria), the Pirate Party, Der Wandel (“Change”) and independents. Focus on the struggle against unemployment, a reform of the financial economy, renewable forms of energy, and data protection.


Extremer geht`s wohl nicht, was!?

Lange Rede... kurzer Sinn...
ich kann Ihnen, liebe Leser-Kommentator[inn]en so viel verraten... weil die Wahl ist ja geheim - gelle ;-)))
Letztlich haben wir, die wir wählen gegangen sind, unser Kreuzerl auf dem EU-Wahlzettel gaaanz woanders gemacht, als uns die Wahl-o-Maten "empfohlen" hatten!!!

Allerdings - etwas Gutes hatte die morgendliche Beschäftigung mit der Europa-Wahl und ihren Parteien dann doch... :-))

1. Wir waren uns allesamt einig, dass wir den Europäischen Präsidenten per Direktwahl als EU-Bürger-Innen am liebsten gern selber bestimmen und direkt wählen würden! Das ist bei der jetzigen Europawahl noch nicht möglich! Vielleicht... dann... beim nächsten Mal... in fünf Jahren?

2. Für unsere Kreuzerl waren letztendlich folgende Fragen unisono(!)** Wahl entscheidend:
Würde die zu wählende Partei Edward Snowden Asyl in Europa gewähren?
Ist die Partei dafür oder dagegen, dass die EU über ein Freihandelsabkommen mit den Vereinigten Staaten verhandelt?
Ist die Partei dafür oder dagegen, dass die EU das Anti-Counterfeiting Trade Agreement (ACTA) verabschiedet?
Wie steht diese Partei zum Fracking?

3. Da wir keine Wiederholung aktueller bundesdeutscher politischer Koalitionen auf EU-Ebene woll(t)en, haben wir uns alle miteinander schließlich bewusst für die Stärkung kleinerer Parteien** auf EU-Ebene entschieden!

**
das (mit den Kreuzerl für die Kleinen) stellte sich dann jedoch erst nach dem Urnengang heraus und überraschte mich und Alter Egon am meisten

... uns so hat zu guter Letzt - gerade auch wegen der Beschäftigung mit dem Wahl-o-Mat ein[e] jede[r] von uns was anderes gewählt!

UND JETZT... fühlen wir, die wir doch wählen gegangen sind, uns richtig gut ;-)))
und hoffen auf ein gutes multi-nationales Ergebnis!

Und sind gespannt, ob die Partei,
die aus gehabtem Schaden immer noch nix gelernt hat - wie wir beim Frühstücks entspanntem Lesen derer EU-Positionen entsetzt (!!) feststellten, dann mit deutschen Parlamentariern ins EU-Parlament einzieht...

Na denn....
noch schönen Wahl-Sonntach`,
liebe Leserinnen und Leser.

:-)
1628 mal gelesen
Bubi40 - 26. Mai, 11:28

voller verständnis angemerkt ...

warum sollte es euch besser ergehen als den geplagten brandenburgern. auch bei uns gab es das gleiche prozedere ... vier wahlscheine in etwa der größe einer tischtennisplatte waren mit vielen kreuzen zu versehen ... man kam sich vor wie weiland laokoon, nur hatten wir statt mit einem drachen mit einem papiermonster zu kämpfen. letztlich bin ich doch der sieger geblieben, weiß aber nicht genau, ob meine kreuze auch der absicht entsprachen, die mir vorschwebte ...
hier ein kleines trostpflaster für arme geplagte wähler ...


Teresa HzW - 29. Mai, 07:27

"Pathologische Pflicht"

Köstlich diese Wahl-Prosa von Tucholsky: Damals wie heute aktuell! Wenn`s nicht so komisch wär`, sott`s einen eigentlich verschrecken - ob der Erkenntnisse!
Mit einem tiefen Knicks danke ich Dir, lieber Josef, für diese kabarettistische Bereicherung!

Ansonsten...
Wie man bei genauerem Hinsehen auf den unsrigen grünen und rosa farbenen Zetteln erkennen kann, hat[te] man bei uns die Parteien und ihre Kandidatenvorschläge wenigstens in handlichen Blöcken gebündelt. Pro Partei gab`s einen Zettel - d.h. man konnte vorher zuhause in Ruhe überlegen, wen man ankreuzt und sich die Zettel-Partei abreißen, mit ins Wahlbüro nehmen und dort dann in den ausgehändigten Wahlumschlag stecken.
Das war wenigstens eine kleine [handwerkliche] Erleichterung... zumal wir z`haus keinen Tisch in Plakatwandgröße besitzen ;-)
Robert (Gast) - 26. Mai, 12:27

Äußerst löblich, Ihr Vorgehen, und - pardon - sehr aufwändig.

Teresa HzW - 29. Mai, 07:37

Doppelte Wahlbürger

Sie treffen den Nagel auf den Kopf, lieber Robert, insofern möcht` ich nicht jeden Sonntag eine Wahl-Entscheidung solchen Ausmaßes - ;-)) - treffen wollen... die nächste Wahl ist gottlob erst wieder die Landtagswahl hier im Ländle - in ungefähr eindreiviertel Jahren... ;-)

btw: "Ihre" Wahlheimat hat sich ja gerade nicht mit Ruhm bekleckert, was ihr francophiles Ergebnis betrifft... :-o - oder haben sie dort gar kein Wahlrecht [?] oder "durften" Sie es handhaben wie hier der Chefredakteur der Wochenzeitschrift "Die Zeit" - der gleich zweimal bei der Europa-Wahl sein Kreuzerl als Doppelstaatler setzen "durfte": Im italienischen Konsulats-Wahl-Büro und in der deutschen Wahlkabine - weil er nicht gewusst haben will, dass man als Europäer nur einmal (!) sein Wahlrecht bei der Europawahl ausüben können darf!
Falls Sie das jenseits des Rheins oder der Rhone nicht mitbekamen... hier der Link zum Nachlesen... ;-))

http://www.spiegel.de/kultur/tv/europawahl-giovanni-di-lorenzo-outet-sich-bei-jauch-als-wahlbetrueger-a-971635.html

oder

http://www.welt.de/politik/deutschland/article128512805/Gefahr-der-Doppel-Wahl-ist-seit-Jahren-bekannt.html

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