Love the future
Es läuten die Glocken, Schiffshörner ertönen und Knallkörper fliegen. „Feliz Año Nuevo!“ ertönt es fröhlich von allen Seiten.
Unter den Arkaden auf der Plaza feiern die Menschen:
Spitzhüte auf dem Kopf, bunte Kränze um den Hals, manche mit Plastikbehältern in der Hand - für die zwölf kleinen Trauben, die hier zur Begrüßung des Neuen Jahrs während seiner ersten Sekunden schnell gegessen werden. Papierschlangen fliegen durch die Luft, links und rechts krachen Böller, zünden bunte Feuerwerksraketen, dazu fremdkehlige Laute und all überall Lachen, Lachen, Lachen.
Während… anderswo...
...einige nicht mehr ganz so Nüchterne eine kesse Sohle aufs nasse Pflaster legen, sich im Dreivierteltakt um den Platz herum wiegen, angeheitert zuprosten oder sich bereits am Würstelstand mit der ersten Käsekrainer stärken. Alles Walzer!
...auf [drei]viertel Strecke dazwischen:
Der größte Platz der Stadt, der an sonnenwarmen Open-Air-Festivaltagen das pulsierende Zentrum dieser Großstadt markiert, ist gesäumt von dick gepolsterten Polizisten mit geschulterten Maschinengewehren, deren Blicke über die Schulter, nach vorn und zurück, von links nach rechts schweifen - auf der Suche nach dem unerwarteten Dunklen, Bösen, das überall zu lauern scheint: in der Stunde des Jahreswechsels, in der dicken Nebelsuppe, die sich über die Stadt gelegt und vor allem jenen Platz eingehüllt hat und sich gut zu verstecken weiß. Das unbekannte Böse verschwindet in diesem undurchsichtigen Dickicht aus Nebel- und Feuerwerks-rauchschwaden. Keine zehn Fuß weit ist der Feind zu sehen.
Das Knallen, Zischen und Heulen der Feuerwerkskörper wird scheinbar wie von Geisterhand gesteuert. So angestrengt einer auch lauschen mag: fröhliche Laute - Fehlanzeige! Bizarr dagegen die gespenstische Szenerie in der schwäbischen Provinz, die eher einem Spielberg`schen Filmset entsprungen zu sein scheint.
Wer sich davon in nördlicher Richtung entfernt, in die ehmals königliche Hauptstraße, um zum Bahnhof zu gelangen, muss sich den Weg durch fremdländisches, überwiegend männliches Stimmengewirr bahnen.
Nachdem das geschafft ist, bleibt einem der Weg hinab in den tiefgeschossigen Schlund zu S- und U-Bahnen dennoch verwehrt!
Mann neben Mann, allesamt wieder schwer bewaffnet, manche mit Walkie-Talkies und kleinen Video-Kameras auf den Schultern, versperren den Weg:
„G e s p e r r t !“ schreit einer,
während von irgendwoher funkende Töne zu hören sind, deren Codes nur Eingeweihte verstehen.
Aus der Körpersprache dieser Zehnerkette wird einem ziemlich schnell klar: Die Passage zu den Zügen ist gesperrt!
Warum oder weshalb?
Das wird einem nicht klar. Infos gibt es keine.
Die Männerkette steht stumm. Geradezu martialisch.
"Wackersdorf!"
kommt einem da in den Sinn....
"...wie vor über dreißig Jahren bei den Demos gegen die WiederAufarbeitungsAnlage in Wackersdorf..."
Dasselbe mulmige Gefühl beschleicht einen.
Nur dass es damals - anno 1984/1985 - um das Wahrnehmen der eigenen Bürgerrechte im Engagement für eine saubere Umwelt, für den Schutz einer heilen Heimat und gegen Atomkraft ging.
Und HEUTE... in der Silvesternacht 2016/2017 -
in dieser nebelverhangenen, düsteren Nacht - fragt man sich:
WER engagiert sich hier WOFÜR oder gegen WEN oder WAS?
WELCHER KAMPF wird hier geführt?
Sieht so der künftige SCHUTZ der öffentlichen Ordnung und der Masse der friedlichen Bürger:innen in unserem Land, in unserer Heimat aus?
Einer Ordnung und einer Heimat, die gegen eine unsichtbare Gefahr, gegen das Schreckgespenst des Terrors, geschützt und verteidigt werden muss!?
W E R hätte das vor ein oder zwei Jahren gedacht....,
...dass einem einmal vor der eigenen Haustür das fröhliche Silvesterfeiern abhanden kommen wird?
...dass einer künftig an südländische Gestade fliehen wird, um sich einen Rest menschlicher Unbekümmertheit zu bewahren und zu leben?
Während man selber im Hier und Jetzt vor der heimischen Polizeikette steht, unschlüssig, was tun und gefühlsvermischt mit Fragen wie:
„Wie heimkommen?“
„Wohin sich orientieren?“
„Wieder zurück woher man gekommen?“
„Oder zu Fuß… durch den dunklen Park…. vorbei an Europas größter immerhin taghell erleuchteter Bahnhofsbaustelle… von da… weiter zur Neckarstraße… hoffend… dass dort eine Stadtbahn an einer der Haltestellen vorbei fahrend einen mitnimmt…?“
Nach zweieinhalbstündiger Odyssee….
und endlich zu Hause -
überrascht einen
eine digitale Nachricht mit der Botschaft:
LOVE the FUTURE!
