Die Frühlingsfeyer

Meine aktuellen Ausführungen in der Na[c]htkant[in]e sind inspiriert vom berühmten Klopstock`schen Gedicht "Die Frühlingsfeyer".

Daher stelle ich Ihnen, liebe Leser-innen-Kommentator-innen,
heute einige [Hintergrund]Infos dazu ein.


Friedrich Gottlieb Klopstock ist einer der einflussreichsten und bedeutendsten deutschen Schriftsteller des 18. Jahrhunderts.
Er hat zu seiner Zeit auch Herrn von Goethe beeinflusst.
Im Jahr 1724 als ältestes von siebzehn Kindern geboren. Nach der Veröffentlichung der ersten drei Gesänge seines Messias bricht Klopstock im Jahr 1748 sein Theologiestudium ab, weil er sich ganz der Schriftstellerei widmen möchte. In Langensalza (Sachsen) nimmt er eine Hauslehrerstelle an. "Dort erlebt er in den zwei Jahren seines Aufenthaltes die leidenschaftliche Liebe zu dem Mädchen Maria-Sophia Schmidt, den Rausch der Hoffnung, die Enttäuschung und schließlich die Elegie der Entsagung. Das führte dazu, dass er in diesen zwei Jahren die schönsten seiner früheren Oden für die unnahbare Geliebte dichtete. Die Veröffentlichung der Oden entfachte einen Begeisterungssturm unter den Gegnern der bis dahin vorherrschenden "vernünftigen“ Poetik Johann Christoph Gottscheds. Es war die Geburtsstunde der reinen Dichtung.
" Klopstock gilt [wenn man dem Wikipedia-Eintrag glauben darf] als "wichtiger Vertreter" der Empfindsamkeit.

Am bekanntesten ist noch heute seine Hymne

Die Frühlingsfeyer
in der ersten Fassung von 1759 //
Die Nähe zu Gebet und Predigt ist unüberhörbar.


Nicht in den Ocean
Der Welten alle
Will ich mich stürzen!
Nicht schweben, wo die ersten Erschafnen,
Wo die Jubelchöre der Söhne des Lichts
Anbeten, tief anbeten,
Und in Entzückung vergehn!
Nur um den Tropfen am Eimer,
Um die Erde nur, will ich schweben,
Und anbeten!
Halleluja! Halleluja!
Auch der Tropfen am Eimer
Rann aus der Hand des Allmächtigen!
Da aus der Hand des Allmächtigen
Die grössern Erden quollen,
Da die Ströme des Lichts
Rauschten, und Orionen wurden;
Da rann der Tropfen
Aus der Hand des Allmächtigen!
Wer sind die tausendmal tausend,
Die myriadenmal hundert tausend,
Die den Tropfen bewohnen?
Und bewohnten?
Wer bin ich?
Halleluja dem Schaffenden!
Mehr, als die Erden, die quollen!
Mehr, als die Orionen,
Die aus Strahlen zusammenströmten!
Aber, du Frühlingswürmchen,
Das grünlichgolden
Neben mir spielt,
Du lebst;
Und bist, vielleicht - -
Ach, nicht unsterblich!
Ich bin herausgegangen,
Anzubeten;
Und ich weine?
Vergieb, vergieb dem Endlichen
Auch diese Thränen,
O du, der seyn wird!
Du wirst sie alle mir enthüllen
Die Zweifel alle
O du, der mich durchs dunkle Thal
Des Todes führen wird!
Dann werd ich es wissen:
Ob das goldne Würmchen
Eine Seele hatte?
Warest du nur gebildeter Staub,
Würmchen, so werde denn
Wieder verfliegender Staub,
Oder was sonst der Ewige will!
Ergeuß von neuem, du mein Auge,
Freudenthränen!
Du, meine Harfe,
Preise den Herrn!
Umwunden, wieder von Palmen umwunden
Ist meine Harfe!
Ich singe dem Herrn!
Hier steh ich.
Rund um mich ist Alles Allmacht!
Ist Alles Wunder!
Mit tiefer Ehrfurcht,
Schau ich die Schöpfung an!
Denn Du,
Namenlosester, Du!
Erschufst sie!
Lüfte, die um mich wehn,
Und süsse Kühlung
Auf mein glühendes Angesicht giessen,
Euch, wunderbare Lüfte,
Sendet der Herr? Der Unendliche?
Aber itzt werden sie still; kaum athmen sie!
Die Morgensonne wird schwül!
Wolken strömen herauf!
Das ist sichtbar der Ewige,
Der kömmt!
Nun fliegen, und wirbeln, und rauschen die Winde!
Wie beugt sich der bebende Wald!
Wie hebt sich der Strom!
Sichtbar, wie du es Sterblichen seyn kannst,
Ja, das bist du sichtbar, Unendlicher!
Der Wald neigt sich!
Der Strom flieht!
Und ich falle nicht auf mein Angesicht?
Herr! Herr! Gott! barmherzig! und gnädig!
Du Naher!
Erbarme dich meiner!
Zürnest du, Herr, weil Nacht dein Gewand ist?
Diese Nacht ist Seegen der Erde!
Du zürnest nicht, Vater!
Sie kömmt, Erfrischung auszuschütten
Ueber den stärkenden Halm!
Ueber die herzerfreuende Traube!
Vater! Du zürnest nicht!
Alles ist stille vor dir, du Naher!
Ringsum ist Alles stille!
Auch das goldne Würmchen merkt auf!
Ist es vielleicht nicht seelenlos?
Ist es unsterblich?
Ach vermöcht ich dich, Herr, wie ich dürste, zu
preisen!
Immer herrlicher offenbarst du dich!
Immer dunkler wird, Herr, die Nacht um dich!
Und voller von Seegen!
Seht ihr den Zeugen des Nahen, den zückenden
Blitz?
Hört ihr den Donner Jehovah?
Hört ihr ihn?
Hört ihr ihn?
Den erschütternden Donner des Herrn?
Herr! Herr! Gott! barmherzig und gnädig!
Angebetet, gepriesen
Sey dein herrlicher Name!
Und die Gewitterwinde? Sie tragen den Donner!
Wie sie rauschen! Wie sie die Wälder
durchrauschen!
Und nun schweigen sie! Majestätischer
Wandeln die Wolken herauf!
Seht ihr den neuen Zeugen des Nahen,
Seht ihr den fliegenden Blitz?
Hört ihr, hoch in den Wolken, den Donner des
Herrn?
Er ruft Jehovah!
Jehovah!
Jehovah!
Und der gesplitterte Wald dampft!
Aber nicht unsre Hütte!
Unser Vater gebot
Seinem Verderber
Vor unsrer Hütte vorüberzugehn!
Ach schon rauschet, schon rauschet
Himmel und Erde vom gnädigen Regen!
Nun ist, wie dürstete sie! Die Erd erquickt,
Und der Himmel der Fülle des Seegens entladen!
Siehe, nun kömmt Jehovah nicht mehr im Wetter!
Im stillen, sanften Säuseln
Kömmt Jehovah!
Und unter ihm neigt sich der Bogen des Friedens.
1994 mal gelesen
Sani (Gast) - 22. Mai, 00:01

