Altkanzler ade!
Die letzte Kippe ist geraucht,
der letzte Zug zu seiner Loki nun genommen!
Für mich ist heute ein großer Staatsmann gestorben, einer aus der Riege jener Politiker, wie es nun keinen mehr gibt: mit Ecken und Kanten, charismatisch und intellektuell, unbequem und mit ethischen Grundsätzen, für die er auch eintrat – national wie international. Für ihn war "das öffentliche Wohl die oberste Maxime" und nicht ideologisches Handeln zur eigenen Machtsicherung.
Er war der Kanzler meiner Jugendzeit und ein politisches Vorbild für mich! Ohne ihn wäre ich wohl nie ein politisch wi[e]derwortiger Mensch geworden!
In der Jugend konnte man sich politisch an ihm abarbeiten, wenn ich an den Nato-Doppelbeschluss, die Stationierung von Pershing II–Raketen oder die Aufstellung von Cruise Missiles denke.
Der Nato-Doppelbeschluss war die Initialzündung für mich, mich mit dem Thema „Parteien in Deutschland“ auseinander zu setzen, mich politisch zu engagieren und das Fach „Sozialkunde“ als drittes Abiturfach zu wählen, um mehr über die Strukturen und die Funktionsweise sowie das Zusammenspiel von Parteien und Verbänden und ihren Akteuren in unserem Land zu erfahren.
Wenn es um die Vermittlung von Politik ging, wählte er in jeder Altersstufe eine klare Sprache und trat ein für seine staatsmännische Sicht der Dinge, ob sie einem gefiel oder nicht. Solch klares Denken und Verhalten fehlt heute in der politischen Welt, wo Worte nur noch weich gespült und so lange von Spindoktoren durchgeschleudert werden, bis an Aussagekraft in der Öffentlichkeit nichts mehr übrig bleibt.
Im hohen Alter entwickelte sich Helmut Schmidt zum Grandseigneur der Politik und ich schätzte seine Analysen und Bewertungen, die er zu später Stunde, meist beim Beckmann oder der Maischberger abgab. Das waren für mich jedes Mal sprichwörtlich politische Sternstunden. Ich bewunderte den klaren Sachverstand und die gestochen scharfe Einordnung der Dinge, die er zu vielen weltpolitischen und ökonomischen Entwicklungen dann äußerte. Auch der unermüdlichen publizistischen Schaffenskraft, die er sich bis ins hohe Alter bewahrte, zoll[t]e ich Respekt. Da äußerte sich stets nicht nur ein Intellektueller, sondern auch einer mit historischer und jahrezehntelanger Lebenserfahrung. Auch wenn man den öffentlichen Auftritten in diesem Jahr schon ansah, dass sie ihm zunehmend schwerer fielen.
Sein Urteil und seine Einordnung der Dinge werden nun fehlen!
Er hinterlässt eine Lücke, die in unserer politischen Landschaft derzeit niemand zu füllen vermag: Als Politiker und Mensch!
Der Lotse ist von Bord gegangen,
Schmidt`s Schnauze wird fehlen…
nun - für immer!
Rip Helmut Schmidt, Altkanzler ade!
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der letzte Zug zu seiner Loki nun genommen!
Für mich ist heute ein großer Staatsmann gestorben, einer aus der Riege jener Politiker, wie es nun keinen mehr gibt: mit Ecken und Kanten, charismatisch und intellektuell, unbequem und mit ethischen Grundsätzen, für die er auch eintrat – national wie international. Für ihn war "das öffentliche Wohl die oberste Maxime" und nicht ideologisches Handeln zur eigenen Machtsicherung.
Er war der Kanzler meiner Jugendzeit und ein politisches Vorbild für mich! Ohne ihn wäre ich wohl nie ein politisch wi[e]derwortiger Mensch geworden!
In der Jugend konnte man sich politisch an ihm abarbeiten, wenn ich an den Nato-Doppelbeschluss, die Stationierung von Pershing II–Raketen oder die Aufstellung von Cruise Missiles denke.
