Schierlend

Liebe Leserinnen und liebe Leser,

falls Sie denken,
ich hätte mich verschrieben:
Nein, nein.
Sie lesen richtig: s c h i e r l e n d !

Das Wort hat nichts mit dem Schielen zu tun [es sei denn Sie schielen nun mit einem Auge schon etwas weiter nach unten in meinem heutigen Eintrag], sondern es meint den Begriff "schillernd".
Der wiederum hat nichts mit dem Dichterfürsten gemein, auch wenn jener dem "Schierlend"[en] zugetan war, da er ihn inspirierte und anregte. In seinen Schriften kommen immer wieder Textpassagen vor, in denen er die Wirkung dieses "Wirtemberg"-spezifischen Rebensaftes preist:

Der Wirtemberger

Der Name Wirtemberg
schreibt sich vom Wirt am Berg
Ein Wirtemberger ohne Wein,
kann der ein Wirtemberger sein?


Na, was meinen Sie?

Natürlich, Sie wissen es längstens, liebe Leserinnen und liebe Leser, des Dichtersfürsten Frage ist so suggestiv gestellt, dass es darauf nur eine Antwort gibt: Für die Herstellung der berühmten Weinsorte dürfen Winzer nur Trauben aus dem Anbaugebiet Württemberg verwenden - einen Verschnitt aus Rotwein- und Weißwein-Trauben, die zur selben Zeit sowohl geerntet als auch gekeltert werden. Herauskommt dabei ein sog. "Rotling".


Was schillert hier denn so "Rotlings"?
<br />
Klar: Der Schiller[wein] mit Katz[e] im Grünen.


Laien bezeichnen den "Schillerwein" gern als "Rosé".
"D a s" - geneigte Leserschaft, ist jedoch "grottenfalsch"!
[wie der Schwabe sagen tät`].

Dieser köstliche Sommerwein, der am besten schön kalt serviert wird, ist eine eigene Weinart: Er existiert als Rotling neben Weißwein, Rotwein und dem Rosé!
Beim Ausbau der Weiß- oder Rotweine werden sortenreine Trauben verwendet.
Im Gegensatz dazu wird der Rotling aus verschiedenen Rot- und Weißgewächsen verschnitten. Für den "gemischten Satz" wählen hiesige Winzer gern eine milde säurearme Sorte wie den weißen Silvaner oder den Gutedel. Die rote Trollingertraube, der Affenthaler oder der Schwarzurban werden bevorzugt hinzu gemischt, um den Rotling zu "konservieren", also haltbar zu machen.

Es gäbe noch viel zu erzählen…. [mir fehlt nur leider die Zeit, indes der liebenswürdige Herr Josef, der fragte da nach… und daher… heute dieser Texteintrag… der sehr passend in diese Zeit Temperaturen wie in der Sahara haben wir hier: Heute Mittag um 13 Uhr im Halbschatten am Teich:  40 (!) - in Worten:  v i e r z i g  -  GRAD Celsius!
und zu diesem herrlichen Sahara-Hochsommer-Wetter…]




Indes.... ein paar Zeilen – wenn auch verkürzt - gönne ich Ihnen noch zur Historie… zu diesem alt[ehrwürdig]en Wein, der in "Wirtemberg" bereits im späten Mittelalter gekeltert wurde. Infolge der Irnisse der folgenden düsteren Zeiten verschwand er. Erst nachdem die Wirren der französischen Krieg[Revolution]e vorüber, fanden die Weinbauern im Schwäbischen wieder Zeit und Muse, sich dem qualitativ hochwertigem Weinanbau und damit auch dem Anbau dieser gemischten Rebsorten zu widmen.
Auch wenn der Vater des berühmten Dichterfürsten Johann Caspar (1723-1796) Schiller den württembergischen Weinbau förderte und sogar entsprechende Schriften abfasste, um anderen die Kunst des Winzerhandwerks zu vermitteln, der Name des Weins hat nichts mit der berühmten Dichtkunst von Friedrich [1759-1805] Schiller zu tun. Er kommt wirklich vom "schierlen", also vom "schillern"!

Schillern im Duett: "Was schierlet au da?"


Diese zartrosarote bis altgold "schi[er]l[l]e[r]nde" Farbe verleiht dieser Weinsorte den Namen.

Na denn werde ich mal ein paar Fläschle Schillerwein kühl stellen… damit er bis heute Abend wohl temperiert ist. Dann "schlotzt" er sich um so besser und erfrischt Geist und Seele!
Proscht!

Da gerät einer ganz schön ins Schwitzen. Was ihm aber nichts ausmacht, weil er ein "Rää:chter" ist - wie die Schwaben sagen, also ein "Richtiger", ein echter Schillerwein :-)
3443 mal gelesen
Margit (Gast) - 21. Aug, 16:38

Ich dachte, man schlotzt den Wein aus dem Henkelglas? Warum nehmen Sie WeinGLÄSER?

Teresa HzW - 22. Aug, 22:45

schlotzen oder trinken?

