...z u r ü c k...
„Geh` mal eb`n Zig`retten hol`n“
Sprach`s…
und
…verschwand.
Auf nimmerwiedersehen…
…??
So könnte es manch Getreuen [treue(r) Leser[in],
auf Wi[e]der[W]orte vorgekommen sein…
weil da keine Abschiedszeilen waren.
Zuletzt.
Fünf Monate ist das her…
…fast auf den Tag...
Doch es war ja nicht so,
als ob da nichts geschrieben worden wäre…
„Warum hast nichts mehr eingestellt?“ –
will S I E wissen,
als wir uns nach
langer, langer Zeit
wiedersehen:
Zum Frühstücken....
heute Morgen!
„Die Umstände…. der Zeit….“ –
antworte ich.
S I E nickt, verständnisvoll.
So war das schon immer!
Wir haben uns immer wortlos verstanden.
Gleich wie viele Monate [oder Jahre] der Funkstille zwischen uns lagen.
Vor einer Woche i h r Anruf.
Ob ich Zeit hätte…
Nun sitzen wir hier.
Als sei`s erst gestern gewesen.
Und nicht wie zuletzt –
vor…
ich überlege laut:
„F Ü N F Jahren!?“
Sie nickt.
Wir sitzen uns vis-a-vis,
in unserem Café,
in dem wir uns seit Jahr und Tag am liebsten getroffen.
Vis-a-vis bedeutet am Tisch über Eck`, über`s rechtwinklige Eck, gleich beim großen Schiebefenster.
Schauen uns an:
Kein Gefühl von Fremdeln oder nicht wissen,
was man sagt.
Erzählen...
Doch davor bestellen wir -
wie früher:
Die eine - ein schwäbisches Marktfrühstück.
Die andere - ein Maritimes mit Lachs.
Außerdem:
Flasche Wasser?
„Natürlich!“
Einen Cappuccino.
Eine Grand Crème.
Später:
„Haben Sie Matè…?“
Der Kellner schüttelt den Kopf:
„Ayurveda…?“
Sie: „Besser wie Kaffee!“
„Das ist neu“, denke ich.
Den Matè vermisse sie am meisten,
den könne hier keiner – sei „drüben“ ein Kult[ur]getränk.
„Echt nur mit dem Trinkhalm“,
sagt sie.
„Klingt beinahe wie eine Metapher“,
sage ich.
Sie schweigt.
Nach längerem Nachdenken meint sie,
da sei wohl was dran, dass sie –
gemeint sind die Menschen dort, bei denen sie war –
sich an ihr Nationalgetränk klammerten…
„…wie an eine Art Strohhalm“,
ergänze ich.
Sie nickt heftig.
„Ist das der Grund, dass Du zurück gekommen bist?“,
frage ich.
Wieder nickt sie heftig, senkt den Kopf;
saugt einen langen Schluck durch den schwarzen, dicken Strohhalm, den ihr der Kellner auf Wunsch gebracht
und der seitdem in ihrem Ayurvedatee schwimmt.
„Ja, die ökonomischen Zwänge“,
seufzt sie und verzieht das Gesicht:
„mir fehlen noch wichtige Beitragsjahre für die Rente.
Ist doch verrückt, dass du in unserem Land in den letzten zwei, drei Jahren
so viele Abzüge hast, wenn Du früher aufhören möchtest“
„Wie viel macht das aus?“ –
hake ich nach.
„Bei mir fast 18 Prozent,
wenn ich mich drüben zur Ruhe gesetzt hätte.“
„18 Prozent!“
Ich schlucke,
das ist nach der langen Zeit, die sie schon gearbeitet,
fast ein Fünftel, das ihr die Rentenversicherung abknapsen würde.
„Für mehr als drei Jahrzehnte Knechtschaft“,
legt sie nach,
„wenn… ich jetzt früher aufhörte!“
Die Betriebsrente wäre auch futsch gewesen,
klagt sie und schiebt nach:
„also nicht wirklich weg, aber mit erheblichen Einbußen.“
Außerdem werde die erst ab dem gesetzlichen Renteneintritt ausgezahlt.
