[Czokhlejd]-City
Beinahe wäre es ins Wasser gefallen… das persönliche Kennenlernen…. angesichts des schlechten Wetters. Und nicht nur das…
Manchmal gab es schlichtweg kein Durchkommen in dem Menschen-Gewühle, in das ich allüberall am vergangenen Wochenende geriet…wegen des größten und schönsten aller Lauf-Sport-Events in Osteuropa: dem Marathon.
In Prag.
Auch wenn mich nach dem vielen Regen genau dieser Massenauflauf, der die Menge einer zusätzlichen Kleinstadt von 10.000 bis 15.000 Menschen in die ohnehin engen Gassen spülte, gewaltig nervte.
Insofern konnte ich jene Ausstellung…..
...nicht anschauen, obwohl ich liebend gern hinein gegangen wäre, weil Kucera einfach ein wunderbarer Menschenfotograf ist. Ungeschminkt, unverblümt, unverschnörkelt und unvoreingenommen zeigt er in der jeweiligen Lebenssituation die Menschen. Da braucht`s vorher keine Maske, da wird kein spezielles Licht abgewartet oder mit Scheinwerfern und Lampen gearbeitet. Ein Kucera fotografiert[e] schon immer drauf los, wie ihm die Leute vor die Linse liefen.
Genau das: diesen unverstellten Blick, den er wie kein anderer drauf hat, den hätte ich mir gern in den Ausstellungsräumen der Prager Burg angesehen. Noch dazu… im Teresienflügel… wenn das kein Omen ist, dachte ich mir… und suchte nach diesem Gebäudetrakt, der für mich sakrisch schlecht zu finden gewesen wäre, hätte ich nicht Alter Egon dabei gehabt. Der alte Fährtenleser mit seiner Sherlock Holmes`schen Spürnase nahm mich an der Hand und führte mich zielstrebig auf den
Teresi[a]enischen Gebäudetrakt zu, wo im nieselnden Regen bereits eine Menschenschlange hinter der Absperrung wartete.
"Wegen geschlossener Gesellschaft kann heute der Prachtsaal und der Každopádně-Saal nicht besichtigt werden. Wir danken für Ihr Verständnis“ – stand da auf einem an der Gebäudemauer angebrachtem klein bedrucktem Fresszettel, der genauso aussah, wie die Organisation der ganzen Events hier oben auf der Burg!
Uns stand bereits der Grant im Gesicht, nachdem wir von der einen Ordnerin mit dem Hinweis:
"Da vorne links abbiegen, dann gerade aus durch den Torbogen und dahinter rechts, geht’s hier ins Gebäude herein“ im mittlerweile strömenden Regen ums halbe Gebäude geschickt worden wären, wäre es mir nicht spanisch, zumindest jedoch sehr tschechisch vorgekommen. Also fragte ich nach der linken Abbiegung einen der Ordner, welche die dortige Absperrung bewachten. Es sah nämlich eigentlich so aus, als ob keiner mehr hinein käme:
"Im Moment: Drei Stunden Wartezeit!“ – sagte der zu mir.
"Ach Herrje!“ – dachte ich.
Ein Blick zur Uhr, welche zu dem Zeitpunkt Sechzehn-Uhr-Zehn zeigte, bedeutete mir, dass ich selbst bei einer wundersamen Verlängerung der offiziellen Öffnungszeiten von achtzehn Uhr auf neunzehn Uhr, nicht mehr in den Genuss von Kucera`s wunderbaren schwarz-weiß-Fotografien käme, da die Burgmuseen hier oben allesamt um 18 Uhr schließen.
Ziemlich angesäuert, dachte ich: "...bevor es heißt: Außer Spesen….“ - dann wenigstens noch ein kleiner Gang durchs berühmte "Goldene Gässchen“, von dem der Vater mir vorschwärmte und das sich laut Burgskizze gleich in der Nähe befände. Also nahm ich den Wolkenbruch hin. Eilte dahin - bei Alter Egon eingehakt - unter einem klatschnassen Groß-Regenschirm, von dem es mir seitlich auf den linken Oberarm tropfte sowie sich ab und zu ein Rinnsal in den Nacken hinein ergoss. Alter Egon hatte sich beim Verlassen des Hotels nämlich standhaft und erfolgreich geweigert, seinen eigenen Schirm mitzunehmen: "Ich brauch keinen, wegen den paar Tropfen, die es regnen wird und wenn haben wir den Großschirm.“ Es erübrigt sich wohl anzumerken, dass ich den zu schleppen hatte.
