Gedenktage

Ich schüttele den Kopf.
Gestern war ein Jahrestag.
Die Machtergreifung Hitlers jährte sich zum 80sten Mal.
Wieder fragten sich Politik, Medien und Gesellschaft [also dazu gehören ja eigentlich wir Bürger!]: Wie hat es so weit kommen können? Wie konnte das passieren?

Zum Erinnerungsgedenken werden Bedeutungsschwangere Reden gehalten, Reportagen und Dokumentationen gezeigt. Auf dass wir, die Nachgeborenen, das nie vergessen mögen,.

Keine Frage, das Leid derer, die in die Mühlen und Fänge dieser Machtmißbraucher gerieten und derer, die überlebten, kann durch nichts wieder gut gemacht werden. Was mich jedoch stört, ist, dass all diese Gedenktage immer rückwärts gewandt sind und nie vorwärts orientiert. Etwa in dem Sinne, dass bei einer solchen Gedenkfeier auch einmal thematisiert und gefragt würde:
WAS hat die Gesellschaft, unsere Nation daraus gelernt?
WELCHE Schutzmaßnahmen gibt es, damit sich solche Geschichte nicht wiederholt?
WAS wird für die Aussöhnung getan?
WAS wird heute getan, damit ein einzelner oder eine kleine Clique Willkürträger nicht wieder eine ganze Nation terrorisieren und unsägliches Leid über die Menschheit bringen können...

Gerade der Bericht von Human Rights Watch heute Morgen schockiert!
[Hinweis zum Youtube-Video: Die PK beginnt erst bei 10Min35]

Gestern der Erinnerung gedacht!
Und heute?
Andernorts wieder ähnliches Unrecht und weiterhin Unmenschlichkeit.

DAS ist es, wo ich den Kopf schüttele und denke:
Die Menschheit hat nichts dazu gelernt! Und solche Gedenktage markieren lediglich einen Tag im Kalender, bevor zum nächsten Termin weiter geblättert wird.
1883 mal gelesen
Bubi40 - 31. Jan, 14:27

was für däfetistische überlegungen ...

der herr wird es richten , denn siehe, es steht geschrieben :

"Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit ohne von Gott; wo aber Obrigkeit ist, ist die von Gott verordnet."
Römer 13. 1
item :
"Zuletzt, meine Brüder, seid stark in dem HERRN und in der Macht seiner Stärke." Epheser 6.10
item :
"Ihr seid begierig, und erlangt's damit nicht; ihr hasset und neidet, und gewinnet damit nichts; ihr streitet und krieget. Ihr habt nicht, darum daß ihr nicht bittet; . . ."
Jakobus 4. 2

also, lasset uns bitten und vertrauen ... oder ?

zum geleit :
schwachsinnige , machtbesessene und skrupellose psychopathen gab es, gibt es und wird es immer geben.

Teresa HzW - 4. Feb, 21:08

Vertrauen... UND Hoffnung

Ihrem Geleitwort wage ich nicht zu widersprechen, auch wenn ich`s liebend gern täte, aber die Lebenserfahrung lehrt[e] mich dasselbe, lieber Josef.

Den biblischen Psalmen zugewandt, möchte ich Ihnen mit dem österreichischen Kaffeehausliteraten, Peter Altenberg (1859-1919) antworten, der einmal sagte: "Gott denkt in den Genies, träumt in den Dichtern und schläft in den übrigen Menschen."
Der Spruch triffts, denke ich, ganz gut.
Wenn man den Mensch von nebenan nicht wachrüttelt, schläft er die meiste Zeit seines Lebens vor sich hin... daher sind diese Gedenktage halt doch wichtig... auch wenn ich sie lieber mehr vorwärtsgewandt hätte, indes... die Hoffnung stirbt zuletzt und was nicht ist, kann noch werden.
Bubi40 - 6. Feb, 09:39

hab ick ihnen vergnatzt, det se wieder "sie" uff mir sagen ??? ;-)
Robert (Gast) - 31. Jan, 16:07

Ihre Wut und Ohnmacht ist verständlich. Zwei solche Ereignisse dicht aneinander, da bleibt Ratlosigkeit zurück.

Teresa HzW - 4. Feb, 20:47

Ratlosigkeit!

Das drückt es am besten aus!
"Wut" weniger, zumal wenn "Wut" das vorherrschende Gefühl wäre, müßte sie dann nicht zielgerichtet [zB "gegen" etwas] sein?
Ist sie aber nicht, lieber Robert, denn - wenn man der Statistik glauben darf - ist noch heute [!!] jede dritte Familie in Deutschland in irgendeiner Form von den [transgenerationalen] Aus[ u/od Folge]wirkungen dieses dunklen Kapitels[2. WK] betroffen.
Mag sein, dass dies auch der Grund ist, dass sich die [Ur]Enkel[innen]-Generation zunehmend stärker damit befasst. Und: DAS IST GUT SO!
bonanzaMARGOT - 31. Jan, 17:41

ein menschenleben ist zu kurz.