Drüben sei alles sehr, sehr teuer – selbst für unsere Verhältnisse, meint sie.
Dazu eine galoppierende Inflation.
Mittelschicht gäbe es so gut wie keine mehr.
Außer Spekulanten und Gaunern – gleich aus welcher Elite die kämen.
Downsizing auf breiter Front, durch alle Schichten.
Keiner sei davon verschont.
Die Talfahrt lange nicht zu Ende.
Das Land abgeschnitten von der Globalisierung.
„Könnte auch sein Gutes haben…“ sage ich leise und denke dabei an die Globalisierung,
die Heuschrecken gleich immer engere Kreise um den Globus zieht.
„Glaubst D U!?“ –
erwidert sie spöttisch und gerät in Rage:
Die Gewinner der desolaten Wirtschaftsmisere seien nur Großkonzerne,
vor allem die globalen Agrarriesen und Pharmakonzerne.
Wo einst Rinder weideten,
wachse nun der Genmais, der mutierte Raps
für den westlichen Wohlstand.
Selbst das Nationalgericht,
dickfleischige Steaks, sei für die meisten unerschwinglich,
wegen der galoppierenden Inflation.
Die einstmals fruchtbaren Pampas verseucht,
da auf Teufel komm` raus gesprüht werde -
damit die Profite weiter wachsen,
Glyphosat sei noch eine der harmloseren und nur eine von vielen Giftspritzen,
die zum Einsatz kämen…
Daher sei es auf dem Land nicht wirklich besser,
keineswegs besser als in der Stadt…
„…und die Menschen?“,
frage ich mit gedämpfter Stimme nach?
„Desillusionniert,
halten sich fest –
an ihren Traditionen: Matè, Musik, Machismo!
Schwierig…
für alle –
vor allem die Frauen…
keine Zukunft… – für die Kinder!“
Ein depressiver Windstoß weht über den Tisch.
Ist es ihre Stimme,
die zunehmend monotoner klingt,
je länger sie erzählt?
Oder der kalte Luftzug,
der von der Straße durch die Terrassentür,
die der Kellner an diesem Morgen –
viel zu früh und viel zu weit geöffnet hat,
herein dringt.
Mich fröstelt.
Und jetzt? – frage ich:
„Heuerst Du wieder beim alten Arbeitgeber an?“
Seit einem Dreivierteljahr sei sie wieder dort.
Das überrascht mich,
und insgeheim frage ich mich,
warum sie sich nicht früher gemeldet hat!?
„Hatte eine Rückkehroption,
ginge heute nicht mehr!“
antwortet sie mir ungefragt, als ob ich die Frage danach gleich stellen würde.
Allerdings…
ihr käme es nach diesen Jahren im Ausland so vor,
als ob sie – nun hier –
zurück in der deutschen Heimat –
auf einem anderen Planeten gelandet wäre!
Ich nicke.
„Ja, hat sich viel verändert - s e i t […] d e m….“
Wir schweigen beide.
Schauen vor uns hin.
Ihr Blick geht tief ins Glas.
Dabei rührt sie langsam mit dem Strohhalm in ihrem Pseudomatétee herum.
Mein Blick geht hinaus streift über den Marktplatz,
wo die Menschen vorbei huschen, vorbei schlendern, vorbei eilen.
Ich schaue den einen oder anderen nach…
Jeder dritte mit Migrationshintergrund…
„Sag` mal“
unterbricht sie fragend unsere sinnierende Stille,
„schreibst du noch dein Blog…
ähm… „…Wi[e]der[W]orte!“
„…liegt grad ein bisserl auf Eis“,
antworte ich.
„Warum?“
„Die Umstände….
...die Zeit….“
sage ich.
Sie nickt - wissend - und fragt:
„Gibt es meinen Zugang noch?“
„Hmmm... ich glaube, schon“, sage ich und wende mich mit einem überraschten Blick von den vorbei schlendernden Menschen zu ihr hin:
„Magst wieder einsteigen?“
„JA“, sagt sie,
„Maluceane ist zurück!“
2501 mal gelesen
Sprach`s…
und
…verschwand.