Immerhin… bereits nach dem zehn Minuten Walk zum Wenzelsplatz hatte es zu tröpfeln begonnen und ich konnte "meinen“ Schirm – zunächst für mich allein zum Einsatz bringen. Allerdings hatte da Petrus noch ein Einsehen… anders nun… Stunden später hoch droben auf der Burg… da goss es aus vollen Kübeln herab.
Als endlich das Goldene Gässchen gefunden war… versperrte eine Schranke, wie man sie von manchen Toilettenhäuschen an Autobahnraststätten her kennt, den erhofften Durchgang in diese historische Gasse.
Hier wie dort wäre nun Wegezoll zu entrichten gewesen: Ich erinnere zwei Euro… Da platzte Alter Egon der Kragen, zumal von hinten schon das nächste Bataillon Bustouristen auf Tuchfühlung heran rückte.
"Die kassieren hier wohl für alles ab!“ – grantelte der Alte vor sich hin.
"Ja, ein Wunder, dass wir noch umsonst geradeaus gucken dürfen“ - ätzte ich hinterher.
Über eine kurze Seitengasse traten wir daraufhin den "Rückweg" an: rechts hinunter auf den Hauptweg und fädelten uns ein in die drangvolle Enge der Touristenmeute, die sich in Richtung einer steilen Kopfsteinpflaster-Treppe talwärts schob. Nach gefühlten fünf Stürzen, in denen ich mich auf die vor mir trotte[l]nde Menge hinab fallen sah, erreichten wir endlich den in der Talsohle liegenden Metro-Eingang. Die richtige Metro A zu finden, war einfach, man brauchte sich nur der hin- und her wogenden Menschenmenge anschließen. Die ließ mir sogar Zeit, mich im Vorbeischieben an einem Metroplan zu orientieren.
"Die vierte müssen wir raus“ – schrie ich Alter Egon zu, der gefährlich weit weg ins gegenüberliegende Eck abgedrängt zu werden drohte. An der Rolltreppe, die in den tief unten liegenden Gleisschlund hinab führte, kamen wir wieder zusammen.
"Na wer sagts denn“ meinte er, drückte mich und meinte zum Vordermann: "Aber Leid druckts doch ned so, sonst wer ma ja no dadruckt!“
Aber es verstand ihn wohl keiner, weil sich die Masse unbeirrt weiter schob bis auf den Bahnsteig und in die jeweiligen an- und abfahrenden Metro-Bahnen, die beinahe im Ein-Minuten-Takt hielten.
"Da könnten sich die Stuttgarter Schwaben Betriebe [also die SSB] mal ein Beispiel nehmen!“ – sagte ich laut.
Die Hinauffahrt aus dem Schlund am Namestí Míru setzte mir allerdings gewaltig zu.
"So eine steile, lange Rolltreppe wäre bei uns nicht genehmigt worden“ – stellte ich fest. Da es mir je länger und steiler es – im gefühlten 85-Grad-Winkel empor ging – um so flauer in der Magengegend wurde. Nach drei Minuten Rolltreppenfahrt kam endlich das Ende dieser Drucketse in Sicht.
"Noch zehn Meter und ich hätt` dem Vordermann in den Stiefel gekübelt“ – keuchte ich, gerettet hat mich die Konzentration auf gerade diese Sportstiefel meines Rolltreppen-Vordermannes: "Welche Größe die haben? Von welchem Hersteller sie sind?“
Es erübrigt sich wohl in gleichsam minutiös schildernder Ausschmückung weiter zu erzählen… etwa, dass...