Jesses, gehts Ihnen gut?

Teresa HzW - 22. Mai, 06:21

Alles gutt! :-)
Rosenkavalier (Gast) - 22. Mai, 16:36

Zu trübselig ist es, mir dünkt, es passt das Frühlingsgedicht von Ludwig Hölty mit dem sinnigen Titel besser zu Ihnen, Verehrteste,
als
Aufmunterung zur Freude

Wer wollte sich mit Grillen plagen,
Solang uns Lenz und Jugend blühn;
Wer wollt in seinen Blütentagen
Die Stirn in düstre Falten ziehn?

Die Freude winkt auf allen Wegen,
Die durch dies Pilgerleben gehn;
Sie bringt uns selbst den Kranz entgegen,
Wann wir am Scheidewege stehn!

Noch rinnt und rauscht die Wiesenquelle,
Noch ist die Laube kühl und grün,
Noch scheint der liebe Mond so helle,
Wie er durch Adams Bäume schien!

Noch macht der Saft der Purpurtraube
Des Menschen krankes Herz gesund,
Noch schmeckt in der Abendlaube
Der Kuß auf einen roten Mund!

Noch tönt der Busch voll Nachtigallen
Dem Jüngling hohe Wonne zu,
Noch strömt, wenn ihre Lieder schallen,
Selbst in zerrißne Seelen Ruh!

O wunderschön ist Gottes Erde
Und wert, darauf vergnügt zu sein!
Drum will ich, bis ich Asche werde,
Mich dieser schönen Erde freun!

Sani (Gast) - 22. Mai, 23:59

gefällt mir, das andere ist verquastes Zeug.
Rosenkavalier (Gast) - 23. Mai, 15:34

Gehen Sie nicht zu hart mit dem Frühlingsgedicht ins Gericht, werte Mit:Leserin, es erfordert eine besondere Grundgestimmtheit für den Klopstock, sonst empfindet man ihn als – ich würde es – antiquiert nennen. Selbst ich bin erstaunt, dass mir seine Frühlingsfeier heute nicht trübselig eher feierlich anmutet.
Teresa HzW - 23. Mai, 18:54

Gedichte und Blumen

Es ist mit Gedichten wie mit Blumen, lieber Rosenkavalier, liebe Sani, - sie duften jeden Tag anders.
Teresa HzW - 23. Mai, 18:55

@Sani und Rosenkavalier

Haben Sie Beide eigentlich mal in die Nachtkantine hinein gelesen?
Bubi40 - 23. Mai, 10:48

schau bitte mal in deinen briefkasten ... ;-)

Teresa HzW - 23. Mai, 18:56

@Bubi40-Josef

…...wie schön!
;-)

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