Der Nato-Doppelbeschluss war die Initialzündung für mich, mich mit dem Thema „Parteien in Deutschland“ auseinander zu setzen, mich politisch zu engagieren und das Fach „Sozialkunde“ als drittes Abiturfach zu wählen, um mehr über die Strukturen und die Funktionsweise sowie das Zusammenspiel von Parteien und Verbänden und ihren Akteuren in unserem Land zu erfahren.
Wenn es um die Vermittlung von Politik ging, wählte er in jeder Altersstufe eine klare Sprache und trat ein für seine staatsmännische Sicht der Dinge, ob sie einem gefiel oder nicht. Solch klares Denken und Verhalten fehlt heute in der politischen Welt, wo Worte nur noch weich gespült und so lange von Spindoktoren durchgeschleudert werden, bis an Aussagekraft in der Öffentlichkeit nichts mehr übrig bleibt.
Im hohen Alter entwickelte sich Helmut Schmidt zum Grandseigneur der Politik und ich schätzte seine Analysen und Bewertungen, die er zu später Stunde, meist beim Beckmann oder der Maischberger abgab. Das waren für mich jedes Mal sprichwörtlich politische Sternstunden. Ich bewunderte den klaren Sachverstand und die gestochen scharfe Einordnung der Dinge, die er zu vielen weltpolitischen und ökonomischen Entwicklungen dann äußerte. Auch der unermüdlichen publizistischen Schaffenskraft, die er sich bis ins hohe Alter bewahrte, zoll[t]e ich Respekt. Da äußerte sich stets nicht nur ein Intellektueller, sondern auch einer mit historischer und jahrezehntelanger Lebenserfahrung. Auch wenn man den öffentlichen Auftritten in diesem Jahr schon ansah, dass sie ihm zunehmend schwerer fielen.
Sein Urteil und seine Einordnung der Dinge werden nun fehlen!
Er hinterlässt eine Lücke, die in unserer politischen Landschaft derzeit niemand zu füllen vermag: Als Politiker und Mensch!
Der Lotse ist von Bord gegangen,
Schmidt`s Schnauze wird fehlen…
nun - für immer!
Rip Helmut Schmidt, Altkanzler ade!
Teresa HzW - 10. Nov, 18:22 - Rubrik Paternoster
Wahrlich... ein Jammer...
"Menschen von Format", wie Sie so schön in Ihrem Kommentar schreiben, tun sich sowas dann lieber nicht an und engagieren sich daher erst gar nicht mehr an exponierter politischer Stelle - auch aus Rücksicht auf die eigene Familie, das eigene Wohnumfeld...
...und dann wundern sich wieder alle bei Wahlen, dass die Wahlbeteiligung sinkt...
Andererseits (das haben wir gestern im analogen Freundeskreis diskutiert), wer weiß, wie ein Helmut Schmidt agiert hätte, wenn er heute im Zeitalter von Internet und des überbordenden medialen Lärms hätte regieren und handeln müssen!?
Eines ist gewiss sicher: Den früheren Politikern blieb einfach auch mehr Zeit, um in Ruhe Dinge überdenken und in eigenen Kreisen (auch Parteien übergreifend) diskutieren zu können, bevor sie mit einer Meinung oder einem Vorschlag nach draußen an die Öffentlichkeit gingen.
Heute sind ja alle, die im öffentlichen Raum präsent sind (und das gilt v.a. auch für Politiker), schnell die Getriebenen einer Sache, wegen der voraus eilenden (social)Medien, die ihre Sensationslust und/oder (Ab)Lästergier nicht schnell genug befriedigen können....
...da bleibt fürwahr nur eine Erkenntnis, die Sie so schön schreiben: "Es ist freilich ein Jammer"
*seufz*
P.S.: An den "Bruno Kreisky" erinnere ich mich auch noch... vage... wenn auch dann mehr aufgrund der politischen Spitzen, die es zwischen FJS und Kreisky immer wieder gab... bzw. der Witze, die damals kursierten... aber jesses... das ist sooo lang her...