… wir keine Eintrittskarte für einen Jazzbesuch weder im legendären Prager Jazzclub Reduta – noch einem anderen – in jenen Tagen ergattern konnten;
…dass Alter Egon 1100 Kronen für zwei Gläser Kir Royal löhnte, die er im Restaurant Le Papillon bestellte – leichtsinniger Weise ohne vorher in die Karte zu sehen;
…dass unser Hotel über eine phantastische Bibliothek, die sämtliche Werke Goethe`s und Schiller`s umfasste… sowie einige rare Schätzchen… von Seume, Schlegel und anderen enthielt; die Bücher allesamt offensichtlich aus einem Nachlass ungarischer Juden stammten, jedenfalls ließ der Name „Rosenwasser“, der in vielen Büchern auf die erste Seite eingestempelt war, darauf schließen… die meisten Ausgaben stammten aus dem frühen 20. Jahrhundert, erworben zumeist in den 1920er Jahren;
…ich in der räumlichen Enge der Bibliothek beim Hinaufsteigen auf die Bücherregale und rückwärtigen wieder Hinsetzen meinen Erdbeer Mojito umstieß, der sich wie durch ein Wunder nicht in die Bücher, dafür über meine Hose ergoß;
…ich weder einen Antiquitätenladen noch eines der vielen Antiquariate von innen zu Gesicht bekam, weil die an diesem Samstagmorgen wegen der drangvollen Enge der Menschenmassen wohlweißlich alle geschlossen hatten [zumindest die fünf, an denen wir vorbeikamen!]
…ich am Sonntagmorgen um neun Uhr in den Genuss des Prager Marathonlaufs kam, als ich den Startschuss hörte… hinein mitlaufend träumte… für einen Bruchteil einer Zehntelsekunde, bevor ich doch nicht mitgelaufen ;-)… dafür dem Massen[auf]lauf schnell zurück in die Waldheimat… entflohen bin;
…ich in Prag manchmal den Eindruck hatte, ich befände mich in Brüssel! Vielleicht lag dies daran, dass gleich um die Ecke die Straßen Bruselská und Belgique lagen und mich der Baustil des Vinorhadý-Quartiers eben sehr an die Brüsseler Diplomatenstadt erinnerte… wie auch die Läden, die sich dort aneinanderreihten: Chocolatiers und Restaurants – in derBrüsseler mitteleuropäischen Architektur des 19. Jahrhunderts….
…ich drei Tage lang verzweifelt auf der Suche nach der großen Spezialität der Goldenen Stadt, dem Prager "Schwitzkoffer“ war ;-) – nirgends bekam ich dieses tschechische Nationalgericht, sviczková, Lendenbraten mit sämiger Rahmsoße und Knédlika…. *Grmmmbllll*
…dafür aß ich in einem spanischen Restaurant, das sich auch am Rande der Wüste hätte befinden können und den stimmigen Namen Saharacafe trug, eine der dortigen Spezialitäten: "Marocco“ – ein Hirsegericht mit Lammkoteletts, Okra, gelbe Rüben, Paprika, Tomaten – Das Gericht, das quasi wie ein Eintopf in einem tiefen Teller serviert wurde, war so scharf, dass ich es nur mit viel Flüssigkeit einer hinzu gereichten undefinierbaren Tunke, die jedoch herrlich nach Minze, Kreuzkümmel und anderen exotischen Gewürzen schmeckte, verspeisen konnte; es war allerdings sehr lecker!
…ich mich in Prag bisweilen wie in einem Gefängnis fühlte… was auch an dem vielen Regen gelegen haben könnte, der die Stadt mit seinen dunklen, tief hängenden Wolken gefangen nahm;
…das Highlight und Glanzlicht dieser Tage ein "b l i n d d a t e“ war… und ich wette, diese zwei kleinen Wörter wecken Ihre Lebens[Lese]geister und Sie werden nun alle schlagartig hellhörig…
;-)
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Manchmal gab es schlichtweg kein Durchkommen in dem Menschen-Gewühle, in das ich allüberall am vergangenen Wochenende geriet…wegen des größten und schönsten aller Lauf-Sport-Events in Osteuropa: dem Marathon.
In Prag.
Auch wenn mich nach dem vielen Regen genau dieser Massenauflauf, der die Menge einer zusätzlichen Kleinstadt von 10.000 bis 15.000 Menschen in die ohnehin engen Gassen spülte, gewaltig nervte.
Insofern konnte ich jene Ausstellung…..