Sie sind - wie immer - eine sehr aufmerksame Leserin, liebe Margit. Da korrigiere ich mich gerne ;-) - denn eigentlich hätte ich schreiben müssen, "trinken", weil "schlotzen" sagt der Schwabe nur, wenn er seinen Wein aus dem Henkelglas "zu sich nimmt".

Mir schmeckt der Wein am besten aus dem klassischen Weinglas, die hier abgebildeten sind original mundgeblasene aus der Waldheimat :-)
Falkin - 21. Aug, 16:51

Ach herzallerliebwert-enzückend-ste, elfenhafte Teresa,

...und schon wieder muss ich ein wein-seliges Zipfelchen meiner Tarnmaske lupfen und mich als Nicht-Alkohol-Konsumentin outen. Anscheinend retardiere ich, dies indessen konsequent... und trinke vorliebelsweschen Apfelschorle oder *ich trau.s mich garnicht sagen, nicht...* Malzbier... wie in Kindertagen.

Aber der Himmlische Erpel, der liebt Wein. Hütet in seinem stillen KellerKämmerlein gar das eine oder andere Delikatesschen. Wenn.s dem werten Herrn Gatten nach ... ginge.... er unter die Weinbauer. Ihm werde ich zur Feierabendentspannung Ihren interessanten und ihn sicherlich verzückenden Beitrag vorlesen!

Mit allerherzlichstem Gruß:
Ihre Falkin

Teresa HzW - 22. Aug, 22:54

Malz[bier] oder nicht - das ist hier die Frage

Hach, HERZallerLIEBSTE Falkin, da haben wir also was gemeinsam:
Rücken Sie doch mal etwas näher... ja..ja... so.. no`a bissle... damit`s au koina hört!

"I drenk au Malzbier für mei Läba gern!"
Und zwischen all den Apfelsäften und französischen Mineralwässerchen und den Weinkisten, hach, ja, tatsächlich, AllerLiebwerteste, da steht doch wirklich ein Sixpack dieses süßlich bräunlichen Genusses, und wieder ganz klassisch von... KARAMALZ.
Am liebsten trinke ich es aus den 0,33ltr Fläschchen, die es eben nur im Sechserpack gibt. Ich bilde mir immer ein, dass dieses himmlische Palastgebräu aus der kleineren Flasche einfach süffiger ist wie aus den größeren Halbliter-Flaschen :-)

Ich hoffe doch, dem "Himmlischen Erpel" lief das Wasser im Munde zusammen... und ja... wenn wir uns dereinst einmal sehen werden würden täteteren, dann pack` ich ein Extra-Schierlendes Fläschle für Ihren Himmels-ERpel ein. VERSPROCHEN!

Mit einem aufstiebenden Ihnen hinauf streuenden August-Sternigen Himmelsgruß
allerHERZlichST
Ihre Teresa
Robert (Gast) - 21. Aug, 17:59

Heißt es nicht: Kenner trinken Württemberger, Frau Teresa?

Teresa HzW - 22. Aug, 23:00

Werbende Wein Werber

O D E R:
Badischer Wein - von der Sonne verwöhnt, lieber Robert!

Fällt Ihnen noch ein Slogan ein? ;-)
Schillernder (Gast) - 21. Aug, 18:02

wein ist der poeten heiliger geist
wohl bekomms

Teresa HzW - 22. Aug, 23:03

noch einer gefällig?

Bacchus der Vater,
Venus die Mutter,
Zorn die Hebamm,
Erzeugen das Podagram.

"Stößchen!"
;-)
Teresa HzW - 21. Aug, 18:51

Ursprungsquell von Der Wirtemberger

Merci für Ihre allerliebstgütigst eingegangenen bisherigen Kommentare... ich werde [S]sie alle noch gebührlich würdigen.

Indes ich zunächst noch die Ursprungs-Quelle des "Wirtemberger"schen Gedicht von Fritze Schiller benennen wollte [die ich vergaß, heute Mittag anzugeben... die Hitze... Sie verzeihn!]:
Aus Friedrich Schiller, Anthologie auf das Jahr 1782, Der Wirtemberger, Seite 162, erschienen bei J.B.Metzler Verlag, Stuttgart

Darin finden sich noch eine Unzahl an "feinen, tumpfen" Gedichten, wie auch jenes über "Kastraten und Männer", das ich beim dichterischen Josef drüben [re]zitiere ;-)

Bubi40 - 22. Aug, 08:45

es gibt fachleute, die sich für eine derartig vertiefende erläuterung gut bezahlen lassen ...
dass sie uns dieses vergnügen ohne bezahlung angedeihen lassen, verpflichtet uns, die wir hier lesen dürfen, zu größter dankbarkeit ...
es folgt der allbekannte tiefe knicks ... ;-)

Teresa HzW - 22. Aug, 23:07

Wissens[platt]form

Ich teile gern mein Wissen, lieber Josef, vor allem, wenn ich sooooooo liebenswürdige Leser wie Sie zu meinen Stamm-[Kommentierungs]Gästen zählen darf!

Und wenn nur ein[e] einzige[r] Freude daran hat, dann hat sich für mich schon die "Arbeit" gelohnt - *tief verbeug* ;-)

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