Auf nimmerwiedersehen…
…??
So könnte es manch Getreuen [treue(r) Leser[in],
auf Wi[e]der[W]orte vorgekommen sein…
weil da keine Abschiedszeilen waren.
Zuletzt.
Fünf Monate ist das her…
…fast auf den Tag...
Doch es war ja nicht so,
als ob da nichts geschrieben worden wäre…
„Warum hast nichts mehr eingestellt?“ –
will S I E wissen,
als wir uns nach
langer, langer Zeit
wiedersehen:
Zum Frühstücken....
heute Morgen!
„Die Umstände…. der Zeit….“ –
antworte ich.
S I E nickt, verständnisvoll.
So war das schon immer!
Wir haben uns immer wortlos verstanden.
Gleich wie viele Monate [oder Jahre] der Funkstille zwischen uns lagen.
Vor einer Woche i h r Anruf.
Ob ich Zeit hätte…
Nun sitzen wir hier.
Als sei`s erst gestern gewesen.
Und nicht wie zuletzt –
vor…
ich überlege laut:
„F Ü N F Jahren!?“
Sie nickt.
Wir sitzen uns vis-a-vis,
in unserem Café,
in dem wir uns seit Jahr und Tag am liebsten getroffen.
Vis-a-vis bedeutet am Tisch über Eck`, über`s rechtwinklige Eck, gleich beim großen Schiebefenster.
Schauen uns an:
Kein Gefühl von Fremdeln oder nicht wissen,
was man sagt.
Erzählen...
Doch davor bestellen wir -
wie früher:
Die eine - ein schwäbisches Marktfrühstück.
Die andere - ein Maritimes mit Lachs.
Außerdem:
Flasche Wasser?
„Natürlich!“
Einen Cappuccino.
Eine Grand Crème.
Später:
„Haben Sie Matè…?“
Der Kellner schüttelt den Kopf:
„Ayurveda…?“
Sie: „Besser wie Kaffee!“
„Das ist neu“, denke ich.
Den Matè vermisse sie am meisten,
den könne hier keiner – sei „drüben“ ein Kult[ur]getränk.
„Echt nur mit dem Trinkhalm“,
sagt sie.
„Klingt beinahe wie eine Metapher“,
sage ich.
Sie schweigt.
Nach längerem Nachdenken meint sie,
da sei wohl was dran, dass sie –
gemeint sind die Menschen dort, bei denen sie war –
sich an ihr Nationalgetränk klammerten…
„…wie an eine Art Strohhalm“,
ergänze ich.
Sie nickt heftig.
„Ist das der Grund, dass Du zurück gekommen bist?“,
frage ich.
Wieder nickt sie heftig, senkt den Kopf;
saugt einen langen Schluck durch den schwarzen, dicken Strohhalm, den ihr der Kellner auf Wunsch gebracht
und der seitdem in ihrem Ayurvedatee schwimmt.
„Ja, die ökonomischen Zwänge“,
seufzt sie und verzieht das Gesicht:
„mir fehlen noch wichtige Beitragsjahre für die Rente.
Ist doch verrückt, dass du in unserem Land in den letzten zwei, drei Jahren
so viele Abzüge hast, wenn Du früher aufhören möchtest“
„Wie viel macht das aus?“ –
hake ich nach.
„Bei mir fast 18 Prozent,
wenn ich mich drüben zur Ruhe gesetzt hätte.“
„18 Prozent!“
Ich schlucke,
das ist nach der langen Zeit, die sie schon gearbeitet,
fast ein Fünftel, das ihr die Rentenversicherung abknapsen würde.
„Für mehr als drei Jahrzehnte Knechtschaft“,
legt sie nach,
„wenn… ich jetzt früher aufhörte!“
Die Betriebsrente wäre auch futsch gewesen,
klagt sie und schiebt nach:
„also nicht wirklich weg, aber mit erheblichen Einbußen.“
Außerdem werde die erst ab dem gesetzlichen Renteneintritt ausgezahlt.