...nicht anschauen, obwohl ich liebend gern hinein gegangen wäre, weil Kucera einfach ein wunderbarer Menschenfotograf ist. Ungeschminkt, unverblümt, unverschnörkelt und unvoreingenommen zeigt er in der jeweiligen Lebenssituation die Menschen. Da braucht`s vorher keine Maske, da wird kein spezielles Licht abgewartet oder mit Scheinwerfern und Lampen gearbeitet. Ein Kucera fotografiert[e] schon immer drauf los, wie ihm die Leute vor die Linse liefen.
Genau das: diesen unverstellten Blick, den er wie kein anderer drauf hat, den hätte ich mir gern in den Ausstellungsräumen der Prager Burg angesehen. Noch dazu… im Teresienflügel… wenn das kein Omen ist, dachte ich mir… und suchte nach diesem Gebäudetrakt, der für mich sakrisch schlecht zu finden gewesen wäre, hätte ich nicht Alter Egon dabei gehabt. Der alte Fährtenleser mit seiner Sherlock Holmes`schen Spürnase nahm mich an der Hand und führte mich zielstrebig auf den
Teresi[a]enischen Gebäudetrakt zu, wo im nieselnden Regen bereits eine Menschenschlange hinter der Absperrung wartete.
"Wegen geschlossener Gesellschaft kann heute der Prachtsaal und der Každopádně-Saal nicht besichtigt werden. Wir danken für Ihr Verständnis“ – stand da auf einem an der Gebäudemauer angebrachtem klein bedrucktem Fresszettel, der genauso aussah, wie die Organisation der ganzen Events hier oben auf der Burg!
Uns stand bereits der Grant im Gesicht, nachdem wir von der einen Ordnerin mit dem Hinweis:
"Da vorne links abbiegen, dann gerade aus durch den Torbogen und dahinter rechts, geht’s hier ins Gebäude herein“ im mittlerweile strömenden Regen ums halbe Gebäude geschickt worden wären, wäre es mir nicht spanisch, zumindest jedoch sehr tschechisch vorgekommen. Also fragte ich nach der linken Abbiegung einen der Ordner, welche die dortige Absperrung bewachten. Es sah nämlich eigentlich so aus, als ob keiner mehr hinein käme:
"Im Moment: Drei Stunden Wartezeit!“ – sagte der zu mir.
"Ach Herrje!“ – dachte ich.
Ein Blick zur Uhr, welche zu dem Zeitpunkt Sechzehn-Uhr-Zehn zeigte, bedeutete mir, dass ich selbst bei einer wundersamen Verlängerung der offiziellen Öffnungszeiten von achtzehn Uhr auf neunzehn Uhr, nicht mehr in den Genuss von Kucera`s wunderbaren schwarz-weiß-Fotografien käme, da die Burgmuseen hier oben allesamt um 18 Uhr schließen.
Ziemlich angesäuert, dachte ich: "...bevor es heißt: Außer Spesen….“ - dann wenigstens noch ein kleiner Gang durchs berühmte "Goldene Gässchen“, von dem der Vater mir vorschwärmte und das sich laut Burgskizze gleich in der Nähe befände. Also nahm ich den Wolkenbruch hin. Eilte dahin - bei Alter Egon eingehakt - unter einem klatschnassen Groß-Regenschirm, von dem es mir seitlich auf den linken Oberarm tropfte sowie sich ab und zu ein Rinnsal in den Nacken hinein ergoss. Alter Egon hatte sich beim Verlassen des Hotels nämlich standhaft und erfolgreich geweigert, seinen eigenen Schirm mitzunehmen: "Ich brauch keinen, wegen den paar Tropfen, die es regnen wird und wenn haben wir den Großschirm.“ Es erübrigt sich wohl anzumerken, dass ich den zu schleppen hatte.
Immerhin… bereits nach dem zehn Minuten Walk zum Wenzelsplatz hatte es zu tröpfeln begonnen und ich konnte "meinen“ Schirm – zunächst für mich allein zum Einsatz bringen. Allerdings hatte da Petrus noch ein Einsehen… anders nun… Stunden später hoch droben auf der Burg… da goss es aus vollen Kübeln herab.
Als endlich das Goldene Gässchen gefunden war… versperrte eine Schranke, wie man sie von manchen Toilettenhäuschen an Autobahnraststätten her kennt, den erhofften Durchgang in diese historische Gasse.
Hier wie dort wäre nun Wegezoll zu entrichten gewesen: Ich erinnere zwei Euro… Da platzte Alter Egon der Kragen, zumal von hinten schon das nächste Bataillon Bustouristen auf Tuchfühlung heran rückte.