Teresa HzW - 4. Feb, 20:53

Kurzes Menschenleben

Ja! viel zu kurz!
Umso wichtiger ist daher die Auseinandersetzung damit, wobei ich denke, sie wird zu jeder Zeit [auch aufgrund der Entfernung von den historischen Erfahrungen] und aufgrund der dann anderen Lebensverhältnisse eine andere Auseinandersetzung mit dieser Vergangenheit sein.

btw: Wie schön, Sie wieder einmal hier kommentierend anzutreffen, lieber Bonanzamargot.
Jossele - 2. Feb, 14:34

Haben denn Menschen je wirklich aus ihrer Geschichte gelernt?

Die Machtergreifung Hitlers war möglich weil sehr, sehr viele Menschen, aus welchen Gründen immer, dies zugelassen haben.
Was wir heute daraus lernen können ist, es war möglich und es ist möglich.
Es ist möglich Mozart zu lieben und gleichzeitig in einem Konzentrationslager menschenunwürdiges zu veranlassen.

Ich denke, wir sollten die Verantwortung nicht an die Gesellschaft dellegieren (ihre Fragen betreffend, Was hat die Gesellschaft, Nation daraus gelernt, etc.), sondern Ursachen in uns selbst suchen.

Warum schreibe ich das so?
Nun, es ist leicht, Hitler oder irgendeinen vergleichbaren "Diktator" (und derer gibt es viele, selbst in demokratischen Staaten) Schuld zu manifestieren. Gründe, Abgründe, dafür, dass dies geschehen konnte, liegen in sehr, sehr vielen von uns.
Was kann ICH dagegen tun?

Teresa HzW - 4. Feb, 21:20

WAS tun?

Wie viel Wahres auch aus Ihren Zeilen spricht, lieber Jossele, und ohne es mir zu leicht machen zu wollen, indes ich würde mich wiederholen, daher würde hier auch die eine oder andere Antwort passen, die ich bereits oben bei den anderen mir sehr geschätzten Kommentatoren schrieb.
Was Ihre letzte Frage betrifft, die wohl mehr als rhetorische Frage gelesen werden könnte; da gibt es einen wunderbaren japanischen Spruch [ich weiß leider nicht mehr von welchem "Tsun" oder "Tse" ;-)], der da lautet: "Keine Straße ist lang mit einem Freund an der Seite." Und wenn man wenigstens einen solchen hat, kann man gemeinsam zu zweit schon mal ein paar Schritte tun... oder wie wir es hier alle miteinander tun: darüber reden und schreiben! :-)
Hans Zusl (Gast) - 6. Feb, 21:33

Austerität

war's, liebe Teresa, die Brüning der damaligen volkswirtschaftlichen Lehre folgend als Konsequenz der Weltwirtschaftskrise dem Volk verordnete. Der Staatshaushalt hatte ausgeglichen zu sein, so das Dogma, ungeachtet des dadurch geschaffenen Leidens. Für den aufgestauten Leidensdruck bot die versprochene Zeit der "ordentlichen Beschäftigungspolitik", wie sich ein vorzeitig zu Tode gekommener Kärntner Landeshauptmann im Landtag auszudrücken beliebte, ein willkommenes Entlastungsventil. Diese "ordentliche Beschäftigungspolitik" stützte sich allerdings auf ein geheim gehaltenes Staatsverschuldungsprogramm, an dem nicht gänzlich unerhebliche Teile der Industrie teilnahmen. Darüber wird, gar nicht seltsam, ebenfalls nicht diskutiert.

Nichts anderes geschieht heute, angesichts einer sogenannten Staatsschuldenkrise. Austerität wird diesmal aber von außen diktiert. Die Konsequenzen sind dieselben, wie damals - mit einem kleinen Unterschied: heute kann man sich über die Zusammenhänge und Folgen aus unzähligen Quellen informieren, eine Art Synopsis betreiben, um sich eine breit abgestützte Meinung dazu zu bilden. Darauf verzichten aber viele, teils aus Bequemlichkeit, teils aus eingebildetem Unvermögen, teils aus offener Ablehnung, teils aus unerschütterlicher Indoktriniertheit.

Tatsächlich gibt es nicht wenige Zeitgenossen, die den Ausspruch des ehemaligen Landeshauptmanns für richtig befinden. Ihnen stünden, wie jedem anderen aufgeklärten Mitmenschen auch, vielfältige Recherchemöglichkeiten offen, um sich kundig zu machen. Kundig darüber, unter welch quälenden Verhältnissen sich die damalige "Beschäftigungspolitik" von Beginn an ereignete.

Ich bekomme bei dem Thema regelmäßig Ausschlag, deshalb muss ich's jetzt wieder lassen ; )

Teresa HzW - 10. Feb, 21:56

Wie immer fällt man auf Seiten der Verantwortlichen von einem Extrem ins andere. Da bin ich ganz bei Ihnen, lieber Hans. Ihr Kommentar beschäftigte mich so sehr, dass es mir nicht damit getan schien, ihn mit ein paar Zeilen zu beantworten, sondern mir ein eigener Eintrag dafür angemessen scheint, zu dem Ihre Zeilen mich inspirierten! Ich konnte nicht anders, die Austerität und meine Gedanken dazu in einen eigenen Blogeintrag zu fassen.
:-D
Teresa HzW - 8. Feb, 00:50

Herzlich Dank für die neuen Kommentare!
Ich werde sie morgen beantworten.

Lieber Gruß allen
Teresa :-)

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