3198 mal gelesen
Unter den Arkaden auf der Plaza feiern die Menschen:
Spitzhüte auf dem Kopf, bunte Kränze um den Hals, manche mit Plastikbehältern in der Hand - für die zwölf kleinen Trauben, die hier zur Begrüßung des Neuen Jahrs während seiner ersten Sekunden schnell gegessen werden. Papierschlangen fliegen durch die Luft, links und rechts krachen Böller, zünden bunte Feuerwerksraketen, dazu fremdkehlige Laute und all überall Lachen, Lachen, Lachen.
Während… anderswo...
...einige nicht mehr ganz so Nüchterne eine kesse Sohle aufs nasse Pflaster legen, sich im Dreivierteltakt um den Platz herum wiegen, angeheitert zuprosten oder sich bereits am Würstelstand mit der ersten Käsekrainer stärken. Alles Walzer!
...auf [drei]viertel Strecke dazwischen:
Der größte Platz der Stadt, der an sonnenwarmen Open-Air-Festivaltagen das pulsierende Zentrum dieser Großstadt markiert, ist gesäumt von dick gepolsterten Polizisten mit geschulterten Maschinengewehren, deren Blicke über die Schulter, nach vorn und zurück, von links nach rechts schweifen - auf der Suche nach dem unerwarteten Dunklen, Bösen, das überall zu lauern scheint: in der Stunde des Jahreswechsels, in der dicken Nebelsuppe, die sich über die Stadt gelegt und vor allem jenen Platz eingehüllt hat und sich gut zu verstecken weiß. Das unbekannte Böse verschwindet in diesem undurchsichtigen Dickicht aus Nebel- und Feuerwerks-rauchschwaden. Keine zehn Fuß weit ist der Feind zu sehen.
Das Knallen, Zischen und Heulen der Feuerwerkskörper wird scheinbar wie von Geisterhand gesteuert. So angestrengt einer auch lauschen mag: fröhliche Laute - Fehlanzeige! Bizarr dagegen die gespenstische Szenerie in der schwäbischen Provinz, die eher einem Spielberg`schen Filmset entsprungen zu sein scheint.
Wer sich davon in nördlicher Richtung entfernt, in die ehmals königliche Hauptstraße, um zum Bahnhof zu gelangen, muss sich den Weg durch fremdländisches, überwiegend männliches Stimmengewirr bahnen.
Nachdem das geschafft ist, bleibt einem der Weg hinab in den tiefgeschossigen Schlund zu S- und U-Bahnen dennoch verwehrt!
Mann neben Mann, allesamt wieder schwer bewaffnet, manche mit Walkie-Talkies und kleinen Video-Kameras auf den Schultern, versperren den Weg:
„G e s p e r r t !“ schreit einer,
während von irgendwoher funkende Töne zu hören sind, deren Codes nur Eingeweihte verstehen.
Aus der Körpersprache dieser Zehnerkette wird einem ziemlich schnell klar: Die Passage zu den Zügen ist gesperrt!
Warum oder weshalb?
Das wird einem nicht klar. Infos gibt es keine.
Die Männerkette steht stumm. Geradezu martialisch.
"Wackersdorf!"
kommt einem da in den Sinn....
"...wie vor über dreißig Jahren bei den Demos gegen die WiederAufarbeitungsAnlage in Wackersdorf..."
Dasselbe mulmige Gefühl beschleicht einen.
Nur dass es damals - anno 1984/1985 - um das Wahrnehmen der eigenen Bürgerrechte im Engagement für eine saubere Umwelt, für den Schutz einer heilen Heimat und gegen Atomkraft ging.
Und HEUTE... in der Silvesternacht 2016/2017 -
in dieser nebelverhangenen, düsteren Nacht - fragt man sich:
WER engagiert sich hier WOFÜR oder gegen WEN oder WAS?
WELCHER KAMPF wird hier geführt?
Sieht so der künftige SCHUTZ der öffentlichen Ordnung und der Masse der friedlichen Bürger:innen in unserem Land, in unserer Heimat aus?
Einer Ordnung und einer Heimat, die gegen eine unsichtbare Gefahr, gegen das Schreckgespenst des Terrors, geschützt und verteidigt werden muss!?
W E R hätte das vor ein oder zwei Jahren gedacht....,
...dass einem einmal vor der eigenen Haustür das fröhliche Silvesterfeiern abhanden kommen wird?
...dass einer künftig an südländische Gestade fliehen wird, um sich einen Rest menschlicher Unbekümmertheit zu bewahren und zu leben?
Während man selber im Hier und Jetzt vor der heimischen Polizeikette steht, unschlüssig, was tun und gefühlsvermischt mit Fragen wie:
„Wie heimkommen?“
„Wohin sich orientieren?“
„Wieder zurück woher man gekommen?“
„Oder zu Fuß… durch den dunklen Park…. vorbei an Europas größter immerhin taghell erleuchteter Bahnhofsbaustelle… von da… weiter zur Neckarstraße… hoffend… dass dort eine Stadtbahn an einer der Haltestellen vorbei fahrend einen mitnimmt…?“
Nach zweieinhalbstündiger Odyssee….
und endlich zu Hause -
überrascht einen
eine digitale Nachricht mit der Botschaft:
LOVE the FUTURE!
Teresa HzW - 4. Jan, 12:00 - Rubrik Andern[w]Orts
Das war bestimmt
Es sollte Futon heißen.