"Die kassieren hier wohl für alles ab!“ – grantelte der Alte vor sich hin.
"Ja, ein Wunder, dass wir noch umsonst geradeaus gucken dürfen“ - ätzte ich hinterher.
Über eine kurze Seitengasse traten wir daraufhin den "Rückweg" an: rechts hinunter auf den Hauptweg und fädelten uns ein in die drangvolle Enge der Touristenmeute, die sich in Richtung einer steilen Kopfsteinpflaster-Treppe talwärts schob. Nach gefühlten fünf Stürzen, in denen ich mich auf die vor mir trotte[l]nde Menge hinab fallen sah, erreichten wir endlich den in der Talsohle liegenden Metro-Eingang. Die richtige Metro A zu finden, war einfach, man brauchte sich nur der hin- und her wogenden Menschenmenge anschließen. Die ließ mir sogar Zeit, mich im Vorbeischieben an einem Metroplan zu orientieren.
"Die vierte müssen wir raus“ – schrie ich Alter Egon zu, der gefährlich weit weg ins gegenüberliegende Eck abgedrängt zu werden drohte. An der Rolltreppe, die in den tief unten liegenden Gleisschlund hinab führte, kamen wir wieder zusammen.
"Na wer sagts denn“ meinte er, drückte mich und meinte zum Vordermann: "Aber Leid druckts doch ned so, sonst wer ma ja no dadruckt!“
Aber es verstand ihn wohl keiner, weil sich die Masse unbeirrt weiter schob bis auf den Bahnsteig und in die jeweiligen an- und abfahrenden Metro-Bahnen, die beinahe im Ein-Minuten-Takt hielten.
"Da könnten sich die Stuttgarter Schwaben Betriebe [also die SSB] mal ein Beispiel nehmen!“ – sagte ich laut.
Die Hinauffahrt aus dem Schlund am Namestí Míru setzte mir allerdings gewaltig zu.
"So eine steile, lange Rolltreppe wäre bei uns nicht genehmigt worden“ – stellte ich fest. Da es mir je länger und steiler es – im gefühlten 85-Grad-Winkel empor ging – um so flauer in der Magengegend wurde. Nach drei Minuten Rolltreppenfahrt kam endlich das Ende dieser Drucketse in Sicht.
"Noch zehn Meter und ich hätt` dem Vordermann in den Stiefel gekübelt“ – keuchte ich, gerettet hat mich die Konzentration auf gerade diese Sportstiefel meines Rolltreppen-Vordermannes: "Welche Größe die haben? Von welchem Hersteller sie sind?“
Es erübrigt sich wohl in gleichsam minutiös schildernder Ausschmückung weiter zu erzählen… etwa, dass...
… wir keine Eintrittskarte für einen Jazzbesuch weder im legendären Prager Jazzclub Reduta – noch einem anderen – in jenen Tagen ergattern konnten;
…dass Alter Egon 1100 Kronen für zwei Gläser Kir Royal löhnte, die er im Restaurant Le Papillon bestellte – leichtsinniger Weise ohne vorher in die Karte zu sehen;
…dass unser Hotel über eine phantastische Bibliothek, die sämtliche Werke Goethe`s und Schiller`s umfasste… sowie einige rare Schätzchen… von Seume, Schlegel und anderen enthielt; die Bücher allesamt offensichtlich aus einem Nachlass ungarischer Juden stammten, jedenfalls ließ der Name „Rosenwasser“, der in vielen Büchern auf die erste Seite eingestempelt war, darauf schließen… die meisten Ausgaben stammten aus dem frühen 20. Jahrhundert, erworben zumeist in den 1920er Jahren;
…ich in der räumlichen Enge der Bibliothek beim Hinaufsteigen auf die Bücherregale und rückwärtigen wieder Hinsetzen meinen Erdbeer Mojito umstieß, der sich wie durch ein Wunder nicht in die Bücher, dafür über meine Hose ergoß;
…ich weder einen Antiquitätenladen noch eines der vielen Antiquariate von innen zu Gesicht bekam, weil die an diesem Samstagmorgen wegen der drangvollen Enge der Menschenmassen wohlweißlich alle geschlossen hatten [zumindest die fünf, an denen wir vorbeikamen!]