Drüben sei alles sehr, sehr teuer – selbst für unsere Verhältnisse, meint sie.
Dazu eine galoppierende Inflation.
Mittelschicht gäbe es so gut wie keine mehr.
Außer Spekulanten und Gaunern – gleich aus welcher Elite die kämen.
Downsizing auf breiter Front, durch alle Schichten.
Keiner sei davon verschont.
Die Talfahrt lange nicht zu Ende.
Das Land abgeschnitten von der Globalisierung.
„Könnte auch sein Gutes haben…“ sage ich leise und denke dabei an die Globalisierung,
die Heuschrecken gleich immer engere Kreise um den Globus zieht.
„Glaubst D U!?“ –
erwidert sie spöttisch und gerät in Rage:
Die Gewinner der desolaten Wirtschaftsmisere seien nur Großkonzerne,
vor allem die globalen Agrarriesen und Pharmakonzerne.
Wo einst Rinder weideten,
wachse nun der Genmais, der mutierte Raps
für den westlichen Wohlstand.
Selbst das Nationalgericht,
dickfleischige Steaks, sei für die meisten unerschwinglich,
wegen der galoppierenden Inflation.
Die einstmals fruchtbaren Pampas verseucht,
da auf Teufel komm` raus gesprüht werde -
damit die Profite weiter wachsen,
Glyphosat sei noch eine der harmloseren und nur eine von vielen Giftspritzen,
die zum Einsatz kämen…
Daher sei es auf dem Land nicht wirklich besser,
keineswegs besser als in der Stadt…
„…und die Menschen?“,
frage ich mit gedämpfter Stimme nach?
„Desillusionniert,
halten sich fest –
an ihren Traditionen: Matè, Musik, Machismo!
Schwierig…
für alle –
vor allem die Frauen…
keine Zukunft… – für die Kinder!“
Ein depressiver Windstoß weht über den Tisch.
Ist es ihre Stimme,
die zunehmend monotoner klingt,
je länger sie erzählt?
Oder der kalte Luftzug,
der von der Straße durch die Terrassentür,
die der Kellner an diesem Morgen –
viel zu früh und viel zu weit geöffnet hat,
herein dringt.
Mich fröstelt.
Und jetzt? – frage ich:
„Heuerst Du wieder beim alten Arbeitgeber an?“
Seit einem Dreivierteljahr sei sie wieder dort.
Das überrascht mich,
und insgeheim frage ich mich,
warum sie sich nicht früher gemeldet hat!?
„Hatte eine Rückkehroption,
ginge heute nicht mehr!“
antwortet sie mir ungefragt, als ob ich die Frage danach gleich stellen würde.
Allerdings…
ihr käme es nach diesen Jahren im Ausland so vor,
als ob sie – nun hier –
zurück in der deutschen Heimat –
auf einem anderen Planeten gelandet wäre!
Ich nicke.
„Ja, hat sich viel verändert - s e i t […] d e m….“
Wir schweigen beide.
Schauen vor uns hin.
Ihr Blick geht tief ins Glas.
Dabei rührt sie langsam mit dem Strohhalm in ihrem Pseudomatétee herum.
Mein Blick geht hinaus streift über den Marktplatz,
wo die Menschen vorbei huschen, vorbei schlendern, vorbei eilen.
Ich schaue den einen oder anderen nach…
Jeder dritte mit Migrationshintergrund…
„Sag` mal“
unterbricht sie fragend unsere sinnierende Stille,
„schreibst du noch dein Blog…
ähm… „…Wi[e]der[W]orte!“
„…liegt grad ein bisserl auf Eis“,
antworte ich.
„Warum?“
„Die Umstände….
...die Zeit….“
sage ich.
Sie nickt - wissend - und fragt:
„Gibt es meinen Zugang noch?“
„Hmmm... ich glaube, schon“, sage ich und wende mich mit einem überraschten Blick von den vorbei schlendernden Menschen zu ihr hin:
„Magst wieder einsteigen?“
„JA“, sagt sie,
„Maluceane ist zurück!“
Teresa HzW - 24. Sep, 13:53 - Rubrik Wiederworte
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