…ich am Sonntagmorgen um neun Uhr in den Genuss des Prager Marathonlaufs kam, als ich den Startschuss hörte… hinein mitlaufend träumte… für einen Bruchteil einer Zehntelsekunde, bevor ich doch nicht mitgelaufen ;-)… dafür dem Massen[auf]lauf schnell zurück in die Waldheimat… entflohen bin;
…ich in Prag manchmal den Eindruck hatte, ich befände mich in Brüssel! Vielleicht lag dies daran, dass gleich um die Ecke die Straßen Bruselská und Belgique lagen und mich der Baustil des Vinorhadý-Quartiers eben sehr an die Brüsseler Diplomatenstadt erinnerte… wie auch die Läden, die sich dort aneinanderreihten: Chocolatiers und Restaurants – in der
…ich drei Tage lang verzweifelt auf der Suche nach der großen Spezialität der Goldenen Stadt, dem Prager "Schwitzkoffer“ war ;-) – nirgends bekam ich dieses tschechische Nationalgericht, sviczková, Lendenbraten mit sämiger Rahmsoße und Knédlika…. *Grmmmbllll*
…dafür aß ich in einem spanischen Restaurant, das sich auch am Rande der Wüste hätte befinden können und den stimmigen Namen Saharacafe trug, eine der dortigen Spezialitäten: "Marocco“ – ein Hirsegericht mit Lammkoteletts, Okra, gelbe Rüben, Paprika, Tomaten – Das Gericht, das quasi wie ein Eintopf in einem tiefen Teller serviert wurde, war so scharf, dass ich es nur mit viel Flüssigkeit einer hinzu gereichten undefinierbaren Tunke, die jedoch herrlich nach Minze, Kreuzkümmel und anderen exotischen Gewürzen schmeckte, verspeisen konnte; es war allerdings sehr lecker!
…ich mich in Prag bisweilen wie in einem Gefängnis fühlte… was auch an dem vielen Regen gelegen haben könnte, der die Stadt mit seinen dunklen, tief hängenden Wolken gefangen nahm;
…das Highlight und Glanzlicht dieser Tage ein "b l i n d d a t e“ war… und ich wette, diese zwei kleinen Wörter wecken Ihre Lebens[Lese]geister und Sie werden nun alle schlagartig hellhörig…
;-)
Teresa HzW - 15. Mai, 07:17 - Rubrik Wiederworte
Was Prag betrifft, fühlte ich die Stadt damals trotz strahlendem Sonnenschein irgendwie dunkel und düster.
Die Menschenmengen auf der Karlsbrücke haben mich auch angezipft, aber hm... es ist halt mal eine Touri-Attraktion. Und beim Goldgasserl ist es mir genauso ergangen wie dir. Die hatten mir schon soviel Kohle abgeknöpft, dass ich mich weigerte, für den Durchgang zu zahlen.
Trotzdem waren es 3 unvergessliche Tage in Prag, die ich dort mit einer mir sehr lieben Menschin verbracht habe.
24/7/365
Interessant... dass ich mit meiner sehr subjektiven Wahrnehmung dieser Stadt nicht alleine bin!
Das letzte Mal als ich dort war, das ist eine Ewigkeit her [also bestimmt 20 Jahre!] - da war die Stadt noch "normal"... einfach eine "ost"mitteleuropäische Stadt... noch ohne schicke Läden, dafür erinnere ich eine Gasse, an der ein Buchantiquariat am andern, ein Antiquitätenhändler am nächsten lag... dauernd überlege ich, ob ich das nur geträumt habe oder doch die Stadt verwechsle... aber ich bin mir sicher, dass das Prag war... weil neben Breslau war es die erste Stadt auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs, die ich nach dem Fall der Mauer sah...
Aufgrund der tollen Menschen, denen ich dort begegnet bin, ist mir der Aufenthalt ebenfalls unvergesslich... allerdings... wird sich mir der Stadtbesuch selbst wohl eher negativ ins Gedächtnis einspeichern, zumindest erhellt um diese Erkenntnisse:
+ Städtetouren in die Metropolen dieser Welt nur noch in der winterlichen Nebensaison
+ künftig immer checken, ob zum Wunschtermin Marathonis laufen...
;-)))